So groß ist die Gefahr für Menschen

Blaue Zungen? Diese hochansteckende Virusinfektion können Stechmücken nach Franken bringen

Stefan Blank

Redakteur für Westmittelfranken

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9.8.2024, 17:23 Uhr
Stechmücken können die Blauzungenkrankheit übertragen.

© dpa Stechmücken können die Blauzungenkrankheit übertragen.

Die Warnung kommt von den Veterinär-Experten im Ansbacher Landratsamt: Über Stechfliegen könnte die schwere Virusinfektion in die Region gebracht werden. Gefährdet von der Blauzungenkrankheit sind vor allem Wiederkäuer wie Rinder, Schafe oder Ziegen. Klar ist aber auch: Für den Menschen ist die Krankheit ungefährlich, für die Tiere aber hochansteckend, heißt es von den Medizinern.

Bei Rindern, Schafen und Ziegen kann die Blauzungenkrankheit, die ihren Namen von einem der Hauptsymptome hat, einer sich blau färbenden Zunge, aber sogar einen tödlichen Verlauf nehmen. "Sie wird durch Stechinsekten übertragen, verläuft vor allem bei Schafen schwer und es kommt zu tödlichen Verläufen beim aktuell grassierenden BT-3 Virus", erklären die Experten des Ansbacher Veterinäramtes. "Bei Rindern stehen bei dem aktuell kursierenden Virustyp die wirtschaftlichen Verluste im Vordergrund, etwa durch Fehlgeburten", heißt es weiter.

Stechfliegen sind bis zu 100 Kilometer unterwegs

Noch ist die Blauzungenkrankheit nicht in Bayern angekommen. Doch weit entfernt sind die Ausbruchsfälle nicht mehr. Das Ansbacher Landratsamt spricht von Fällen in Hessen und Baden-Württemberg, die nur noch rund 50 Kilometer von Bayern entfernt lägen. "Da etwa Stechfliegen in ihrem Leben bis zu 100 Kilometer weit fliegen können und es derzeit praktisch überall eine besonders starke Stechfliegenpopulation gibt, kann die Seuche Bayern jederzeit auf ganz natürlichen Weg erreichen", erklären die Experten.

Andere Möglichkeiten, wie die Virusinfektion nach Franken kommen könnte, seien Tiertransporte oder Tierhandel. Fälle der Blauzungenkrankheit sind aus den Niederlanden und Belgien bekannt.

Diese Mittel helfen gegen die Blauzungenkrankheit

Menschen brauchen sich erst einmal für ihre eigene Gesundheit keine Gedanken machen, heißt es. Doch für Halter von Wiederkäuern herrscht erhöhte Alarmstufe.

Die Veterinäre vom Landratsamt Ansbach raten, Herden oder einzelne Tiere besonders engmaschig zu beobachtet, zudem empfehlen sie Maßnahmen gegen die Stechfliegenbelästigung der Tiere. "Repellentien", also Mittel, die Stechinsekten abschrecken, könnten als "Fertigarzneimittel" verabreicht werden. "Bei Rindern erfolgt dies zum Beispiel als Flüssigkeit, die über den Widerrist gegossen wird und dann mehrere Wochen wirkt. Die Gefahr der Übertragung von Krankheiten durch Stechinsekten wird dadurch drastisch reduziert", heißt es aus dem Landratsamt.

Ein weiterer Tipp zur "Stichprophylaxe": rechtzeitige Aufstallung der Tiere während der Hauptflugzeit der Fliegen, Nutzung von Weideflächen auf Bergkuppen, Vermeidung von Weiden in Talsenken mit Tümpeln.

Es sei weiterhin möglich Tiere aus Regionen, in denen die Seuche schon angekommen ist, zu kaufen. Diese Tiere müssen vorab mit Repellentien behandelt und mit negativem Ergebnis auf das Virus untersucht worden sein. Auch Impfstoffe gegen das BT-3-Virus seien seit Mai 2024 auf dem Markt, der Schutz einer wertvollen Zuchtherde oder seltener Nutztierrassen wird vom Landratsamt empfohlen. Derzeit untersuche das Veterinäramt Ansbach die Wiederkäuerpopulation im Landkreis Ansbach und in der Stadt Ansbach nach erhöhten Stichprobenschlüssel per Blutuntersuchung, also als Monitoring.

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