Von Caritas-Mitarbeiterin Hasive Pachur fühlen sich alte Menschen in Gunzenhausen gut betreut.
© Peter Esser/Caritas
Von Caritas-Mitarbeiterin Hasive Pachur fühlen sich alte Menschen in Gunzenhausen gut betreut.

"Ich bin lieber bei den Menschen"

„Liebe und Arbeit“: So holt Hasive Pachur Senioren in Gunzenhausen aus der Altersarmut

"Ohne Liebe ist alles nichts." Dieser Spruch, der Motto des Diözesan-Caritasverbandes Eichstätt bei dessen 100. Jubiläum im Jahr 2018 war, steht auf einem Aufkleber auf der Handy-Rückseite von Hasive Pachur (54).

Die gebürtige Mexikanerin organisiert seit 2018 für die Caritas-Kreisstelle Weißenburg hauptamtlich das Projekt "Hand in Hand gegen Altersarmut", das die Kreisstelle zusammen mit der Stadt Gunzenhausen ins Leben gerufen hat.

Gunzenhäuser Seniorin über Hasive Pachur: "Ich bin sehr zufrieden mit ihr."

Dafür leistet Hasive Pachur zweimal in der Woche jeweils zwei Stunden Seniorenberatung und koordiniert einen ebenfalls zweimal wöchentlich stattfindenden Mittagstisch im städtischen Burkhard-von-Seckendorff-Heim sowie ein zweimal monatlich durchgeführtes Seniorencafé in der katholischen Pfarrei St. Marien in Gunzenhausen.

"Ich bin sehr zufrieden mit ihr. Wenn man ein Problem hat, kann man sich jederzeit an sie wenden", sagt die 66-jährige Agnes Braun beim Mittagstisch. Sie hat nur eine geringe Rente. Hasive Pachur hat ihr nach einer Beratung die Möglichkeit organisiert, für einen Symbolbetrag von einem Euro am Essen teilzunehmen. Ebenso wie mehreren anderen Senioren, etwa dem 67-jährigen Wladimir Barantschikov, der meint: "Es ist hier alles gut organisiert. Alles funktioniert perfekt."

Wie die aufopfernde Mexikanerin nach Deutschland und nach Gunzenhausen kam

Hasive Pachur kam zum ersten Mal 1995 nach Deutschland. In Essen war sie ein Jahr lang Au-pair-Mädchen. In dieser Zeit lernte sie ihren späteren Ehemann kennen. Nach einigen Jahren Fernbeziehung zog sie im Jahr 2000 hierher, heiratete und arbeitete als Pflegehelferin in einem Altenheim in Bad Württemberg.

In Mexiko war sie als Sozialarbeiterin in einem Krankenhaus tätig gewesen, "doch es war damals in Baden-Württemberg zu kompliziert, diesen Beruf anerkennen zu lassen", so Hasive Pachur.

Hasive Pachurs Tochter kam in Gunzenhausen auf die Welt

Aus beruflichen Gründen des Ehemanns zog das Paar einige Jahre später nach Gunzenhausen, wo sie im Jahr 2007 ihre Tochter bekamen. Hasive Pachur beschloss, sich zunächst ganz ihrer Erziehung zu widmen.

Als das Mädchen in den Kindergarten kam, engagierte sie sich ehrenamtlich in der Pfarrei St. Marien, wo sie regelmäßig in die Kirche geht.

Noch heute verkauft sie dort mit einer Freundin zusammen ab und zu nach Gottesdiensten Waren aus dem Eine-Welt-Laden, deren Erlös am Ende eines Jahres immer einer Hilfsorganisation zugutekommt. Eines Tages sah sie zufällig bei der Caritas in Gunzenhausen einen Aushang "Caritas sucht Ehrenamtliche".

Zunächst arbeitete Hasive Pachur bei der Caritas Gunzenhausen im Büro

Pachur trat sofort ein und kam ins Gespräch mit Alexandra Trögl, der Leiterin der Caritas-Kreisstelle Weißenburg, zu der die Stelle in Gunzenhausen gehört. Diese suchte jemanden für Büroarbeit. Die Mexikanerin zögerte nicht lange und übernahm die Aufgabe. Seit 2013 stellt sie auch freiwillig die Scheine für die Speis, die Tafel in Gunzenhausen, aus.

Nun ist sie froh, dass sie seit sechs Jahren hauptamtlich das Altersarmutsprojekt organisieren darf. "Ich bin Frau Trögl sehr dankbar, dass ich so wieder eine Tätigkeit im sozialen Bereich leisten kann. Das wollte ich schon, seit ich 13 Jahre alt war", erklärt sie.

Diese Aufgabe erfüllt sie. Dank ihrer Seniorenberatung konnte zum Beispiel ein obdachloser Mensch wieder eine Arbeit und ein geregeltes Leben finden. Im Seniorencafé sagte ihr neulich eine Witwe: "Seit ich hier bin, kann ich wieder lachen."

Die Caritas-Mitarbeiterin freut sich, dass im Café inzwischen Freundschaften zwischen alten Menschen entstanden sind, die sich zuvor nicht kannten. Für ihre Klientinnen und Klienten in allen drei Bereichen – Seniorenberatung, Mittagstisch und Seniorencafé – organisiert Hasive Pachur auch Ausflüge: zuletzt zum Beispiel zum Frühlingsfest nach Nürnberg, zu einer Stadtführung in Wemding und an den Altmühlsee.

Während der Corona-Pandemie musste Hasive Pachur die Senioren am Telefon betreuen

Als schwierigste Phase hat die Caritas-Mitarbeiterin die Coronazeit in Erinnerung. Seinerzeit musste sie ihre Klientinnen und Klienten telefonisch betreuen. Statt des gemeinsamen Mittagessens wurde Essen auf Rädern an diese ausgefahren. "Da gab es viel Isolation und Einsamkeit" bedauert Hasive Pachur. Sie ist froh, dass diese Zeit vorbei ist.

"Gerade die Gruppenarbeit beim Seniorencafé ist das, was ich am liebsten mache", erzählt sie. Weniger gerne sitzt sie am Computer, wenngleich sie schon seit ihren früheren Beschäftigungen im Krankenhaus und Altenheim weiß, dass Dokumentation wichtig ist. "Doch ich bin eben lieber bei den Menschen."

Hasive Pachur ist glücklich bei der Caritas in Gunzenhausen

Hasive Pachur ist glücklich, bei der Caritas arbeiten zu können: "Wenn man jemandem sagt, dass man bei der Caritas tätig ist, weiß sofort jeder, auch in Mexiko, was damit gemeint ist", ist ihre Erfahrung.

"Und Caritas ist Nächstenliebe: Liebe und Arbeit sind für mich zwei wesentliche Säulen des Lebens". Hasive Pachur bringt im Projekt gegen Altersarmut in Gunzenhausen beide Säulen zusammen.

Ihre Sprechstunden in der Bühringerstraße 14e in Gunzenhausen sind dienstags und freitags jeweils von 9 bis 11 Uhr. Telefonisch ist sie im Büro unter 09141 87339-52 oder ansonsten unter 0151 17625384 zu erreichen.

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