Satter Zugewinn?

Verwirrende Prognose: Warum der Club beim TV-Geld doch (noch) nicht der große Gewinner ist

Uli Digmayer

Sportredaktion

E-Mail zur Autorenseite

12.1.2025, 05:00 Uhr
Ist der Club der große Gewinner bei der Verteilung der TV-Gelder? Nicht ganz. Finanzvorstand Stefan Heim klärt auf.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Ist der Club der große Gewinner bei der Verteilung der TV-Gelder? Nicht ganz. Finanzvorstand Stefan Heim klärt auf.

Dass der 1. FC Nürnberg dringend Geld benötigt, ist spätestens seit der Mitgliederversammlung im Oktober 2024, als Finanzvorstand Stefan Heim ein "strukturelles Defizit" in Höhe von fünf Millionen Euro sowie ein auf 2,5 Millionen Euro angewachsenes negatives Eigenkapital des Vereins präsentieren musste, offenkundig - weshalb sie am Valznerweiher gerade eifrig dabei sind, sowohl laufende Kosten zu senken als auch Einnahmen zu generieren.

So verzichtete man heuer bekanntlich auf das nicht ganz billige Trainingslager in sonnigeren Gefilden und versuchte sich stattdessen bei mitunter winterlichen Rahmenbedingungen im nahen Herzogenaurach auf die Rückrunde vorzubereiten. Durch die Verkäufe von Kanji Okunuki (Gamba Osaka), Joseph Hungbo (Wigan Athletic) und Tim Handwerker (Jahn Regensburg) darf Heim zudem schon mal Transfereinnahmen in Höhe von knapp einer Million Euro verbuchen.

Nun schien sich sogar ein weiterer erfreulicher Bonus anzukündigen: Laut eines Berichts des "kicker", dem die aktuellen Berechnungen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vorliegen, darf sich der Club bei der Verteilung der TV-Gelder für die laufende Saison im Fußball-Unterhaus neben den drei Aufsteigern Ulm, Münster und Regensburg, die naturgemäß einen enormen Sprung machen, als großer Gewinner fühlen. 12,83 Millionen Euro sollen dem FCN heuer winken, was ein Plus von 1,07 Millionen (2023/24: 11,76) bedeuten würde. Damit läge der Club auf Rang neun des Zweitliga-Rankings, das trotz erheblicher Einbußen vom 1. FC Köln (26,45/-26,24 Millionen), Hertha BSC (21,61/-3,5) und Schalke 04 (19,18/-1,72) angeführt wird.

Winken dem 1. FC Nürnberg statt einer Million nur knapp 130.000 Euro?

Auch der SV Darmstadt 98, der wie Köln als Absteiger die größten Verluste zu beklagen hat, Fortuna Düsseldorf (-2,29), die Spielvereinigung Greuther Fürth (-1,87) oder der Hamburger SV (-1,64) müssen mit deutlich weniger Geld rechnen. Da die laufende DFL-Berechnung auf den bisherigen Ausschüttungen der aktuellen Spielzeit sowie auf Richtwerten der Vorsaison basiert, können die finalen Summen noch leicht abweichen.

Am Valznerweiher allerdings wunderte man sich etwas über diese Zahlen, die dem Verein selbst nicht vorliegen. Immerhin hatte Heim in der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr unter der Rubrik TV-Gelder nicht 11,76, sondern 14,2 Millionen Euro ausgewiesen. Zieht man davon die 1,5 Millionen ab, die der Club in der vergangenen Saison durch das Erreichen der dritten Runde im DFB-Pokal eingenommen hatte, blieben für die Liga eben 12,7 Millionen. Das würde heuer dann bei prognostizierten 12,83 Millionen einen Zuwachs nicht von rund einer Million, sondern von lediglich knapp 130.000 Euro bedeuten.

Der 1. FC Nürnberg hat als Traditionsverein nach wie vor eine große Fanbasis

Die Differenz in der komplexen Berechnung kann sich Heim nur so erklären, dass in den DFL-Zahlen des Vorjahres die anfangs ausstehende und erst zum Teil verspätet überwiesene Rate des Internet-Sportsenders DAZN noch nicht enthalten war. Zudem könnten die zu erwartenden Erträge aus der sogenannten Nachwuchssäule, die erst am Saisonende finalisiert wird, "eine gewisse Variabilität reinbringen", wie Heim vermutet.

Die Einsatzzeiten junger deutscher Spieler werden bislang mit vier Prozent aus der Verwertung der deutschsprachigen Medienrechte belohnt, die "Interessensäule", die Popularität und Strahlkraft der Vereine berücksichtigt, mit drei Prozent. In erster Linie bestimmen der für alle Erst- und Zweitligisten identische Sockelbetrag (50 Prozent) und das Kriterium "sportlicher Erfolg" (53 Prozent) den Verteilerschlüssel.

Weil der Club als Traditionsverein nach wie vor über eine große Fanbasis verfügt und aktuell unter allen 36 Erst- und Zweitligisten dank junger Stammkräfte wie Finn Jeltsch (18), Caspar Jander (21), Jan Reichert (23) oder Jens Castrop (21) sowie gelegentlichen Einsätzen von Berkay Yilmaz (19), Rafael Lubach (20), Nick Seidel (20), Dustin Forkel (19) und Tim Janisch (19) auf Rang vier der Talente-Tabelle notiert ist, hofft auch Niels Rossow auf eine finanzielle Aufwertung der beiden kleineren Säulen. "Wir werden für mehr TV-Geld kämpfen", hat der Vorstand Strategie & Marketing bereits angekündigt.

Und zwar am 16. Januar, wenn auf Antrag von elf Zweitligisten bei einer außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung in Frankfurt die "Leitplanken" für den Verteilerschlüssel der Medienerlöse neu diskutiert werden. Immerhin beschert der für die nächsten vier Jahre neu geschlossene TV-Vertrag den Ligen ab der Saison 2025/26 jährlich eine leichte Steigerung um 21 Millionen Euro auf insgesamt 1,121 Milliarden Euro. Dann könnte tatsächlich auch am Valznerweiher ein kleiner Geldsegen heruntergehen.

Sie wollen keine News und Storys zum 1. FC Nürnberg verpassen? Das ist mit dem neuen WhatsApp-Kanal von NN.de - Deine FCN-News ganz einfach. Hier geht es direkt zum WhatsApp-Channel - eine „Schritt für Schritt“-Anleitung finden Sie hier. Außerdem empfehlen wir Ihnen die Push-Funktion unserer App „NN News“. Hier können Sie den Club als Ihr Lieblingsthema auswählen. Die App „NN News“ können Sie über folgende Links downloaden:
NN News im App Store von Apple
NN News im Google Play Store

Verwandte Themen


Keine Kommentare