Polizei ermittelt Tatverdächtige

„Lust am Vandalismus“: Junges Duo schmierte wochenlang Hakenkreuze und Penisse auf Schule und Autos

Stefan Blank

Redakteur für Westmittelfranken

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20.6.2024, 15:00 Uhr
Mit Spraydosen beschmierten zwei junge Männer zahlreiche Fassaden und Autos.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa Mit Spraydosen beschmierten zwei junge Männer zahlreiche Fassaden und Autos.

Von Ende April bis Mitte Mai kam es in Neustadt/Aisch, Ipsheim, Bad Windsheim und Emskirchen zu mehreren Straftaten, die nun einem Duo zugeschrieben werden. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Mittelfranken haben Ermittler der Kriminalpolizei zwei Tatverdächtige identifiziert. Doch was war überhaupt passiert?

Den angerichteten Sachschaden schätzt die Polizei auf einen mittleren fünfstelligen Euro-Betrag. So sollen die beiden Tatverdächtigen im Alter von 17 und 18 Jahren unter anderem Autokennzeichen und Tankdeckel demoliert sowie Hakenkreuze, Smilies und Penisse auf eine Schule und Fahrzeuge geschmiert haben.

Bei den Ermittlungen habe es eine enge Zusammenarbeit des Kommissariats für Staatsschutz bei der Kriminalpolizei Ansbach und der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth gegeben, erklärt Polizeisprecherin Janine Mendel. Demnach sei bei den Ermittlungen ein 17-jähriger Tatverdächtiger aus dem Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim in den Fokus gerückt. Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurde sein Smartphone sichergestellt und Daten ausgewertet. Diese Spuren führten laut Polizei zu einem weiteren Tatverdächtigen, einem 18-Jährigen, der ebenfalls aus dem Landkreis stammt.

Chatprotokolle zwischen den beiden Tatverdächtigen lassen laut Polizei Rückschlüsse auf die Motivlage der beiden jungen Männer zu. "Die Beamten der Kriminalpolizei gehen nicht von einem politisch motivierten Hintergrund aus", erklärt Janine Mendel. "Vielmehr agierten die beiden wohl aus reiner Lust am Vandalismus. Die Verwendung von rechtsradikalen Symbolen wie der Hakenkreuze trug hier mutmaßlich eher zur Steigerung der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und den Medien bei."

Taten in Ipsheim, Emskirchen, Neustadt/Aisch und Bad Windsheim

In Einzelnen geht es um Taten, die in Nacht zum 28. April begannen. In Neustadt/Aisch klauten sie die Nummernschilder von fünf am Bahnhof geparkten Autos. Am SB-Waschplatz in der Bamberger Straße rissen sie von drei Fahrzeugen die Kennzeichen sowie Tankdeckel ab und zerstachen Reifen, berichtet die Polizei. In der Commeniusstraße kamen drei ähnliche Fälle dazu. Der Sachschaden: etwa 10.000 Euro. Doch in der Nacht sollen die beiden noch weitergezogen sein: An sieben Autos am Parkplatz der Burg Hoheneck in Ipsheim wurden Kennzeichen gestohlen.

Ihren nächsten Vandalismus-Zug starteten sie in der Nacht zum 9. Mai 2024. In Bad Windsheim zerstachen sie Autoreifen und besprühten die Scheiben von Fahrzeugen, einen Wohnwagen und einen Anhänger in der Johanniterstraße, im Ziegelhüttenweg und der Schwebheimer Straße mit Hakenkreuzen, Smilies und Penissymbolen. Das Gleiche taten sie auf dem Parkplatz eines Verbrauchermarkts in der Rothenburger Straße mit Mülleimern, einer Einkaufswagenbox sowie einer Plakatwand. Die Polizei schätzt den Sachschaden bei diesen Fällen auf 8500 Euro.

In Emskirchen waren der 17- und 18-Jährige wohl in der Nacht zum 12. Mai auf Zerstörungs-Tour, später zogen sie nach Ipsheim weiter, wo sie die Fassade einer Grundschule, eine Lagerhalle und ein Wartehäuschen am Bahnhof sowie das Gartenhäuschen eines Kindergartens beschmierten. "Bei den Graffitis handelte es sich um verschieden Zahlen- und Buchstabenkombinationen, rechtsgerichtete Parolen, ACAB sowie Herzen und Smilies", erklärt Janine Mendel. Auf 5000 Euro wird der Sachschaden in dieser Nacht geschätzt.

Nun erwartet die beiden jungen Männer ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Sachbeschädigung. Hinzu kommen mögliche zivilrechtliche Forderungen der geschädigten Eigentümer.

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