
Gesundheitsversorgung
St. Johannes Klinik in Auerbach vor drastischer Änderung: Akutbereich muss 2026 schließen
Die Krankenhäuser des Landkreises Amberg-Sulzbach planen die größte strukturelle Veränderung seit Bestehen des Kommunalunternehmens. Vorstand Roland Ganzmann, Landrat Richard Reisinger und Auerbachs Bürgermeister Joachim Neuß informieren in einer Pressemeldung über die beschlossenen Veränderungen für das St. Anna Krankenhaus in Sulzbach-Rosenberg und die St. Johannes Klinik in Auerbach.
Danach soll der Betrieb des Akut-Krankenhausbereiches (derzeit 30 Betten) an der St. Johannes Klinik im Laufe des Jahres 2026 beendet werden. "Dieser Leistungsbereich soll aber nicht ersatzlos aufgegeben, sondern an das St. Anna Krankenhaus verlagert werden", erklärt Vorstand Roland Ganzmann. Die St. Johannes Klinik werde in diesem Zuge vollständig als Einrichtung für Geriatrische Rehabilitation aufgestellt. So soll der Fortbestand der St. Johannes Klinik gesichert werden. Die Gesamtbettenzahl werde sich laut Ganzmann nicht reduzieren.
Auerbacher Akutbetten hatten sich bewährt
Die Verlagerung des Akutbereiches sei jedoch "sehr bedauernswert", so Ganzmann. Schließlich hätten sich die Akutbetten aus medizinischer Sicht am Standort sehr bewährt. So sei beispielsweise bei einer akuten Verschlechterung eines Reha-Patienten keine Verlegung in ein anderes Krankenhaus notwendig gewesen.
Die von der Bundesgesundheitspolitik vorangetriebene Krankenhausreform, sprich das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG), mache aber eine Fortführung des Akutbereiches an der St. Johannes Klinik spätestens zum 1. Januar unmöglich. "Für die Aufrechterhaltung der 30 Akutbetten wären zum Beispiel eine Intensivstation mit entsprechender Ausstattung und qualifiziertem Personal am Standort, eine mindestens zehnstündige Endoskopie pro Tag sowie - nur für die 30 Akutbetten - mindestens sechs Fachärzte in zwei getrennten Rund-um-die Uhr-Diensten vorzuhalten", erklärt Ganzmann. All diese Strukturen seien in der St. Johannes Klinik weder vorhanden noch zu realisieren.
"Die Schließung des Krankenhaus-Bereiches an der St. Johannes Klinik ist somit eine direkte Folge der gesundheitspolitischen Gesetzgebung", so Ganzmann. "Der Krankenhausstandort Auerbach hat somit aufgrund der gesetzlichen Vorgaben ab 2027 leider keine Existenzmöglichkeit mehr."
"Plan B" der St. Johannes Klinik in Auerbach ist es nun, sich künftig ganz auf die Rehabilitation zu konzentrieren. "Ich bin dabei grundsätzlich sehr froh, dass das Hauptstandbein der St. Johannes Klinik, die Geriatrische Rehabilitation, von den aktuellen bundesgesundheitspolitischen Planungen überhaupt nicht betroffen ist", so Ganzmann.
Geriatrische Reha in Auerbach war "Glücksfall"
"Letztlich erweist sich damit die seinerzeitige Umstrukturierung zur Klinik für geriatrische Rehabilitation jetzt als entscheidender Glücksfall. Ohne diese Fachausrichtung wäre die St. Johannes Klinik ein typisches Opfer der Krankenhausreform, so wie man es sich in Berlin offensichtlich auch gewünscht hat", findet Auerbachs Bürgermeister Joachim Neuß deutliche Worte. Allen Beschäftigten könne man weiterhin sichere Arbeitsplätze gewährleisten.
Auch für das St. Anna Krankenhaus in SulzbachRosenberg bleibt die Veränderung in Auerbach nicht ohne Folgen. "Am St. Anna Krankenhaus soll eine zusätzliche Abteilung das vorhandene Behandlungsspektrum sinnvoll ergänzen und damit auch den Krankenhausbetrieb im Kontext der Krankenhausreform weiter stärken und langfristig absichern helfen", verrät Ganzmann. Dafür aber müssten "sehr viele Entscheidungsträger aktiv eingebunden und viele Umsetzungsschritte erst noch genehmigt werden müssen". Ganzmann spricht von einem Planungshorizont von etwa 1,5 Jahren. Das Gesundheitsministerium habe aber bereits grundsätzliche Unterstützung für die Umstrukturierung signalisiert.
Landrat Richard Reisinger geht in der Pressemeldung vor allem auf die finanzielle Lage des Kommunalunternehmens ein. Die deutschen Krankenhäuser säßen ohnehin in weit überwiegendem Ausmaß in der Defizitfalle. Auch das aktuelle Gesetz schaffe hier keine Abhilfe, mindestens bis 2029 werde die Grundproblematik fortgeschrieben und danach verbessere sich nur etwas, wenn bis dahin genügend Kliniken den Markt verlassen haben und das Gesamtbudget auf deutlich weniger Standorte verteilt werden kann. So sei jedenfalls der bundespolitische Plan.
"Für die öffentlichen Träger, für Kommunen und Städte und auch für unseren Landkreis Amberg-Sulzbach bedeutet es in den nächsten Jahren sicher eine große finanzielle Kraftanstrengung, den jährlichen Defizit-Ausgleich für das Kommunalunternehmen im Haushalt abbilden zu können – und zwar schon ohne die aktuell geplante Umstrukturierung mit einzubeziehen, für die ja ebenfalls für zusätzliches Personal und Infrastruktur in Vorleistung gegangen werden muss", so Reisinger.
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