Blindeninstitut Rückersdorf

Training mit Handicap: Neues Therapiegerät für schwerbehinderte Jugendliche - dank "Freude für alle"

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

E-Mail zur Autorenseite

10.11.2023, 18:59 Uhr
Das neue Trainingsgerät im Einsatz: Im Blindeninstitut Rückersdorf hilft Bettina Wittmann dem 15-jährigen Gagik, Arme und Beine 

© Jane Dubrikow, NNZ Das neue Trainingsgerät im Einsatz: Im Blindeninstitut Rückersdorf hilft Bettina Wittmann dem 15-jährigen Gagik, Arme und Beine 

Kinder und Jugendliche mit schwersten Behinderungen haben nicht viel zu lachen. Der Gedanke liegt für viele nahe, die davon verschont bleiben - doch ein Besuch in Einrichtungen wie dem Blindeninstitut Rückersdorf vermittelt ganz andere Eindrücke. Die Mädchen und Jungs, die hier versorgt und gefördert werden, können sich ebenso herzerfrischend freuen wie andere - und das häufig auch zeigen.

Zum Beispiel Gagik: Der 15-Jährige strahlt übers ganze Gesicht, wenn er mit seinem Rollstuhl an den "Motomed" herangeschoben wird. Das Gerät ist ein spezieller Bewegungstrainer, der Arme und Beine aktiviert - ähnlich einem Hometrainer. Hier aber werden die Füße auf Pedalen fixiert, um ein Herausrutschen zu verhindern und Verletzungen vorzubeugen. Dann geht es los: "Tempo und Stärke lassen sich exakt auf die individuellen Fähigkeiten einstellen", erläutert Caroline Oesterlein, die Leiterin der Medizinischen Therapie.

Muskulatur lockern und kräftigen

Für Kinder und Jugendliche, die auf den Rollstuhl angewiesen sind und nur über sehr eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten verfügen, sind Geräte, die beispielsweise die Beinmuskulatur lockern und beanspruchen, besonders wichtig - auch für den Kreislauf. Und Geräte wie der Motomed verfügen obendrein über ausgeklügelte Sensoren. Die erkennen zum Beispiel, wenn spastische Verkrampfungen auftreten und stoppen die Abläufe automatisch.

"Jugendliche wie Gagik sind außerdem häufig von Osteoporose betroffen", berichtet Osterlein weiter. Dann drohen Knochenbrüche - die zu teuren Behandlungen zwingen. Umso wichtiger ist es, mit Trainingsgeräten wie dem Motomed vorzubeugen. Und umso unverständlicher, dass derartige Geräte oft nicht von den Pflegekassen finanziert werden. Dafür sprangen Spenderinnen und Spender der Aktion "Freude für alle" in der zurückliegenden Weihnachtsaktion ein und ermöglichten die rund 7000 Euro teure Anschaffung, dazu noch die eines multifunktionalen Lernsystems. Von beiden profitieren zahlreiche Kinder im Blindeninstitut.

Keine Kommentare