Von der DEL2 bis zur NHL

Das gab es noch nie: Fünf Nürnberger fahren zur Eishockey-Weltmeisterschaft

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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8.12.2023, 14:16 Uhr
Den Adler auf der Brust, eine Hymne im Ohr: Roman Kechter (ganz links) und Simon Wolf (ganz rechts) kennen das schon von der U18-WM.

© Imago Images Den Adler auf der Brust, eine Hymne im Ohr: Roman Kechter (ganz links) und Simon Wolf (ganz rechts) kennen das schon von der U18-WM.

Inzwischen spielen sie bei fünf unterschiedlichen Klubs. Doch seit diesem Mittwoch haben sie nicht nur eine gemeinsame Vergangenheit, sondern auch eine gemeinsame Gegenwart: Torhüter Simon Wolf, Verteidiger Leo Hafenrichter und die Angreifer Roman Kechter, Linus Brandl und Kevin Bicker wurden für die U20-Weltmeisterschaft in Schweden (26. Dezember 2023 bis 5. Januar 2024) nominiert. Ab dem kommenden Montag bereiten sich die fünf in Füssen mit der deutschen Nationalmannschaft auf das derzeit wichtigste Turnier im Welteishockey vor.

Neun Jahre sind vergangen, seitdem sich im Eishockey zuletzt die besten Spieler der Welt in einem Turnier gegenüber gestanden waren. Seit den ansonsten denkbar unheilvollen Olympischen Spielen 2014 in Sotschi haben sich der Weltverband und die National Hockey League, also vor allem die Milliarden-schweren Eigentümer der Klubs, nicht mehr auf eine Teilnahme der NHL-Profis einigen können. Bei den jährlich ausgerichteten Weltmeisterschaften der Männer sind deshalb stets nur jene Spieler am Start, deren Teams bereits in den NHL-Playoffs ausgeschieden sind, - und das ist auch nur die Theorie. Im Welteishockey befürchtet man, die Generation um Connor McDavid niemals bei einem Turnier auf dem Eis zu sehen - was bedeutet, dass auch eine deutsche Mannschaft um die Ausnahmespieler Leon Draisaitl (Edmonto), Tim Stützle (Ottawa) und Moritz Seider (Detroit) nicht auf dieser Ebene antreten wird.

Seider, Peterka, Bicker?

Umso wichtiger ist die U20-WM geworden. Seit jeher ist der Blick in die Zukunft für Talentscouts, Berater und nicht zuletzt für die jungen Spieler selbst bedeutend gewesen. Dazu kommt die Tradition, dass in kanadischen Familien und zunehmend auch in den USA zwischen den Jahren der Fernseher mit den Spielen der U20-WM läuft. Auch deshalb ist das Turnier für den Weltverband eine sprudelnde Einnahmequelle.

Deutschland war bei diesem Turnier lange kein Stammgast in der A-Gruppe. Doch zuletzt hatten es die Junioren dreimal in Folge ins Viertelfinale geschafft, wobei das 1:11 gegen die USA zuletzt ernüchternd war. Unter der Anleitung von Ex-Profi Tobias Abstreiter nimmt ein neuer Jahrgang neuen Anlauf, wobei auch diesmal ein herausragender Spieler fehlt, wie es Seider, Stützle, der in Nürnberg geborene Lukas Reichel oder JJ Peterka waren. Aber vielleicht entwickelt sich ja in den maximal schweren Gruppenspielen gegen Kanada, Lettland, Schweden und Finnland ein Spieler zu einem herausragenden Akteur. Zum Beispiel ein Spieler, der beim EHC 80 Nürnberg ausgebildet wurde. Denn davon werden insgesamt fünf in Göteborg zu sehen sein.

Ein Neumarkter Stürmer in Straubing

Roman Kechter ist in Nürnberg aufgewachsen und hat es nach einigen Umwegen mittlerweile zum eigentlich unverzichtbaren Stammspieler bei den Ice Tigers geschafft. Das Ziel haben auch Linus Brandl und Kevin Bicker, allerdings versuchen sie das an anderen DEL-Standorten. Der Neumarkter Brandl hat inzwischen seine ersten Einsätze für die Straubing Tigers absolviert. Der Schwabacher Kevin Bicker, als einziger unter den fünf ehemaligen EHC80-Spielern (von den Detroit Red Wings) beim NHL-Draft ausgewählt, läuft regelmäßig für die Löwen Frankfurt auf. Verteidiger Leo Hafenrichter spielt für den EC Bad Nauheim in der DEL2. Und Torhüter Simon Wolf, eigentlich aus Rothenburg ob der Tauber, versucht sich über die renommierte Red-Bull-Akademie im Profibereich zu etablieren.

Zunächst einmal aber wollen sie ins Viertelfinale - und vielleicht sogar ein bisschen mehr.

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