Pastor Alexander Bischoff.
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Pastor Alexander Bischoff.

Jahreslosung als Gedankenanstoß

Prüfet alles und behaltet das Gute: der Pegnitzer Pastor Alexander Bischoff über den Jahreswechsel

Die Jahreslosung aus dem ersten Brief an die Thessalonicher 5,21 nimmt Pastor Alexander Bischoff als Grundlange für seine Gedanken zum bevorstehenden Jahreswechsel. Bischoff ist evangelischer Theologe, ordinierter Pastor, Coach und Mentor und ist seit September 2022 Pastor in der evangelisch-methodistischen Gemeinde Pegnitz.

Ein altes Jahr endet und ein neues Jahr kommt. Klassisch begehen wir diesen Wechsel mit einem Feuerwerk der Euphorie. Wir feiern den Abschluss, die erreichten Ziele und starten in das neue Jahr, das noch jungfräulich ist.

Während ich das so schreibe, melden sich die Zweifel, denn das alte Jahr, ist es nicht eher ein Jahr der Katastrophen, Kriege, Umwelt und auch im sozialen Miteinander? Ja, und dann ist es vorbei mit der Feierlaune, feiern kann dann doch nur der, der ignoriert, übersieht, nicht hinsehen will. Nein, wir schließen das Jahr mit einem unguten Gefühl ab, weil so vieles nicht erreicht wurde.

Vorsatz fürs neue Jahr: Das Gute zu behalten?

Für das neue Jahr hat die ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) eine Bibelstelle ausgesucht, die wir im ersten Brief des Paulus an die Thessalonicher finden. Dort heißt es: "Prüfet alles und das Gute behaltet!" Vielleicht hängen wir mehr am Prüfen als an der zweiten Aussage dieses Abschnitts. Das Gute zu behalten….

Im Rückblick auf das vergangene Jahr, gab es das? Ein Innehalten, ein bewusstes Verzichten auf all das, was nicht funktioniert hat und ein Hinsehen auf gelungene Gespräche, wiedererlangte Gesundheit, ein gutes Freundesnetz, die eine oder andere gute Geste oder Tat am Nächsten? Ja, die gab es auch.

Das Gute behalten heißt, es mitzunehmen, es wahrzunehmen, lässt einen dankbar sein. Das Ziel jeder Prüfung ist "Die Aneignung des Guten" - so hat es Werner Neuer einmal gesagt. Alles Prüfen darf von diesem Ziel gedacht werden, denn es ist ja leicht, sich in pessimistischer Stimmung zurückzuziehen, der allgemeinen destruktiven Stimmung noch eins oben drauf zu setzen, nur um sich dabei besser zu fühlen und die Schuld beim Anderen zu suchen, ob es die Ausländer oder Inländer sind. Schuld an der Misere sind immer die Anderen.

Selbstkritisch und konstruktiv

Die Jahreslosung weist uns einen anderen Weg und der ist: Lerne aus den Fehlern der Vergangenheit und mache es in Zukunft besser. Das Lernen fängt bei mir an mit der Bereitschaft, ein Resümee zu ziehen und auch die kritischen Stimmen wahrzunehmen, die immerhin meist kostenloses Coaching sind. Dass unser Textabschnitt eigentlich auf glaubensinterne Auseinandersetzungen bezogen ist, lehrt uns Kirchen selbstkritisch konstruktiv zu sein. Nicht jeder Kirchenstreit muss in einem Schisma enden, es darf auch das "Gute behaltet" sein. Dieses Gute ist dieser Gott selbst, von dem in den 66 Büchern, genannt Bibel, reichlich berichtet wird.

Neben allen Fragen, die wir an Gott, Jesus und den Heiligen Geist haben, liegt der Duft einer fröhlichen gesunden Lebenseinstellung in diesen Lebenszeugnissen der Bibel zugrunde. So dürfen wir das Jahr dennoch mutig und fröhlich willkommen heißen und es mit Martin Luther halten, der einmal sagte: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute dennoch einen Apfelbaum pflanzen." In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Start in das neue Jahr mit der Jahreslosung: "Prüfet alles und behaltet das Gute".

Ihr Alexander Bischoff, Pastor der EMK Pegnitz/Bayreuth

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