Miroslav Klose, Trainer des 1. FC Nürnberg, gibt jungen Fans Autogramme.
© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink
Miroslav Klose, Trainer des 1. FC Nürnberg, gibt jungen Fans Autogramme.

Erster in der Bundesliga

Kinder schützen: 1. FC Nürnberg könnte im Fußball zum Vorreiter werden

Der 1. FC Nürnberg könnte in Deutschland zum Vorreiter im Fußball werden. Nicht unbedingt durch seine sportliche Leistung, aber in Sachen Schutz von Kindern und Jugendlichen, die im Verein spielen. Eine Anfrage des Recherchezentrums Correctiv und des Magazins 11Freunde gemeinsam mit zahlreichen Lokalmedien, darunter die Nürnberger Nachrichten, zum Thema Schutz vor Gewalt im Kinder- und Jugendfußball hat ergeben, dass der 1. FCN der einzige Bundesligaverein ist, der bereits bei der Mitgliederversammlung im November 2025 über die Aufnahme des sogenannten Safe-Sport-Codes in seine Satzung abstimmen will.

Dieses neue Regelwerk wurde vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) im Dezember 2024 verabschiedet und sieht vor, auch gewalttätiges Verhalten unterhalb der Strafbarkeitsgrenze zu ahnden. Zum Beispiel bei sexualisierten Sprüchen. Oder wenn ein Trainer die Spieler permanent anschreit. Der 1. FCN begründet seine Bereitschaft zur Einführung des Safe-Sport-Codes damit, dass der Schutz von Spielerinnen und Spielern für den Club oberste Priorität habe.

Der größte Sportverband, der Deutsche Fußball-Bund (DFB), stimmte bei der Tagung im Winter mehreren Beschlussvorlagen zum Safe-Sport-Code zu, aber als einziger Spitzenverband gegen eine verbindliche Einführung bis Ende 2028. Das sei erst möglich, wenn eine finale Fassung des Schutz-Kodex vorliegen würde, argumentierte der DFB. Seitdem stellt sich die Frage, wie ernst der Fußballverband mit seinen Millionen Kinder- und Jugendfußballern den Präventionsschutz nimmt.

1. FC Nürnberg will nicht auf trägen Entscheidungsprozess des DFB warten

Jetzt bewegt sich offenbar etwas, sowohl beim DFB als auch bei prominenten Fußballvereinen. Der DFB arbeite gemeinsam „mit den relevanten Stakeholdern“ daran, eine tragfähige und verbindliche Umsetzung des Safe-Sport-Codes im deutschen Fußball zu erreichen, schreibt die DFB-Presseabteilung an Correctiv und 11Freunde. Der Fußballverband schreibt zudem: „Der DFB begrüßt es ausdrücklich, wenn sich Vereine frühzeitig und eigenständig mit den Inhalten des Safe-Sport-Codes auseinandersetzen und mögliche Wege zur Implementierung prüfen.“

Correctiv und 11Freunde haben alle 36 Vereine aus der 1. und 2. Bundesliga zum Safe-Sport-Code befragt - und dabei ist der 1. FCN positiv hervorgestochen. Im Vergleich zu anderen Vereinen will der Club offenbar nicht auf einen langatmigen, vom DFB gesteuerten Entscheidungsprozess warten, sondern nimmt die Sache selbst in die Hand.

Der 1. FCN setze bereits seit mehreren Saisons ein Kinderschutzkonzept um - besonders beim Club-Nachwuchs. Einmal pro Saison gebe es Schulungen zur Prävention und zum Kinderschutz für Mitarbeitende und Spieler. „Ab der kommenden Saison 2025/26 bieten wir das Angebot allen Mitarbeitenden des 1. FC Nürnberg an - unabhängig von ihrer Tätigkeit und eventuellen Kontakten mit Kindern und Jugendlichen“, sagt Club-Sprecherin Tina Koller.

Um vorzubeugen, dass beispielsweise verurteilte Sexualstraftäter in Kontakt mit Kindern und Jugendlichen kommen, müsse bei Neueinstellungen von Trainerinnen und Trainern, Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen ein erweitertes Führungszeugnis vorgelegt werden, sagt Koller - dieses werde bei allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die mit Kindern zu tun haben, alle zwei Jahre kontrolliert.

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