
Pro & Contra
Jesus hätte es so gewollt: Warum die Aufhebung des Tanzverbots den Kirchen dienen würde
Es klingt wie eine Selbstverständlichkeit: An Karfreitag wird der Kreuzigung Jesu gedacht. Doch es ist eben nicht mehr selbstverständlich, dass Menschen das wissen, denn die Kirchen haben in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung eingebüßt. Die Zahl der Nicht-Christen steigt.
Trotzdem wird am Gründonnerstag um 2 Uhr morgens in Bayern die Musik abgedreht. Bis Karsamstag um 24 Uhr bleibt sie stumm. Die Tage rund um Ostern sind sogenannte stille Tage. Es gilt, aus Rücksicht auf Christen, ein Tanz- und Musikverbot. Doch das ist nicht mehr zeitgemäß.
Der Bedeutungsverlust der beiden großen Konfessionen darf eigentlich niemanden wundern. Denn nicht nur beim Tanzverbot zeigt sich: Die Kirchen sind aus der Zeit gefallen. In der katholischen Kirche dürfen Frauen keine Spitzenämter bekleiden. Gleichgeschlechtliche Paare müssen sich mit einer Segnung begnügen. Das Sakrament der Ehe will die katholische Kirche ihnen nicht zugestehen.
Die Gesellschaft ist längst einige Entwicklungsschritte weiter. Die Kirchen sollten nachziehen - um ihretwillen. Rücken sie näher an die Lebensrealität der Menschen, bremst das vielleicht den Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. Denn die Kirchen sind auf dem besten Weg genau dorthin.
Staat hilft bei Finanzierung der Kirchen - Diskobetreiber haben Pech gehabt
Der bayerische Staat trägt der schwindenden Bedeutung der Kirchen aber keineswegs Rechnung - sondern hält stur an gesellschaftlich überkommenen Regeln fest. Indem er an den sogenannten stillen Tagen allen Menschen per Gesetz das Feiern untersagt, weil eine bestimmte Gruppe von Menschen dieses aus religiösen Gründen so wünscht. Das passte noch nie zum Neutralitätsgebot des Staates.
Natürlich können Glaubensgemeinschaften Gebote für ihre Anhänger formulieren, aber der Staat darf sich nicht zum Erfüllungsgehilfen machen. Erst recht nicht darf er diese Gebote auch allen Nicht-Anhängern überstülpen.
Letztendlich sollte jeder selbst entscheiden dürfen. Wer in Stille Jesu Tod gedenken möchte, kann das tun. Genauso sollte jeder die Möglichkeit haben, in den Karfreitag hineinzutanzen - innerhalb der Grenzen dessen, was der Respekt vor anderen erlaubt. Zumal sich nicht erschließt, wieso Jesus daran Anstoß nehmen sollte, wenn Menschen zusammenkommen und gemeinsam eine gute Zeit verbringen.
Dieses Thema hat Sie besonders interessiert? In unserem Newsletter „Aus dem Newsroom“ erfahren Sie alles Wichtige über die Arbeit der Redaktion und erhalten exklusive Einblicke. Hier kostenlos bestellen. Freitags um 6 Uhr in Ihrem Mailpostfach.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen