Achtbares 27:31

Fast der Kiel-Coup! Starker HCE schrammt an der Sensation vorbei

Andreas Pöllinger

Sport-Redaktion

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9.12.2023, 22:19 Uhr
Sicher konnte man sich nicht sein, dass das etwas werden würde beim HCE gegen Kiel: Auch Veit Mävers bewies gegen den THW am Samstag das Gegenteil.    

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Sicher konnte man sich nicht sein, dass das etwas werden würde beim HCE gegen Kiel: Auch Veit Mävers bewies gegen den THW am Samstag das Gegenteil.    

16 Spiele, 16 Niederlagen: Gegen den THW Kiel hatte der HCE in der Vergangenheit mal mehr und mal weniger gut ausgesehen, bislang aber stets verloren. Bei der erneuten Kraftprobe in Nürnberg änderte sich daran trotz entschlossener Erlanger Gegenwehr nichts. Gegen den in dieser Saison schon einige Male erstaunlich wackligen Branchenprimus, der zuletzt jedoch keines der letzten sechs Spiele verloren hatte, sah der HCE beim respektablen 27:31 (14:18) allerdings gut aus.

Komplizierte Anfangsphase

7096 Zuschauer in der Arena bedeuteten gegen den Rekordmeister eine Rekordkulisse in dieser Runde. Die Treffer von Patrick Wiencek und des in Franken sozialisierten Steffen Weinhold bedeuten aus Erlanger Sicht rasch ein 0:2. Auch wenn Christopher Bissel, der den Ball ins linke Kreuzeck beförderte, aus fränkischer Handball-Sicht darauf eine Antwort hatte, war der HCE in der vierten Minute 1:4 hinten.

Und gleichwohl? Gestalteten die Gastgeber das eigentlich ungleiche Duell in der darauffolgenden Phase mindestens ausgeglichen. Dem HCE half, dass die heimische Halle, die in der komplizierten Startphase bereits ein gutes Gespür gezeigt hatte, die Zusatzenergie spendete, die Erlangen brauchte. Entsprechend angespornt verrichtete der HCE seine Abwehrarbeit nicht nur im Innenblock zupackend, sondern arbeitete sich auch mit gelungenen Offensivaktionen nun sukzessive heran.

Nachdem Christoph Steinert den Zuckerpass von Simon Jeppsson mit dem Anschlusstreffer zum 3:4 versüßt hatte (9.), war es erneut Erlangens DHB-Akteur, dem sich nach dem von ihm im Tempospiel erzielten Ausgleich in Überzahl die Möglichkeit zur Führung bot. Weil das Spielgerät am leeren THW-Tor vorbeistrich, wurde nichts daraus. Gute Handball-Laune machte der HCE den lautstarken Heimfans in diesen Minuten aber allemal.

Nachdem das Team von Hartmut Mayerhoffer eine gewisse Zeit Schritt gehalten hatten, gaben gegen das von Filip Jicha trainierte Spitzenteam in Folge Kleinigkeiten den Ausschlag. Lutz Heiny, dessen neuer Verein nach dieser Saison mit dem TuS N-Lübbecke auch nach Selbstauskunft sein alter wird, scheiterte am Iinken Innenpfosten. Nachdem sich der Ex-Erlanger Petter Overby erfolgreich durchgetankt hatte, war der HCE in Unterzahl mit 7:12 hinten.

Gegen das abgezockt agierende Starensemble von der Förde raffte sich Erlangen mit viel Mentalität aber erneut auf. Reduzierte den Rückstand mit gelungenen Angriffen und bot dem Turnverein Hassee-Winterbek couragiert Paroli. Unterstützend dabei wirkten? Einige Paraden von Klemen Ferlin, der für Bertram Obling zwischen den rot-blauen Pfosten übernommen hatte, und Veit Mävers‘ Sicherheit vom Siebenmeterstrich. Der HCE hatte bis zur Pause immer wieder Antworten, 14:18 hieß es entsprechend in Nürnberg beim Kabinengang nur.

Irgendwie entfesselt präsentierte sich die im unteren Tabellendrittel gefesselte Erlanger auch nach Wiederbeginn. Der HCE hatte sich sehr gut in die Partie gekämpft. Ein Traumtor von Hampus Olsson resultierte im 16:18 und einer Zwei-Minuten-Strafe für den THW (34.). Der Traum vom Kiel-Coup lebte, auch weil sich der HCE auch nachfolgend mehr als respektabel aus der Affäre zog.

Ferlins Paraden und Mävers‘ Sicherheit aus sieben Meter halfen weiter. Als Kapitän Firnhaber den Ball in den Kreis springend ins Tor getippt hatte, zog ein mächtiger Klatschpappensturm auf. Nachdem Bissel konsequent verwertet und so in der 42. Minute den Anschluss bewerkstelligt hatte, war dieser Sturm in vollem Gange. "Wir wollen euch siegen sehen", skandierte die Supporters Crew nun Unglaubliches formulierend. Es schien möglich. Der Vibe stimmte. Weil Mävers wieder einen Siebenmeter verwandelte hatte und Ferlin mit seiner jetzt x-ten Parade in dieser Phase auffällig wurde, blieb das Spiel vollkommen offen.

Der HCE half sich selbst. Nachdem bei Heinys Aufsetzer der Ball über den Kieler Kasten gesprungen war, traf Tim Zechel und Erlangen blieb dran. Auch wenn das Heimpublikum alles gab, blieb der THW bei der Torerzielung unbarmherzig. Millimeter für Millimeter entfernte sich Kiel nun wieder. 24:28 hieß es aus Erlanger Sicht in der 55. Minute. Als Jeppsson und auch Zechel an der Torumrahmung verzweifelt waren, war Erlangens Niederlage nicht mehr zu verhindern. Ausgiebigen Applaus in der Arena gab’s trotzdem.

HC Erlangen: Obling, Ferlin; Mävers 6/6, Zechel 5, Steinert 3, Bissel 3, Olsson 3, Firnhaber 2, Svensson 1, Link 1, Büdel 1, Heiny 1, Seitz 1.

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