Die vielen Freiheiten, die wir genießen, wären undenkbar ohne Jahrhunderte abendländischer Geschichte.
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Die vielen Freiheiten, die wir genießen, wären undenkbar ohne Jahrhunderte abendländischer Geschichte.

Pro & Contra

„Verordnete Ruhe“ tut uns allen gut – unabhängig von der religiösen Überzeugung

Fast das ganze Jahr über kann in Bayern quasi rund um die Uhr ausgelassen gefeiert, getanzt und gesungen werden. Nur an ganz wenigen Tagen bestehen minimale Einschränkungen mit Rücksicht auf die christliche Prägung des Landes. Der Protest richtet sich aber vor allem gegen das Wochenende vor Ostern.

So trommelt der „Bund für Geistesfreiheit“, ein Verein mit wenigen Tausend Mitgliedern in Bayern, alle Jahre wieder für eine Aufweichung am Karfreitag, für den die strengsten Auflagen gelten. Zum Vergleich: Trotz massiver Austritte gehören der katholischen Kirche in Bayern immer noch beachtliche 5,5 Millionen Menschen an, dazu kommen mehr als zwei Millionen Protestanten und Hunderttausende orthodoxe Christen. Und selbst unter den vielen „Konfessionslosen“ sind viele, die zwar die Kirchensteuer sparen, aber dem christlichen Weltbild verbunden sind. Sie wissen: Die vielen Freiheiten, die wir genießen, wären undenkbar ohne Jahrhunderte abendländischer Geschichte.

Selbstverständlich geht es den Kritikern nicht wirklich um die paar Stunden im Jahr, in denen die Musik in Clubs und Kneipen verstummt. Niemand wird deswegen ernsthaft von einer unzumutbaren Einschränkung sprechen können – wenn dem so wäre, hätten Gerichte die Auflagen ja längst gekippt. Und es ist ja auch niemandem untersagt, daheim seinem Drang nach Musik, Tanz und Vergnügung zu frönen. In Wahrheit nehmen „Bund für Geistesfreiheit“, Humanistischer Verband und andere den Karfreitag zum Anlass, um öffentlichkeitswirksam für ihre kirchenkritische – man könnte auch sagen: anti-christliche – Agenda zu werben. Das ist legitim, aber auch sehr durchschaubar. Und freilich geht es auch ein bisschen darum, Christen zu provozieren. Das Motto der Aktionen – „Heidenspaß“ – ist ja hinreichend entlarvend.

Wirklich ernst nehmen könnte ich die angebliche Empörung, wenn diejenigen, die gegen die Ruhe am Karfreitag wettern, im selben Atemzug die vielen – bezahlten! – Feiertage ins Visier nähmen, die gerade in Bayern gelten und größtenteils christlichen Ursprungs sind. Doch da ist mir noch keine Kampagne zu Ohren gekommen. „Gott sei Dank“, möchte man sagen. Denn diese auch irgendwie „verordnete“ Freizeit tut uns doch allen gut.

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