
Tragödie in Parkanlage
Tödlicher Messerangriff in Aschaffenburg: Ein Kind und ein Erwachsener kommen ums Leben
Im unterfränkischen Aschaffenburg sind bei einem Messerangriff zwei Menschen getötet worden. Nach ersten Erkenntnissen soll ein Tatverdächtiger kurz vor 12 Uhr mehrere Menschen attackiert haben, ein Polizeisprecher sprach in einer ersten Stellungnahme von vier Betroffenen – einem Kind und drei Erwachsenen. Bei den Todesopfern handelt es sich laut Polizei um das Kind, einen zwei Jahre alten Jungen, und um einen 41 Jahre alten Mann.
Die Polizei nahm kurz nach der Gewalttat eine Person fest, Hinweise auf weitere Tatverdächtige gibt es den Ermittlern zufolge nicht. Bei dem festgenommenen Mann handelt es sich um einen 28-jährigen afghanischen Staatsangehörigen. Der Verdächtige war nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vor dem tödlichen Angriff psychisch auffällig. Gemeldet war der mutmaßliche Täter den Informationen zufolge zuletzt in einer Asylunterkunft in der Region. Zunächst hatte der "Spiegel" darüber berichtet.
Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht, sagte der Sprecher. Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt, es läuft ein Großeinsatz. Die Hintergründe der Attacke sind bislang unklar.
Weil ein Verdächtiger versucht haben soll, über die Gleise der in der Nähe verlaufenden Bahnstrecke zu fliehen, wurde der Bahnverkehr in der Stadt eingestellt. Züge von und nach Aschaffenburg werden nach Bahnangaben aktuell zurückgehalten. ICEs zwischen Frankfurt und Würzburg wurden deshalb umgeleitet, was laut Bahn zu Verspätungen von etwa einer halben Stunde führte. Regionalzüge wurden demnach zunächst zurückgehalten. Die Bahn warnte, dass kurzfristige Ausfälle und Verspätungen möglich seien.
Bisher ist noch nicht geklärt, ob die Tat terroristisch motiviert war. "Zur Motivlage sind die Ermittlungen angelaufen", sagte ein Polizeisprecher und bat darum, auf Spekulationen zu verzichten. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht. Der Tatort und der Park wurden nach dem Vorfall weiträumig abgesperrt.
Bei einer zweiten zunächst festgenommenen Person konnte ein Tatverdacht ausgeschlossen werden. Es handelt sich um einen Zeugen. "Dieser wird derzeit vernommen", schrieb die Polizei auf X.
Nach Informationen des "Main-Echo" soll der Angreifer eine Kita-Gruppe verfolgt haben. Erzieherinnen waren demnach mit fünf Kleinkindern in der Parkanlage unterwegs. Der Angreifer sei dann gezielt mit einem Küchenmesser auf die Kinder losgegangen. Ein zweijähriger Junge marokkanischer Abstammung starb, eine Erzieherin kam verletzt ins Krankenhaus, eine weitere Erzieherin wird psychologisch betreut.
Zudem hat der Afghane nach bisherigen Ermittlungen ein zweijähriges Mädchen verletzt, das aus Syrien stammt. Laut Innenminister Joachim Herrmann sei es mit drei Messerstichen im Halsbereich ins Klinikum Aschaffenburg gebracht worden. Zudem habe dort ein 61-Jähriger wegen Stichverletzungen im Brustkorb operiert werden müssen. Eine Erzieherin habe sich auf der Flucht vor dem Täter den Arm gebrochen und sei ebenfalls in die Klinik gebracht worden. Alle drei seien außer Lebensgefahr.
Der Verdächtige sei nach der Tat von weiteren Passanten verfolgt und später von der Polizei festgenommen worden. Innenminister Herrmann, der kurz nach dem Messerangriff nach Aschaffenburg geeilt war, hob darüber hinaus in seinem Statement hervor, dass durch das mutige Einschreiten der Passanten "weitere Kinder vor dem Tod bewahrt" wurden.
Ein Helfer bezahlte seinen Mut mit dem Leben
Ein Mann soll zwischen den Angreifer und eine angegriffene Person gegangen sein, er soll dabei selbst ein Kind auf dem Arm gehalten haben. Der Mann bezahlte seinen Einsatz mit dem Leben.
Der Park namens Schöntal, in dem sich sich die Tragödie ereignete, befindet sich in der Innenstadt von Aschaffenburg. Die Polizei ist dort immer mal wieder mit Fußstreifen unterwegs, wie ein anderer Polizeisprecher sagte. Womöglich auch deshalb habe die verdächtige Person rasch gefasst werden können. Der historische Park im englischen Gartenstil ist nach Stadtangaben etwas mehr als neun Hektar groß.
Erst im November vergangenen Jahres war das Areal von den Behörden zum gefährlichen Ort erklärt worden, seitdem gelten dort schärfere Vorgaben für das Mitführen von Waffen oder Drogen. In der jüngsten Vergangenheit kam es in dem Areal vermehrt zu Straftaten, wie die örtliche Polizei Ende 2024 dem "Main-Echo" sagt. Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) betont damals: "Die Beschwerden darüber, dass sich Menschen im Schöntal nicht mehr sicher fühlen, häufen sich." Nach der Gewalttat am Mittwoch bricht der OB seinen Urlaub ab und eilt zurück nach Aschaffenburg.
Polizei sucht Zeugen
Nach der Gewalttat bat die Polizei um Hilfe möglicher Zeugen. "Wir bereiten gerade ein Portal vor, mit dem Ihr uns Eure sachdienlichen Bilder und Videos zusenden könnt", teilte das Polizeipräsidium Unterfranken auf X mit. Der Link soll zeitnah veröffentlicht werden. Augenzeugen des Vorfalls sollten sich zudem beim Polizeinotruf 110 oder einer Polizeidienststelle melden.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach in einer ersten Stellungnahme von einem entsetzlichen Tag für ganz Bayern. "Die schrecklichen Nachrichten aus Aschaffenburg machen uns zutiefst betroffen. Wir trauern um die Opfer einer feigen und niederträchtigen Tat. Wir trauern um ein kleines, unschuldiges Kind, das tödlich verletzt wurde. Wir trauern um einen Helfer, der seine Zivilcourage mit dem eigenen Leben bezahlt hat", schrieb Söder unter anderem auf X, dem früher als Twitter bekannten sozialen Netzwerk.
Push-Nachrichten aus Ihrer Region
Sie wollen über alle Neuigkeiten aus Ihrem Ort informiert bleiben? Dann empfehlen wir Ihnen die Push-Funktion unserer App "NN News". Hier können Sie Ihre Stadt oder Ihren Landkreis als Ihr Lieblingsthema auswählen. Die App "NN News" können Sie über folgende Links downloaden:
Die Umstände dieser unfassbaren Tat müssten restlos aufgeklärt werden, doch jetzt ist laut dem Ministerpräsidenten die Zeit des Innehaltens. "Es tut einfach nur weh. Wir beten für die Opfer und ihre Angehörigen. Wir hoffen auf rasche und vollständige Genesung aller Verletzten." Bayern stehe in diesen schweren Stunden zusammen.
Dieser Artikel wurde um 14.45 Uhr, um 15.20 Uhr, um 16.30 Uhr und um 18 Uhr aktualisiert.