Das „Team Menschenrechte“ organisierte am 22. März einen Demonstrationszug durch die Nürnberger Innenstadt.
© Günter Distler
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Das „Team Menschenrechte“ organisierte am 22. März einen Demonstrationszug durch die Nürnberger Innenstadt.

In eigener Sache

Trotz Drohungen: Warum wir weiterhin genau hinsehen und uns nicht einschüchtern lassen

Vor einer Woche erschien an dieser Stelle ein Meinungsbeitrag, der sich in Teilen kritisch mit dem „Team Menschenrechte“ auseinandersetzte. Auslöser für den Kommentar und die begleitende Berichterstattung war ein Demonstrationszug durch die Nürnberger Innenstadt. Die Verfasser der Beiträge und die Nürnberger Nachrichten (NN) wurden im Anschluss in der Telegram-Gruppe der Vereinigung beschimpft.

„NN sind genau solche Faschisten wie der ÖRR“, heißt es in einem Post. Die Abkürzung „ÖRR“ steht für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. „Es ist Propaganda, geschrieben von abhängigen Feiglingen“, kritisiert ein anderes Mitglied der Gruppe. Ein Kollege aus unserer Lokalredaktion Nürnberg wird schließlich im Bild gezeigt, die Kritik an ihm lautet „Schmierenjournalismus“. Zuvor wurden auch schon andere Redaktionsmitglieder verunglimpft.

Via Megafon hat eine Sprecherin der Gruppe am 17. März am Rande einer Kundgebung verlauten lassen: „Euer Käseblatt ist zu einem erbärmlichen Schmierenblatt verkommen, ihr solltet euch in Grund und Boden schämen.“ Die Liste der verunglimpfenden Äußerungen ließe sich fortsetzen.

Diese Wortwahl - und somit die Art von Medienschelte - lässt tief blicken. Zwar ist Kritik an unserer Berichterstattung absolut legitim, doch die Regeln des Anstands sollten dabei gewahrt bleiben. Wenn einzelne Redaktionsmitglieder gezielt verbal angegriffen werden, schießt dies deutlich übers Ziel hinaus. Womöglich soll dadurch bei den Betroffenen auch Angst geschürt werden. Für die Chefredaktion und die Verlegerinnen dieses Medienhauses sind solche Attacken nicht hinnehmbar, wir machen uns Sorgen um das Wohl unserer Reporterinnen und Reporter.

Eine derartige Verrohung der Sitten zeugt zudem von einem seltsamen Verständnis von Meinungsfreiheit. Letztere ist zu Recht ein hohes Gut in der Bundesrepublik. Wenn unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit jedoch die freie Presse gemaßregelt werden soll, geht das entschieden zu weit.

Wir werden uns von dieser Art der Kritik jedenfalls keinesfalls einschüchtern lassen. Unabhängiger Journalismus berichtet, wie die Dinge verlaufen sind. Unabhängig davon, ob diese Schilderung allen Betroffenen gefällt. Es ist unser grundgesetzlich geschützter Auftrag, das Geschehen auch und gerade während einer Demonstration zu beobachten und anschließend einzuordnen.

Womit wir wieder beim „Team Menschenrechte“ angelangt sind: Diese Gruppe fiel in der Vergangenheit durch Verbindungen zur rechtsextremen Szene auf, Personen aus diesem Spektrum haben auch schon an Veranstaltungen teilgenommen. Grund genug für unser Medienhaus, auch weiter genau hinzusehen. Wir tun dies, weil der Verlag Nürnberger Presse und die Nürnberger Nachrichten seit knapp 80 Jahren einen Beitrag zur Stabilisierung der Demokratie leisten. Das wollen und werden wir auch weiterhin tun.

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