Lehrkräfte müssen sich immer häufiger wehren - gegen Schüler und Schülerinnen, aber auch gegen Eltern. Ausreichende Unterstützung erhalten sie nicht.
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Lehrkräfte müssen sich immer häufiger wehren - gegen Schüler und Schülerinnen, aber auch gegen Eltern. Ausreichende Unterstützung erhalten sie nicht.

Beleidigt und bedroht

Auch Eltern sind Täter: Gewalt gegen Lehrkräfte an Bayerns Schulen nimmt weiter zu

Bereits seit 2016 beauftragt der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der Dachverband des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands BLLV, das Meinungsforschungsinstitut Forsa mit einer repräsentativen Umfrage zum Thema "Gewalt gegen Lehrkräfte". Für die aktuelle Erhebung im Oktober 2024 wurden deutschlandweit 1311 Schulleitungen befragt, darunter 254 in Bayern.

Die nötige Unterstützung nach solchen Gewaltvorfällen scheitere nach Angaben der Befragten oft an uneinsichtigen Täterinnen, Tätern und Eltern, die nicht kooperationsbereit seien. Allerdings werden auch die zu hohe Aufgabenfülle, bürokratische und aufwändige Strukturen bei der Meldung von Gewaltfällen sowie unzureichende Unterstützung durch den Dienstherren als Begründung genannt. Deshalb gaben auch nur 55 Prozent der Schulleitungen an, es sei in den allermeisten Fällen gelungen, die Lehrkräfte in Fällen von Gewalt ausreichend zu unterstützen (Deutschland: 58 Prozent).

Es ist - wieder einmal - ein alarmierendes Ergebnis: 59 Prozent der Schulleitungen in Bayern und 60 Prozent in Deutschland geben an, dass Gewalt an ihrer Schule in den letzten fünf Jahren weiter zugenommen habe. Rund zwei Drittel berichten, dass in diesem Zeitraum Lehrkräfte beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt worden seien (65 Prozent in Bayern und bundesweit). 2018 waren es deutschlandweit noch 48 Prozent. Gleichzeitig ist nur jede dritte Schulleitung in Bayern (33 Prozent) der Ansicht, dass mit dem Thema weitgehend offen umgegangen werde.

"Dass sich Gewalt gegen Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen auf hohem Niveau dauerhaft zu manifestieren scheint, muss uns alle erschrecken", warnt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Noch 2022 berichteten in Bayern nur 53 Prozent der Befragten von direkten Beschimpfungen und Angriffen – heute seien es schon 65 Prozent. Dazu kämen Cybermobbing und physische Angriffe. "Wir engagieren uns schon lange dafür, das Thema öffentlich zu machen und Druck auf die Politik auszuüben."

Gefragt nach den wichtigsten Präventionsmaßnahmen nannten in Bayern 77 Prozent der Schulleitungen "angemessene Personalausstattung" gefolgt von "Kooperationen mit staatlichen Institutionen, z.B. der Polizei" (75 Prozent) und "Gespräche der Lehrkräfte zu dem Thema mit Schülerinnen und Schülern" (71 Prozent). Aber auch die "Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams" wurde von 70 Prozent angegeben sowie "Fort- und Weiterbildungsangebote, Trainings und Workshops zu Prävention und Deeskalation" (65 Prozent), ein "Schulkodex, also schulische Leitlinien, die in der Schulkonferenz verabschiedet werden" (60 Prozent), "angemessen große Unterrichtsräume" (51 Prozent) und "umfängliche Partizipationsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler" (46 Prozent).

Auch Menschen ohne Schulbezug sind Täter

In den meisten Fällen wurden Schülerinnen und Schüler und deren Eltern zu Tätern gegenüber Lehrkräften. So gingen beispielsweise physische Übergriffe in 99 Prozent der Fälle sowie Cybermobbing (76 Prozent) von Schülerinnen und Schülern aus. Im Falle psychischer Gewalt in direkter Begegnung gaben die Schulleitungen Eltern (83 Prozent) als häufigste Tätergruppe an. Außerdem kommt es auch immer wieder dazu, dass erwachsene Menschen ohne jegliche Verbindung zur Schule zu Tätern gegenüber Lehrkräften werden. In der aktuellen Befragung gingen neun Prozent der Fälle direkter psychischer Gewalt von Personen außerhalb der Schule aus.

Erstmalig wurde in diesem Jahr auch abgefragt, ob Schulen mit einem zweiten Alarmsignal ausgestattet sind, um Schülerschaft und Lehrkräfte, beispielsweise im Fall einer Gewalttat an der Schule, dazu aufzufordern, im Unterrichtsraum zu verbleiben und sich zu verbarrikadieren. Dies konnten lediglich 38 Prozent der Schulleitungen bejahen. Deutschlandweit waren es mit 59 Prozent deutlich mehr.

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