
Panzertiere
Welt-Schildkrötentag: Diese gefährdeten Arten leben im Tiergarten Nürnberg
"Aktuell halten wir im Tiergarten Nürnberg sechs Arten von Schildkröten. Unsere drei Landschildkröten-Arten sind die Griechische Landschildkröte, die Ägyptische Landschildkröte und die Breitrandschildkröte. Bei den drei Wasserschildkröten-Arten halten wir die Europäische Sumpfschildkröte, die Terekayschildkröte und die Fransenschildkröte. Bedroht sind davon die Ägyptische Landschildkröte, die Terekayschildkröte aus Südamerika und die einzige in Mitteleuropa vorkommende Schildkrötenart, die Europäische Sumpfschildkröte", berichtet Jörg Beckmann, Biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens.

Bei der Europäischen Sumpfschildkröte beteiligt sich der Tiergarten Nürnberg an der Erhaltungszucht und Auswilderung in Deutschland. "Es gibt mehrere Gründe, warum die Tiere in Deutschland als ,vom Aussterben bedroht‘ gelistet sind. Einerseits macht den Tieren immer noch der Verlust geeigneter Gewässer zu schaffen. Durch Flussbegradigungen und das Trockenlegen von Gewässern in der Vergangenheit fehlt es den Tieren auch heute noch an geeigneten Lebensräumen. Der Straßenverkehr stellt ebenfalls ein Risiko für die recht langsamen Sumpfschildkröten dar, insbesondere für Weibchen, wenn sie auf der Suche nach geeigneten Eiablageplätzen sind und dabei versuchen Straßen zu überqueren."
Es gibt aber noch einen Grund, warum die Bestände der Europäischen Sumpfschildkröte gefährdet sind, weiß Jörg Beckmann: "Früher galten die Tiere als Fastenspeise, da sie im Wasser leben. Sie landeten also ebenso wie zum Beispiel Biber im Kochtopf. Dadurch wurden die Bestände massiv reduziert, was bei Arten, die spät geschlechtsreif werden und sich nur langsam fortpflanzen, dazu führt, dass sich Bestände nur sehr schlecht und langsam erholen können.
Heute bevorzugt man in Franken ja Karpfen zur ursprünglichen Fastenzeit, was vielleicht auch daran liegt, dass es bei uns praktisch keine Sumpfschildkröten mehr gibt. In Asien sieht es jedoch anders aus. Zahlreiche Schildkrötenarten sind davon bedroht auszusterben, da sie in vielen Regionen massenweise gesammelt und gegessen werden. Würde man nur so viele sammeln, wie jedes Jahr schlüpfen, also die Bestände nachhaltig nutzen, dann wären schon einige Probleme im Artenschutz gelöst."

Griechische Landschildkröten können laut dem stellvertretenden Tiergartendirektor in der Natur 50 Jahre alt werden, in menschlicher Obhut auch älter. "Deswegen gibt es diese Tiere auch öfter als ,Erbfälle‘. Die Galapagos-Riesenschildkröte ,Lonesome George‘ wurde rund 100 Jahre alt. Mit ihrem Tod starb seine Unterart 2012 höchstwahrscheinlich aus", berichtet Jörg Beckmann.
Was Schildkröten so besonders macht? "Ein Grund ist sicher der Panzer. Das ist im Tierreich ziemlich einmalig - bis auf Käfer natürlich. Wegen der fehlenden Mimik wirkt es auch so, als wäre ihnen alles gleichgültig. Das macht sie so sympathisch. Spätestens bei frischgeschlüpften Schildkröten schmilzt dann eigentlich jeder dahin. Und vermutlich trägt auch Morla aus der Unendlichen Geschichte dazu bei, dass Schildkröten bei Zoobesuchern so beliebt sind", sagt Jörg Beckmann.
Schildkröten-Pate werden
Für Fans der Reptilien bieten sich Tier-Patenschaften an: Für 250 Euro im Jahr wird man über den Förderverein "Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V." Pate oder Patin einer Schildkröte. Weitere Informationen dazu gibt es auf der Internetseite des Tiergartens unter www.tiergarten.nuernberg.de unter der Rubrik Tierpatenschaft.
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