Doppelstrategie geht auf
Stänkern und regieren? Wie Markus Söder 2025 der Union das Leben schwer machen wird
Noch ist die Bundestagswahl nicht gelaufen; doch nach Lage der Dinge wird wohl die Union mit Friedrich Merz den nächsten Kanzler stellen. Der hat mit der CSU einen wichtigen Partner an seiner Seite. Und einen schwierigen.
Dass es der kleinen Schwester aus dem Süden nicht an großem Selbstbewusstsein fehlt, wissen sie in der CDU. Doch die jüngsten Umfragen und der Erfolg, den CSU-Chef Markus Söder in den sozialen Medien erfährt, dürften die Ansprüche seiner Partei deutlich nach oben schrauben.
Ein Kampf zwischen CDU und Freien Wählern
Schon jetzt setzen die Christsozialen bei vielen Themen ihre Duftmarken - siehe Migration, mit härteren Forderungen als die CDU. Das wird sich zusehends verstärken. Söder muss nicht nur das Gewicht der CSU im Unionsgefüge nach oben treiben; er muss auch die Freien Wähler in Schach halten. Die wollen ihm drei Direktmandate abjagen und so weit unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde doch den Sprung in den Bundestag schaffen.
Dass Aiwangers Truppe das gelingt, ist zweifelhaft. Zumal Söders Argument stimmt, dass nur die CSU in einer neuen Bundesregierung ohne Rücksicht auf andere bayerische Interessen vertreten kann. Das dürfte bei der CSU-Stammwählerschaft durchaus verfangen - und die Lust auf ein paar aus CSU-Sicht verschenkte Stimmen an die Freien Wähler schmälern.
Ob die CSU Bayerns Interessen allerdings auch entsprechend durchsetzen wird, steht auf einem anderen Blatt. Sie vertritt nur ein Bundesland, wenn auch das aus ihrer Sicht einzig relevante. Friedrich Merz aber muss die Interessen der 15 anderen mit in die Waagschale werfen. CSU pur wird es, allen Söderschen Versprechen zum Trotz, nie geben.
Das war nie anders. Die Christsozialen haben deshalb eine Doppelstrategie entwickelt, und es spricht vieles dafür, dass sie auch diesmal wieder auf sie zurückgreifen werden. Sie formulieren in ihrer bayerischen Bastion maximale Forderungen an die Union, deren Umsetzbarkeit sie allenfalls marginal interessiert.
In den vergangenen Monaten hat die CSU das mehr als einmal getan - etwa beim Ruf nach einem Aus fürs deutsche Asylrecht, der Rückkehr zur Atomenergie oder dem absoluten Nein zu einer Koalition mit den Grünen. Die CSU fühlt sich an die Berliner Zwänge nicht gebunden, auch nicht an die kraft- und Image-raubende Suche nach Kompromissen.
Gleichzeitig gibt sich die CSU auch in einer unionsgeführten Regierung stets als Opposition und stänkert von München aus gegen das, was sie in Berlin als Regierungspartner selbstverständlich und stillschweigend mitträgt. Täte sie es nicht, müsste sie die Koalition verlassen. So aber schafft sie beides: in Berlin mitregieren und zuhause das Bild einer überaus eigenständigen, auf bayerische Interessen bedachten Wächterin kreieren.
Die anderen Parteien in Bayern mag das ärgern, zumal sie es als untergeordnete Landesverbände nicht einfach kopieren können. Doch für die CSU ist es das Erfolgsrezept schlechthin. Warum sollte sie das also aufgeben?
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