Kulturelles Kleinod

"Tausendkunst": ein kleines Theater für Herzogenaurach

2.3.2019, 06:57 Uhr
Bald werden Sopranistin Cornelia Schmid und Bassbariton Christian Kaltenhäußer im Welkenbacher Kirchweg auf ihrer eigenen Kleinkunstbühne stehen. „Tausendkunst“ heißt das Kultur-Projekt

© Foto: Berny Meyer Bald werden Sopranistin Cornelia Schmid und Bassbariton Christian Kaltenhäußer im Welkenbacher Kirchweg auf ihrer eigenen Kleinkunstbühne stehen. „Tausendkunst“ heißt das Kultur-Projekt

"Das Kulturleben in Herzogenaurach bekommt einen neuen Mitspieler", freuen sich Cornelia Schmid (40) und Christian Kaltenhäußer (37). Sie wollen die Menschen im "Tausendkunst" an den Gesang heranführen, Unterricht erteilen, aber auf einer Kleinkunstbühne auch einem Publikum künstlerisch anspruchsvolle und dennoch leichte Kost bieten.

Christian Kaltenhäußer stammt aus Herzogenaurach, hat sich schon mit sechs Jahren zur Musik hingezogen gefühlt und bei der Stadtjugendkapelle Trompete gelernt. Erste Schauspiel-Erfahrungen sammelte er in der Realschul-Theatergruppe. Kein Wunder: "Ich wusste schon im Kindergarten, dass ich auf die Bühne gehöre", sagt der 37-Jährige. Und so kam es dann auch: Er hatte Engagements beim "Fränkischen Theater Maßbach", beim "Theater Pfütze" in Nürnberg und beim Extra-Chor der Staatsoper Nürnberg. 2013 war er sogar Preisträger des Internationalen Opernwettbewerbs der Kammeroper Rheinsberg.

Gesang sei ja eine mit der Schauspielerei verwandte Kunst und "ich bin immer mehr in die Gesangsszene hineingerutscht", erinnert sich Kalten-häußer. Schließlich studierte er an der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg Gesang und Ensembleleitung, machte außerdem eine Ausbildung zum funktionalen Stimmtrainer.

Künstlerische Begabung

Und hier, an der Berufsfachschule, lernte Christian Kaltenhäußer seine Partnerin Cornelia Schmid kennen. Die 40-Jährige ist in Regensburg aufgewachsen und erkannte ebenfalls schon früh eine künstlerische Begabung bei sich. Nach dem Abitur lernte sie zunächst Damenschneiderin, "doch das Singen hat sich dann in den Vordergrund gedrängt". Denn schon als Teenager hatte sie in diversen Bands als Lead-Sängerin im Bereich Unterhaltungsmusik gesungen. Erst beim späteren Gesangsunterricht in Nürnberg kam sie auch mit klassischem Gesang in Berührung — und entdeckte ihre Leidenschaft dafür.

2004 dann trafen Cornelia Schmid und Christian Kaltenhäußer aufeinander. "Es hat erst privat und dann auch künstlerisch gepasst", erzählt Schmid. "Wir stehen beide total gerne auf der Bühne." Von da an versuchten Schmid und Kaltenhäußer, möglichst auch zusammen zu arbeiten, waren zum Beispiel mit der Kammeroper Köln auf Tournee. "Das war eine lehrreiche Zeit, danach kann einen so schnell nichts mehr erschüttern", sagt Kaltenhäußer schmunzelnd.

Hier können Interessierte künftig Gesangsunterricht nehmen. Denn: „Singen tut gut.“

Hier können Interessierte künftig Gesangsunterricht nehmen. Denn: „Singen tut gut.“ © Foto: Eduard Weigert

Dennoch: Etwas Eigenes ist wohl der Traum eines jeden Künstlers. "Es ist die Erfüllung eines Herzenswunsches, wenn es klappt", sagt Kalten-häußer. Obwohl das Vorhaben "Tausendkunst" bei Cornelia Schmid und Christian Kaltenhäußer eher aus der Not heraus geboren war. Beide hatten nämlich über die Jahre mit Chorleitung, Stimmbildung und Gesangsunterricht auch immer ein Standbein in Herzogenaurach. "Wir haben uns einen Schülerstamm aufgebaut, der aber kontinuierlich gewachsen ist", so Kaltenhäußer. "Und irgendwann, wenn eine Pflanze zu groß geworden ist, muss man sie umtopfen."

Folglich wurde der Unterrichtsraum zu klein, die beiden machten sich auf die Suche nach etwas Neuem, Größerem. "Es ist schwierig, ein passendes Gebäude zu finden, wir wollen ja auch niemanden stören", so Schmid. Über eine Kleinanzeige wurden sie schließlich fündig, und zwar im Welkenbacher Kirchweg 11, wo vorher die Stickerei/Druckerei "Der Zwirn" residierte. "Wir haben uns sofort in die Räumlichkeiten verliebt", erzählt Cornelia Schmid. Und das, obwohl sie ja eigentlich nur einen Raum zum Unterrichten gesucht hätten und der "Topf" mit 200 Quadratmetern ein bisschen zu groß gewesen sei. Aber "vielleicht wollte es das Schicksal so; der Grundriss passt jedenfalls optimal".

Intensiv geprüft

Also haben die beiden Künstler das Haus gemietet und einen Bauantrag für die Nutzungsänderung gestellt. "Das Landratsamt hat unseren Antrag wohlwollend, aber intensiv geprüft", erzählt Kaltenhäußer. Dabei sei es vor allem um den Immissionsschutz wegen der Anwohner gegangen. Ein Jahr ist bis zur endgültigen Genehmigung ins Land gegangen, Renovierungen wurden vorgenommen, doch nun steht der Eröffnung des "GesangStudios Theater Tausendkunst" nichts mehr im Weg. Der Name "Tausendkunst" war übrigens einst der Hausname der Kaltenhäußers von großväterlicher Seite her.

Und der Name soll auch Programm sein: In zwei großzügigen Unterrichtsräumen wollen die Sopranistin und der Bassbariton Gesangsunterricht geben und Workshops anbieten. Auf der Bühne mit zirka 40 Sitzplätzen davor soll es einzelne Veranstaltungen geben, also keinen regelmäßigen Spielbetrieb. Wohl aber Lesungen, Sprechtheater, Musikabende — "das Publikum verzaubern und ihm eine bewegende Zeit bieten", ist der Anspruch. Komplettiert wird das Angebot von Ausstellungen im Foyer. "An den großen Wänden wollen wir bildenden Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Werke auszustellen", sagt Schmid. "Tausendkunst" eben.

Außerdem laden Cornelia Schmid und Christian Kaltenhäußer ab und zu am Freitagabend zum "TausendStimmenTreff" ein: Dabei haben alle, die Spaß am Singen haben, die Gelegenheit, das zusammen mit Gleichgesinnten zu tun — einfach so, ohne Druck, ohne Verpflichtung. Dafür sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich, das pure Singen und der Spaß an der eigenen Stimme stehen hier im Vordergrund.

Schmid und Kaltenhäußer ermutigen alle, das Singen einmal auszuprobieren. "Gesang und diesen zu lehren, ist unsere absolute Leidenschaft", sagt Schmid und betont: "Es ist ein Grundbedürfnis und wesentlich für das Menschsein, ist die Stimme doch auch Ausdruck der Persönlichkeit." Sie ist überzeugt: "Jeder, wirklich jeder kann singen lernen." Und so abgedroschen das auch klingen möge: "Singen ist gesund und tut Geist und Körper gut."

ZDie Eröffnung findet am Samstag, 20. April, statt. Ab 17 Uhr sind alle Interessierten zu einem Sektempfang eingeladen und können die Räumlichkeiten besichtigen. Um 18.30 Uhr beginnt dann der offizielle Teil für geladene Gäste. Mehr Infos: www.tausendkunst.de

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