Kulturort: Theater Tausendkunst

Oper mit Augenzwinkern in Herzogenaurach

27.10.2021, 05:53 Uhr
Auf der ebenerdigen Bühne kommen Cornelia Schmid und Christian Kaltenhäußer dem Publikum ganz nah. Hier die Kulissen zu "Schaurig ist\'s".

© Jeanette Seitz, NN Auf der ebenerdigen Bühne kommen Cornelia Schmid und Christian Kaltenhäußer dem Publikum ganz nah. Hier die Kulissen zu "Schaurig ist\'s".

"Die vielen kreativen Ideen, die man hat, brauchen einen Ort", sagt Christian Kaltenhäußer (39). Und den hat der Sänger, Gesangslehrer und Schauspieler gemeinsam mit seiner Partnerin Cornelia Schmid (42), ebenfalls Sängerin, Gesangslehrerin und Schauspielerin, im Welkenbacher Kirchweg 11 in Herzogenaurach gefunden.

Eigentlich hatten die beiden im Jahr 2016 nur nach größeren Unterrichtsräumen für ihre Gesangsschüler gesucht. "Doch dann trafen mehrere Sachen zusammen", erzählt Kaltenhäußer rückblickend. Schmid hatte großes Interesse, als Gesangspädagogin zu arbeiten und da etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Und Kaltenhäußer als "Vollblutschauspieler" träumte von Theaterstücken auf einer eigenen Bühne - "obwohl man uns sagte, dass Herzogenaurach dafür ein schwieriges Pflaster sei".

Ein glücklicher Zufall

Doch als den beiden das Gebäude im Welkenbacher Kirchweg, das mit 220 Quadratmeter für reinen Unterricht eigentlich zu groß war, quasi "vor die Füße fiel", gab es kein Halten mehr. "Wir haben uns gedacht, hier könnten wir all unsere Ideen und Kreativität ausleben. Es war wirklich ein glücklicher Zufall, obwohl uns das damals noch gar nicht so bewusst war." Denn natürlich sei es auch ein Wagnis gewesen.

Die beiden Künstler haben sich mit dem "Gesangsstudio Theater Tausendkunst" einen Traum erfüllt.

Die beiden Künstler haben sich mit dem "Gesangsstudio Theater Tausendkunst" einen Traum erfüllt. © Jeanette Seitz, NN

Doch der Mut hat sich gelohnt: Nach Um- und Ausbau eröffneten Cornelia Schmid und Christian Kaltenhäußer 2019 ihr "Gesangsstudio Theater Tausendkunst". Ein tolles Gefühl sei das gewesen, erinnern sich die beiden. "Wir standen hier und waren glücklich über die großzügigen Räumlichkeiten, die wir mit Leben füllen wollten", so Kaltenhäußer.

Mit der Kammeroper "Pimpinone" gingen sie im Herbst an den Start. Aus vier geplanten Vorstellungen wurden acht - "die Leute haben das mega gut angenommen". Damit bestätigte sich, dass es in Herzogenaurach sehr wohl ein interessiertes Kultur-Publikum gibt.

Ebenerdige Bühne

Die "Bühne" im Theater Tausendkunst ist ebenerdig, die Schauspieler agieren also sehr unmittelbar vor und mit dem Publikum. In dem 70 Quadratmeter großen Raum ist etwa ein Drittel als Spielort reserviert, der Rest wird bestuhlt. 50 Personen finden dort Platz, jetzt zu Corona-Zeiten nur 30. Auf- und Abgänge für die Schauspieler sind durch Vorhänge gewährleistet, so entsteht eine Art Hinterbühne für den richtigen "Theaterzauber". Die Licht- und Tontechnik übernimmt mit Herbert Dotzauer ein Freund der beiden.

Im Herbst 2019 gingen sie mit der Kammeroper "Pimpinone" an den Start.

Im Herbst 2019 gingen sie mit der Kammeroper "Pimpinone" an den Start. © Theater Tausendkunst, NN

Den künstlerischen Anspruch der beiden erklärt Kaltenhäußer so: "Wir bieten kleine Kunst mit großem Niveau und immer mit einem Augenzwinkern. Wir wollen zwar dem Publikum das, was wir lieben - die Oper - näherbringen, aber immer unterhaltsam und dadurch vermitteln, dass man keine Angst vor der Kunst haben muss. Die Leute sollen vor allem abschalten und etwas Tolles erleben."

Jetzt kommt wieder Leben rein

Schmid und Kaltenhäußer bedauern natürlich, dass kurz nach der Eröffnung dieser neuen Spielstätte die Corona-Pandemie sie ausbremste. "Das Theater Tausendkunst hatte noch keine Gelegenheit, sich zu etablieren." Doch die beiden sind guter Dinge, die Bühne, die ja nur geschlafen habe, "wieder zum Leben zu erwecken, wie es gedacht war".

Der schaurige Spaziergang durch den Dohnwald wird wiederaufgenommen.

Der schaurige Spaziergang durch den Dohnwald wird wiederaufgenommen. © Margot Jansen, NN

Als Nächstes wollen die beiden Mozarts "Zauberflöte" auf die Bühne bringen - man darf aber sicher sein, dass die Oper bei Schmid und Kaltenhäußer ein bisschen anders als gewohnt ausfällt - zumindest visuell, denn auf die schönen Arien wird freilich nicht verzichtet. "Wir spielen mit den klassischen Erwartungen", verrät Kaltenhäußer schon einmal schmunzelnd.

INFO: Vorher ist aber noch "Schaurig ist's - ein unheimlich komischer Spaziergang im Dohnwald" dran, eine Wiederaufnahme vom Herbst 2020. Und sollte das Wetter schlecht sein, dann darf sich das Publikum das Stück im Theater Tausendkunst anschauen; die Kulissen stehen schon. Die Aufführungen sind am 29., 30. und 31. Oktober, jeweils um 19 Uhr. Karten für 25 Euro unter: www.tausendkunst.de