
Auswärtsmisere beendet
Wahnsinn in Magdeburg: Club verspielt erst 3:1-Führung und jubelt am Ende dank Justvan
Dass der Ausgang dieses Fußballspiels irgendwie schwer zu tippen sein dürfte, ahnte auch Miroslav Klose. "Spannend" könnte es werden, mutmaßte der Trainer mit Blick auf die Statistik. Immerhin hatte sein 1. FC Nürnberg die letzten vier Auswärtsspiele verloren, während der gastgebende 1. FC Magdeburg seit fast einem Jahr in der heimischen Avnet Arena nicht mehr gewinnen konnte. Dass der Europapokalsieger von 1974 aktuell trotzdem den dritten Tabellenplatz belegt, ist allein seiner imponierenden Dominanz in der Fremde zu verdanken (29 Punkte, 32:15 Tore).
Auch das Hinspiel im Max-Morlock-Stadion hatte Magdeburg mit 4:0 für sich entschieden, es gab also etwas gutzumachen für den Club. "Wir wollen nicht der Aufbaugegner für Magdeburg sein", hatte Klose vor der Dienstreise nach Sachsen-Anhalt betont und orakelt, dass man einen Matchplan entwickelt habe, "auf den ich mich sehr freue". Freuen durfte sich Klose dann tatsächlich lange Zeit auch über einen ansprechenden Auftritt seiner Mannschaft, die bis zur 71. Minute nicht unverdient mit 3:1 führte, ehe der Matchplan dann irgendwie nicht mehr funktionierte und Magdeburg zum 3:3 kam. In der Nachspielzeit gelang dann aber Julian Justvan noch der umjubelte Lucky Punch.
Von den drei letzten Winterzugängen hatten es Fabio Gruber und Janis Antiste zumindest in den Spieltagskader geschafft, der 18-jährige Eryk Grzywacz soll erst langsam an den Profifußball herangeführt werden. Dafür nahm wie vom Trainer angekündigt Hoffenheim-Leihgabe Tim Drexler in der Abwehr den Platz des zum VfB Stuttgart gewechselten Finn Jeltsch ein. Zudem kehrte Jens Castrop nach auskurierter Schädelprellung in die Startelf zurück, für ihn weichen musste allerdings nicht Rafael Lubach, der Castrop beim 1:0 gegen Darmstadt sehr überzeugend vertreten hatte, sondern Angreifer Mahir Emreli. Stefanos Tzimas sollte es vorne also wieder einmal allein richten.
Das Toreschießen übernahm aber zunächst ein Abwehrkollege. Nach einer abgewehrten Ecke durfte Julian Justvan noch einmal in Ruhe von links flanken und fand am Fünfmeterraum Ondrej Karafiat, der sich im Luftkampf wuchtig durchsetzte und den Ball mit dem Hinterkopf ins lange Eck beförderte (5.) - es war der zweite Saisontreffer des tschechischen Innenverteidigers.
Ein Auftakt nach Maß für die Gäste, die nach dieser frühen Führung zwar den bekannt spielstarken Magdeburgern über weite Strecken Ball und Spielkontrolle überließen, aber sehr konzentriert und konsequent verteidigten. Ein Schussversuch aus spitzem Winkel von Martijn Kaars stellte Jan Reichert nicht vor Probleme (19.). Dafür war der Keeper wenig später bei einer Standardsituation machtlos: Nach einem unnötigen Foul von Robin Knoche an der Strafraumgrenze zirkelte Innenverteidiger Marcus Mathisen den Freistoß ebenso gefühlvoll wie passgenau über die Mauer zum 1:1 ins Netz (27.).
Doch Nürnbergs Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Nach einem schnell vorgetragenen Angriff brachte im Strafraum Daniel Heber den erneut agilen Lubach zu Fall, Kapitän Knoche übernahm Verantwortung und drosch den fälligen Foulelfmeter hoch in die Tormitte zur erneuten Führung ins Netz (30.). Der Jubel der mitgereisten Club-Fans war kaum verstummt, da lag der Ball erneut im Magdeburger Netz. Nach einem von Caspar Jander initiierten Konter drang Castrop in den Strafraum ein und hatte bei seinem Schuss aus halblinker Position Glück, dass der Ball gleich zweimal von Philipp Hercher und Jean Hugonet abgefälscht wurde und unhaltbar für Keeper Dominik Reimann ins lange Eck trudelte (33.). Weil Kaars und Livan Burcu kurz vor der Pause eine hochkarätige Doppelchance liegen ließen und Reichert einen Schuss von Kaars stark parierte, durfte der FCN mit einer komfortablen Zwei-Tore-Führung in die Kabine gehen.
Auch nach dem Wechsel das gleiche Bild: Der FCM bestimmte die Partie, fand aber kaum einmal ein Durchkommen gegen Nürnbergs gut gestaffeltes Defensivbollwerk. Der Club wiederum deutete bei schnellen Kontern offensiv immer wieder seine Gefährlichkeit an, Jander prüfte Reimann mit einem Distanzschuss (52.), dann verstolperte Berkay Yilmaz in aussichtsreicher Position (56.). In der 64. Minute bot sich Tzimas nach Doppelpass mit Jander die große Chance, alles klarzumachen, doch scheiterte der sonst so treffsichere Grieche am stark reagierenden Reimann.
Das sollte sich rächen: Nach einer schnell ausgeführten Ecke überrumpelte Kaars die Club-Abwehr mit einem tückischen Flachschuss ins lange Eck zum 2:3 (72.) - und das Zittern begann. Nur sechs Minuten später traf Hugonet fulminant zum 3:3, und Magdeburg drängte vehement auf den Siegtreffer. Auch der Club hatte in einem offenen Schlagabtausch noch mehrfach die Chance auf den Lucky Punch - die letzte nutzte Justvan nach Vorlage des eingewechselten Antiste mit einem sehenswerten Schlenzer zum 4:3 und beendete damit nicht nur ein furios-verrücktes Fußballspiel, sondern auch die Nürnberger Auswärtsmisere. In Magdeburg hingegen dürfte die katastrophale Heimbilanz weiterhin ein Thema sein.
Magdeburg: Reimann; Hugonet, Mathisen, Heber (79. Pfeiffer) - Hercher (90. Loric), Gnaka, Michel (46. Ahl Holmström), Nollenberger - Burcu (90. Teixeira), Kaars, Atik.
Nürnberg: Reichert; Drexler, Knoche, Karafiát - Villadsen (84. Gruber), Jander, Yilmaz (69. Soares) - Lubach, Castrop (69. Antiste) - Justvan - Tzimas (90. Flick).
Schiedsrichter: Prigan (Esslingen). - Tore: 0:1 Karafiat (5.), 1:1 Mathisen (27.), 1:2 Knoche (30./Foulelfmeter), 1:3 Hugonet (33./Eigentor), 2:3 Kaars (72.), 3:3 Hugonet (78.), 3:4 Justvan (90.+4).- Zuschauer: 23.883. - Gelbe Karten: Mathisen / Castrop (8), Yilmaz (3), Villadsen (2).
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