Mit einem unglücklichen Eigentor hatte der eingewechselte Florian Flick die 1:2-Niederlage in Regensburg eingeleitet.
© Sportfoto Zink / Daniel Marr
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Mit einem unglücklichen Eigentor hatte der eingewechselte Florian Flick die 1:2-Niederlage in Regensburg eingeleitet.

1:2 in Regensburg

Flicks Eigentordrama als Wendepunkt: Club stolpert ausgerechnet beim Schlusslicht

Dass dieser 27. Spieltag für den 1. FC Nürnberg mit Blick auf die Tabellenkonstellation ein besonderer werden könnte, wussten sie am Valznerweiher natürlich. Und tatsächlich spielte die Konkurrenz dem Club am Freitag und Samstag großteils in die Karten. Der HSV und Elversberg nahmen sich ebenso gegenseitig Punkte weg wie Hannover und Magdeburg (0:0), der bisherige Tabellendritte Paderborn verlor 1:2 gegen den neuen Spitzenreiter Köln. Nur der 3:1-Heimsieg des 1. FC Kaiserslautern gegen Fortuna Düsseldorf passte nicht so ganz ins fränkische Konzept und verhinderte den Optimalfall, wonach der FCN mit einem Sieg bei Jahn Regensburg bis auf Rang vier hätte klettern können.

Platz fünf und nur noch zwei Punkte Rückstand auf den Relegationsrang waren aber eine nicht minder reizvolle Aussicht. Nur leider konnte der Club wieder einmal die Gunst der Stunde nicht nutzen: Die schmerzhafte 1:2 (1:0)-Niederlage beim Schlusslicht dürfte alle zarten Aufstiegsträume platzen lassen.

Die Aufgabe in der Oberpfalz musste der Favorit ohne seinen Top-Torjäger angehen: Stefanos Tzimas pausierte wegen muskulärer Probleme, „wir wollten da kein Risiko eingehen“, erklärte Trainer Miroslav Klose, der auf diese Weise auch eine knifflige Personalfrage elegant klären konnte. Den freigewordenen Platz in der Startelf bekam Jens Castrop, der im Derby wegen eines Magen-Darm-Infekts gefehlt hatte, aber auch sein starker Vertreter Rafael Lubach durfte somit in der Mannschaft blieben. Die einzige Sturmspitze gab diesmal Janis Antiste.

„Wir werden viel investieren müssen, um hier die drei Punkte zu holen“, hatte Klose mit Blick auf die jüngsten Heimauftritte des Aufsteigers gemahnt und den historischen 8:3-Kantersieg im Hinspiel in der Vorbereitung auf diese Partie bewusst ausgeblendet. Seine Profis schienen das zunächst auch zu beherzigen, gingen sie doch von Beginn sehr konzentriert zu Werke und waren sichtlich bemüht, die Partie frühzeitig in die richtigen Bahnen zu lenken. Robin Knoche kam nach einer Ecke zum Kopfball, scheiterte aber aus spitzem Winkel an Jahn-Keeper Julian Pollersbeck (10.). Nur eine Minute später schien das formstärkste Team der letzten sieben Spieltage dann aber auf Kurs. Nach einer Balleroberung in der gegnerischen Hälfte setzte Tim Drexler sofort Castrop in Szene, der sich im Strafraum energisch durchsetzte und mit seinem Querpass in der Mitte Antiste fand. Der Franzose fackelte nicht lange und lenkte den Ball aus fünf Metern gekonnt ins Tor (11.).

Auch das frühe Aus von Kapitän Knoche, der sich gleich zu Beginn bei einem Laufduell an der Wade verletzt hatte und nach 22 Minuten von Florian Flick ersetzte werden musste, steckte der FCN zunächst problemlos weg. Defensiv ließen die Gäste bis auf einen Distanzschuss von Christian Kühlwetter (18.) nichts zu. Auf der Gegenseite hatte Castrop nach einer traumhaften Kombination über den agilen Antiste das 2:0 auf dem Fuß, blieb im Abschluss aber zu zögerlich (30.). Kurz vor der Pause lenkte Pollersbeck einen 17-Meter-Knaller von Lubach zur Ecke (45.+2).

Bitterer Start in die zweite Hälfte für den 1. FC Nürnberg

So souverän der Favorit die erste Hälfte gestaltet hatte, so fahrig begann er den zweiten Durchgang. Beim Versuch, eine Hereingabe von Noah Ganaus vor dem lauernden Eric Hottmann zu klären, lenkte Flick den Ball unglücklich ins eigene Netz (47.) - es war das erste Regensburger Erfolgserlebnis seit 490 torlosen Minuten. Und es zeigte Wirkung. Der Jahn witterte Morgenluft, Nürnberg wackelte plötzlich bedenklich und wurde wenig später erneut kalt erwischt. Nach einer präzisen Flanke von Hottmann setzte sich Ganaus in der Luft resolut gegen Flick durch und köpfte den Ball zum 2:1 ins Netz (55.). Innerhalb weniger Minuten hatte der bis dato harmlose Tabellenletzte zum Schrecken der rund 6000 mitgereisten Nürnberger Fans das Spiel gedreht.

Es sollte dauern, bis sich der Club nach diesem doppelten Genickschlag wieder aufrappelte. Joker Lukas Schleimer scheiterte an Pollersbeck (65.), dann verpasste der für den angeschlagenen Flick gekommene Fabio Gruber um Haaresbreite eine Kopfballvorlage von Antiste (66.). Klose brachte mit Mahir Emreli und Dustin Forkel noch zwei weitere frische Offensivkräfte. Forkel bot sich kurz vor Schluss zumindest noch die große Chance zum 2:2, doch traf der 20-Jährige freistehend den Ball nicht richtig.

Das Heimspiel am kommenden Samstag im Max-Morlock-Stadion gegen den Tabellenzweiten Hamburger SV dürfte für den FCN - dann ohne den Gelb-gesperrten Castrop - nach diesem extrem ärgerlichen Ausrutscher nun zu einer deutlich unspektakuläreren Angelegenheit werden als erhofft. Am Sonntagnachmittag freute sich nur noch: die Konkurrenz.

Regensburg: Pollersbeck; Ananou (63. Viet), Wurm, Ziegele, Handwerker (86. Pröger) - Geipl (46. Bulic), Suhonen - Kühlwetter - Ganaus (77. Ernst), Hottmann, Adamjan (86. Huth).

Nürnberg: Reichert; Drexler, Knoche (22. Flick/59. Gruber), Karafiat (77. Forkel) - Janisch, Jander, Lubach (59. Schleimer), Yilmaz - Justvan, Castrop - Antiste (77. Emreli).

Schiedsrichter: Gansloweit (Dortmund). - Tore: 0:1 Antiste (22.), 1:1 Flick (Eigentor/47.), 2:1 Ganaus (55.). - Zuschauer: 15.210 (ausverkauft). - Gelbe Karten: Geipl (8), Adamjan (3), Kühlwetter (5) / Castrop (10), Janisch (3), Drexler.

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