Allgemeine Sozialberatung
Viele Menschen mit finanziellen Nöten im Bistum Eichstätt suchen Rat
Zum Großteil haben die Klientinnen und Klienten der Caritas-Sozialberatung im Bistum Eichstätt Geldnöte. Bei einer bundesweiten Stichtagserhebung im Herbst gab mit 43 Prozent fast die Hälfte von 74 Ratsuchenden an den sieben Caritas-Kreisstellen in der Diözese an, finanzielle Schwierigkeiten zu haben.
Viele haben Schulden, sodass laut der Studie 36 Prozent an Schuldnerberatungsstellen weitervermittelt wurden. "Zu uns kommen mehrere Hilfe suchende Menschen, die aus ihrem Existenzminimum – also von ihrem Bürgergeld – Raten an Gläubiger zahlen", berichtet Bernhard Gruber. Er ist Sozialberater bei der Caritas in der Diözese Eichstätt.
Viele Bürgergeldempfänger arbeiten dennoch
Fast 60 Prozent der an der Studie beteiligten Ratsuchenden waren Bürgergeldempfänger. Zum Teil beziehen sie diese Sozialleistung ergänzend zu einer Erwerbsarbeit, etwa in Billigjobs wie dem Bereich Security. Finanzielle Probleme entstehen laut Gruber häufig dann, wenn die Bearbeitungen von Anträgen bei den Ämtern sehr lange dauern.
"Dann kann so mancher vorübergehend seine Miete nicht zahlen. Wir Caritasberaterinnen und -berater nehmen dann in der Regel Kontakt mit den Behörden auf, um zu hören, woran es hakt und um den Vorgang zu beschleunigen."
Soziale Leistungen zu beziehen ist anspruchsvoll - vor allem in der Kommunikation
Zu einer Unterdeckung komme es ab und zu, weil Bescheide falsch seien. Manchmal gelte auch die Miete von Betroffenen nicht als angemessen, "sodass sie einen Teil selbst zahlen müssen und dadurch finanziell in Bedrängnis kommen", so Gruber.
Fast 40 Prozent der Ratsuchenden gaben Sprachprobleme im Umgang mit Behörden an. "Die Komplexität bei sozialen Leistungen ist enorm. Da blicken viele nicht durch, vor allem Menschen mit Migrationshintergrund", sagt Gruber. Sie machten über die Hälfte der Befragten aus. Auch die Caritasberatung war bei knapp einem Drittel aller Ratsuchenden durch Sprachprobleme erschwert.
Sprachbarrieren und Digitalisierung erschweren vielen die Bewältigung des Alltags
Ebenfalls rund ein Drittel hat Schwierigkeiten mit der Digitalisierung von Leistungen und Institutionen. "Unsere Klientinnen und Klienten haben zum Teil keine eigene E-Mail-Adresse oder keinen Computer. Und viele kommen mit den von den Behörden gewünschten Online-Anträgen nicht zurecht", erfährt der Caritas-Sozialberater.
Über 30 Prozent gaben an, krankheitsbedingt die Sozialberatung aufzusuchen. "Viele sind vorübergehend oder chronisch krank und beziehen Krankengeld. Leute mit psychischen Auffälligkeiten vermitteln wir zusätzlich an unsere Beratungsstelle für psychische Gesundheit", weiß Gruber.
Mit 48 Prozent waren fast die Hälfte aller Ratsuchenden männlich – wesentlich mehr als bei derselben Erhebung im Vorjahr. "Es kommen immer mehr alleinstehende Männer, die nach einer Trennung wohnungslos sind und bei Bekannten übernachten. Sie haben bei uns eine Erreichbarkeitsadresse für die Post der Behörden. Zudem suchen uns ältere Herren auf, bei denen bisher die verstorbene Frau alles erledigt hatte."
Ein Thema bei Senioren mit Geldproblemen: Einsamkeit
Senioren leiden nicht selten unter Einsamkeit. "Für sie brauchten wir eine aufsuchende Seniorenarbeit, für die aber Gelder bereitgestellt werden müssen", fordert der Caritas-Sozialberater.
Ein typischer Fall bei der Allgemeinen Sozialberatung der Caritas sei eine alleinerziehende Frau mit zwei minderjährigen Kindern, die in Vollzeit arbeite. Ihr Mann hat sich ins Ausland abgesetzt, zahle keinen Unterhalt, kümmere sich nicht. Vielmehr habe er ihr gemeinsame Schulden hinterlassen.
Mit dieser Frau bearbeitet Gruber derzeit unterschiedliche Anliegen: Er ist dabei, ihr das Existenzminimum zu sichern, vermutlich mit Anträgen auf Wohngeld und Kinderzuschlag. Außerdem verschafft sich Gruber, der auch Schuldnerberater ist, mit ihr einen Überblick über die Schulden.
Die Caritas im Bistum Eichstätt, das für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen zuständig ist, will helfen
Da ein Kind eine Behinderung hat, stellt sich die Frage, auf welche Schule es gehen soll. Schließlich bemüht er sich auch darum, der psychisch belastenden Frau Sicherheit zu vermitteln, dass sie ihre Probleme in den Griff bekommen kann. "Bei der Caritas geht es uns immer um eine ganzheitliche Beratung", betont Gruber.
Die Allgemeine Sozialberatung der Caritas wird bisher ganz aus Eigenmitteln wie Kirchensteuern und Spenden finanziert. Gruber fordert, dass dieser Dienst zusätzlich eine einheitliche und langfristig gesicherte Förderung durch die Kommunen bekommt. "Schließlich erleichtern wir die Arbeit der Kommunen erheblich, indem wir mit Betroffenen Anträge ausfüllen und Dokumente für sie einholen."
Insofern sei die Allgemeine Sozialberatung der Caritas auch ein "Wegweiser durch den Behördendschungel", erklärt der Caritassprecher. Allgemeine Sozialberatung leisten im Bistum unter anderem die Caritas-Kreisstellen in Herrieden, Roth und Weißenburg. Außenstellen gibt es zudem in Gunzenhausen, Hilpoltstein und Wemding.
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