Fall 23 von "Freude für alle"

Von wegen erwerbsunfähig: Nürnberger bringt Behörden zum Staunen - doch Rückschlag droht

Max Söllner

Redaktion Neumarkt und "Freude für alle"

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9.12.2024, 12:47 Uhr
Den Nürnberger Thomas K. plagen seit Jahrzehnten chronische Schmerzen am Kiefer (Name geändert, Symbolfoto).

© imago images/Panthermedia Den Nürnberger Thomas K. plagen seit Jahrzehnten chronische Schmerzen am Kiefer (Name geändert, Symbolfoto).

In der Arbeitsagentur seien sie aus allen Wolken gefallen. "Die haben gesagt: Das schafft niemand", sagt Thomas K. (Name geändert) aus Nürnberg. Auch die Rentenversicherung habe ihm zunächst nicht geglaubt. Zu ungewöhnlich ist seine Rückkehr in den Arbeitsmarkt nach sechs Jahren Erwerbsunfähigkeit.

Der 44-jährige Franke, der mehr als achtmal in der Psychiatrie war, hat sich in einem einjährigen Bewerbungsverfahren gegen viele andere durchgesetzt. Er ist für einen sehr umkämpften Job genommen worden. Weil der Beruf sehr speziell ist, müssen wir auf eine genauere Beschreibung verzichten. Ansonsten wäre K. leicht identifizierbar. Nur so viel: "IT ist mein Leben", wie der Nürnberger sagt. Er wird also als Informatik-Spezialist arbeiten.

Zunächst aber besucht er eine Universität. Der Arbeitgeber ermöglicht ihm ein duales Studium. Sein Lohn ist in den ersten Jahren gering. Egal: Hauptsache weg von dem tiefen Abgrund, vor dem er mehrfach stand.

"Ich hatte das Gefühl, nicht mehr mithalten zu können"

K. erzählt, wie ihm mit 17 Jahren die Weisheitszähne falsch gezogen worden seien. Daraufhin habe sich sein Kiefer chronisch entzündet - eine sogenannte Ischämische Kiefernekrose.

Der Nürnberger entwickelte starke und chronische Schmerzen. Er fand kaum noch Ruhe, sein Schlaf ließ rapide nach. Meist fielen ihm die Augen erst um zwei oder drei Uhr zu. "Dann bin ich früh total gerädert aufgewacht", sagt K. Er sei zu nichts mehr fähig gewesen. Hinzu kamen weitere an seinen Kräften zehrende Krankheiten wie ein Blinddarmdurchbruch und Probleme an der Schilddrüse.

Von alledem wurde K. schwer depressiv. "Ich hatte das Gefühl, nicht mehr mithalten zu können", beschreibt er seine Gedanken. Komplett aus dem Raster gefallen habe er sich gefühlt. "Wenn dein Körper nicht in Ordnung ist, kannst du 20 Jahre in die Psychiatrie gehen, ohne dass es besser wird."

Entscheidende Veränderung nach dem letzten Psychiatrie-Aufenthalt

Immer wieder erlitt K. heftige Rückschläge. Seine Ausbildung zum Fotolaboranten machte er noch fertig, schaffte es aber nie, in diesem Beruf zu arbeiten. Wenn es ging, jobbte er nebenher. Mit 32 holte er sein Abitur nach. Neun Jahre brauchte er dafür. Aber geschafft ist geschafft.

Nach dem letzten Psychiatrie-Aufenthalt stabilisierte sich K. mehr und mehr. Er führt dies auf verschiedene Nahrungsergänzungsmittel zurück, mit denen er seine körperlichen und mentalen Beschwerden zumindest etwas habe lindern können. Eine nachhaltige Lösung oder gar ein Allheilmittel sind die Präparate freilich nicht.

Finanziell war es zudem eine schwierige Zeit. K. lebte zuletzt von rund 380 Euro Erwerbsunfähigkeitsrente und musste sich verschulden. Der Nürnberger hatte abgesehen von seiner Oma nie familiäre Unterstützung. Sie starb, als er 17 Jahre alt war.

Ihm sei gesagt worden, er werde nie wieder normal arbeiten können

Schließlich wagte er den nächsten Schritt: die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt. Verschiedene Behörden hatten ihn zu diesem Zeitpunkt längst abgeschrieben, erzählt der Nürnberger. Ihm sei gesagt worden, dass er doch in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung anfangen solle. Darüber hinaus könne man ihn in seiner beruflichen Entwicklung nicht unterstützen. Er werde nie wieder normal arbeiten können, habe es geheißen. Umso bemerkenswerter, dass er Anfang Oktober in dem begehrten Job angefangen hat und der Arbeitgeber ihm sogar ein duales Studium ermöglicht.

Und doch hängt alles, was K. erreicht hat, an einem seidenen Faden. "Es wäre schade, wenn er das vorhandene Potential aufgrund seiner gesundheitlicher Probleme nicht nutzen kann", schreibt die für ihn zuständige Mitarbeiterin des ökumenischen Arbeitslosenzentrums, die an "Freude für alle" den Spendenantrag für K. gestellt hat.

Auch "Freude für alle" fände es bedauerlich, wenn K. nach seiner selbst von Experten kaum für möglich gehaltenen Rückkehr auf den Arbeitsmarkt erneut in die Erwerbsunfähigkeit zurückgeworfen werden würde. Die Gefahr besteht angesichts des herausfordernden Studiums. Er hat gerade viel zu lernen, bald stehen die ersten Prüfungen an. Würde die Kieferentzündung - wie in der Vergangenheit mehrfach geschehen - jetzt wieder stärker werden, käme seine Leistungsfähigkeit an Grenzen. Mit Nahrungsergänzungsmitteln wäre dann nicht viel auszurichten.

Operation kostet tausende Euro

Eine dauerhafte Verbesserung seiner chronischen Kieferentzündung ist mittels einer Operation möglich, die mehrere tausend Euro kostet. Die Krankenkasse übernimmt nichts davon, schreibt die für ihn zuständige Mitarbeiterin des Ökumenischen Arbeitslosenzentrums.

K. hat bereits den Behandlungsplan eines Zahnarztes vorliegen. Doch er wird sich den chirurgischen Eingriff auf absehbare Zeit nicht leisten können - auch, weil er wegen der teuren Nahrungsergänzungsmittel hohe Schulden hat. Wir bitten daher um Unterstützung für den Nürnberger und danken allen Spenderinnen und Spendern.

So können Sie spenden

Die Spendenaktion „Freude für alle“ des Verlags Nürnberger Presse (VNP) unterstützt seit über 50 Jahren bedürftige Alleinstehende und Familien in unserer Region. Dafür stellen wir in der Vorweihnachtszeit beispielhafte Einzelschicksale vor. Helfen auch Sie mit einer Spende!

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Spendenquittungen stellen wir ab 300 Euro aus, bitte hierfür die vollständige Adresse hinterlassen.

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