Halter klagte gegen Bescheid

Verwahrloste Pferde auf Koppel ohne Wasser und voller Pferdekot: Veterinäramt Ansbach greift ein

Stefan Blank

Region/Bayern

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14.12.2023, 13:47 Uhr
Aus der Koppel war vor einigen Wochen bereits ein Pferd ausgebrochen.

© Polizei Aus der Koppel war vor einigen Wochen bereits ein Pferd ausgebrochen.

Zwei der Pferde wurden dem Besitzer laut einer Mitteilung des Landratsamts Ansbach weggenommen, sie werden nun auf Kosten des Halters in einem anderen Stall gepflegt und aufgepäppelt. Abgeholt wurden die Tiere schon am 6. Dezember, jetzt ging das Landratsamt mit dem Fall an die Öffentlichkeit.

Die Pferde wurden beschlagnahmt, heißt es. Grundlage sei der Vollzug einer tierschutzrechtlichen Anordnung, "mit der dauerhaft tierschutzkonforme Haltungsbedingungen durchgesetzt werden sollen", teilt das Landratsamt mit. Zwar habe der Halter der Tiere gegen den Bescheid noch geklagt, laut Landratsamt habe das Verwaltungsgericht Ansbach "die Klage mit Urteil vom 30. November 2023 abgewiesen und den Bescheid damit bestätigt".

Bauschutt und Autoteile auf dem Areal

Doch warum mussten die Mitarbeitenden des Veterinäramtes einschreiten? Laut der Mitteilung standen "vier Pferde in einem Rundbogenzelt mit angeschlossener Matschkoppel". Die nächste Bebauung sei ungefähr einen Kilometer entfernt. Strom- und Wasseranschlüsse stünden an der Koppel nicht zur Verfügung. "Das Gelände war stark verschlammt und verschmutzt, matschig und tiefgründig, aber auch umfangreich mit Altmetallen, Fahrzeugteilen und Bauschutt belegt", teilt das Landratsamt mit.

Erneut aufmerksam geworden auf die Pferde wurden die Behörden Ende November und Anfang Dezember, als die Tiere aus der Koppel ausgebrochen waren und unter anderem auf Straßen herumliefen. Die Einschätzung des Veterinäramtes: "Die Pferde sind in einer verwahrlosten Haltung untergebracht und unzureichend versorgt."

Kein Wasser in der Tränke

In der Mitteilung des Landratsamtes werden die zuständigen Mitarbeiter sehr deutlich: Die vier Pferde "werden bei Winterwitterung in einem nach zwei Seiten offenen Rundbogenzelt gehalten. Tränkewasser war nicht vorhanden. Futter mussten sich die Pferde, darunter ein kleines Shetlandpony, aus einem auf Holzpaletten in etwa einem Meter Höhe befindlichen Rundballen entnehmen."

Doch das sei bei Weitem noch nicht alles: "Eine trockene oder frisch eingestreute Liegefläche stand nicht zur Verfügung. Am Boden des Rundbogenzelts stapelte sich auf etwa der Hälfte der Fläche Pferdekot ohne Einstreumaterial. Diese Kotschicht war fast einen Viertelmeter hoch. Die andere Hälfte wies feuchtes, mit Pferdeäpfeln verschmutztes Stroh auf."

Hochgradig gefährlich

Einen ordentlichen Zaun habe es weder um das Zelt herum, noch um die Matschkoppel gegeben. Die Einfriedung "bestand einerseits aus alten Holzpaletten, die provisorisch mit Rundballengarn verbunden wurden, andererseits aus alten Baumaterialien", heißt es vom Landratsamt. "Der gesamte Bereich war nach Einschätzung der Behörde für Tiere hochgradig verletzungsträchtig und gefährlich, stellte andererseits aber auch kein Hindernis für einen Ausbruch dar."

Überall Pferdeäpfel: Der Boden im Rundbogenzelt, in dem die Pferde gehalten wurden, sah nicht gut aus.

Überall Pferdeäpfel: Der Boden im Rundbogenzelt, in dem die Pferde gehalten wurden, sah nicht gut aus. © Veterinäramt Ansbach

So viel zu den Umständen der Koppel und der Lebensumstände. Doch das Landratsamt erklärt ihr Handeln auch mit dem Zustand der Pferde selbst. "Bei allen Tieren waren, insbesondere bei den Hufen, Anzeichen für Verwahrlosung festzustellen", heißt es.

Schreckhaft und aggressiv

"Zwei Pferde, eine Stute und ein Hengst, waren nicht an ein Halfter, an das Führen am Strick oder an Hufpflegemaßnahmen gewöhnt", so die Einschätzung der Veterinäramts-Mitarbeitenden. Die beiden Tiere hätten bei der amtstierärztlichen Untersuchung "sich und Helfer gefährdet. "Besonders der Hengst reagierte schreckhaft und aggressiv." Das Pferd hätte mit Treten, Steigen und Beißversuchen reagiert.

"Aufwändige Pflegemaßnahmen oder Untersuchungen waren am Haltungsort daher nicht umsetzbar", bilanzierten die Tierärzte. Daher habe es keine andere Lösung gegeben, als die Tiere mitzunehmen "und für weitere Untersuchungen und Pflegemaßnahmen in einem professionellen Stall" unterzubringen.

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