Polizei klärt auf

Schockanrufe, falsche Beamte und SMS von Betrügern: So wehren sich Betroffene aus dem Kreis Neumarkt

23.10.2024, 19:00 Uhr
Derzeit sind wieder Callcenter-Betrüger unterwegs. Auch im Landkreis Neumarkt suchen und finden die Kriminellen ihre Opfer, meist ältere Mitbürger (Symbolbild).

© gms/imago Derzeit sind wieder Callcenter-Betrüger unterwegs. Auch im Landkreis Neumarkt suchen und finden die Kriminellen ihre Opfer, meist ältere Mitbürger (Symbolbild).

"Hallo Papa, ich habe eine neue Nummer" und eine Anfrage auf die TAN-Nummer bei der Deutschen Bank. Diese zwei SMS-Meldungen hat eine ältere Frau aus dem Landkreis Neumarkt von unbekannten Nummern erhalten.

So versuchen die Kriminellen an Daten zu kommen, um später Anrufe oder Überweisungen zu tätigen. "Es war zum Glück einfach zu erkennen, da ich weder Papa bin noch Kundin bei der Deutschen Bank", sagt die Betroffene, die den versuchten Betrug schnell erkannt und die Nachrichten direkt gelöscht hat.

Die Frau wollte sie im Anschluss gleich der Polizei melden, doch zur Anzeige kam es nicht. "Ich hätte dafür persönlich auf das Revier kommen müssen, das ist ein weiter Weg für mich", sagt sie. Übers Telefon konnte die Anzeige nicht aufgenommen werden. "Das verstehe ich nicht ganz, wenn die Polizei doch weiß, dass die Betrüger so oft zuschlagen."

Polizeisprecher Martin Meier erklärt: "Viele Kontaktaufnahmen wie ‚Hallo, ich habe eine neue Nummer. Melde Dich doch mal‘ sind strafrechtlich noch nicht relevant." Erst, wenn der Täter dies mit einer falschen Tatsache verbinde wie einem Unfall oder Notfall oder einer konkreten Forderung, wie eine angebliche Kaution, sei der Vorsatz in Richtung Straftat klar erkennbar. "Wird nun aufgrund dessen noch Geld ausgehändigt wird, ist die Straftat vollendet und kein Versuch mehr", so Meier.

Schockanrufe und falsche Beamten: So gehen die Kriminellen vor, um hohe Summen abzusahnen

Eine unbekannte Nummer ruft an, am Hörer ist ein angeblicher Beamter. Der Sohn oder die Tochter habe einen Verkehrsunfall verursacht, bei dem eine Person verunglückt sei. Um eine Haft zu verhindern, fordert der falsche Amtsträger eine Kaution - eine typische Masche der hinterlistigen Betrüger.

Die Polizei warnt häufig vor Betrugsmaschen und trotzdem fallen gerade ältere Menschen immer wieder darauf herein. Über Telefonbucheinträge und typisch deutsche Vor- und Nachnamen, suchen die Betrüger ihre Opfer raus. Aktuell rufen Callcenter-Betrügern besonders im Großraum Regensburg vermehrt an, und auch Neumarkt bleibt nicht verschont.

Neben dem oben geschilderten Schockanruf ist auch die Masche des falschen Polizeibeamten bekannt, wovor das Polizeipräsidium Oberpfalz warnt. Die Täter geben sich als Polizisten aus und spielen vor, dass es in der Nachbarschaft zur Festnahme von Einbrechern kam, bei denen ein Zettel mit den Personalien des Angerufenen gefunden wurde. Um Wertgegenstände im Haus vor weiteren Einbrüchen zu schützen, werden die Opfer dazu überredet, diese an den vermeintlichen Polizeibeamten zu übergeben.

Was tun, wenn der Betrüger am Hörer sitzt?

Die Polizei Oberpfalz rät dringend, bei erkannten Betrugsanrufen sofort aufzulegen und es danach der zuständigen Polizeistelle zu melden. Man solle sich nicht von Polizeibeamten oder Amtsträgern unter Druck setzen lassen, denn diese würden niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände fordern. Gesundes Misstrauen sei keine Unhöflichkeit - im Zweifel lieber die 110 wählen.

Polizeipressesprecher Meier sagt: "Jedes Anliegen findet bei uns Gehör. Speziell bei älteren, nicht mobilen Menschen schicken wir in der Regel Beamte zu den Betroffenen nach Hause, um bei Bedarf eine Anzeige zu ermöglichen."

Bürgerliche Mithilfe - ein Ehepaar trägt zu einer Festnahme bei

Die Betrüger sind häufig schwer zu erfassen. Oft rufen sie mit Call-ID-Spoofing aus dem Ausland an und es wird eine ganz andere Nummer angezeigt, als wirklich dahinter steckt. Zudem sind die Leute trainiert und haben ein organisiertes System.

Jonas Krauß hat selbst gegen Trickbetrüger ermittelt. "Bei einem Fall, hat ein älteres Ehepaar sofort bemerkt, dass es sich um einen Betrug handelte", erzählt der Pressesprecher der Polizei Oberpfalz. "Der Ehemann holte umgehen die Polizei mit ins Boot. Er hat uns während des Anrufs zugeschaltet und so konnten wir letztlich den Täter tatsächlich überlisten und fassen."

Raten kann die Polizei dazu allerdings nicht, denn es braucht Geschick und einiges an Nerven, um in solchen Extremsituationen zu handeln. Zwar sei es hilfreich, um die Betrüger zu erwischen, doch ob man es auf sich nehmen will, bei einer Festnahme zu helfen, müsse jeder für sich entscheiden.

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