Wegen Bundesgesetz
Nürnberger N-Ergie-Chef schlägt Alarm: Versorgung mit Fernwärme gefährdet
21.6.2022, 18:01 UhrJosef Hasler, Vorsitzender des Vorstands der N-Ergie-Aktiengesellschaft, warnt eindringlich vor unbeabsichtigten Folgen des sogenannten Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes, das sich aktuell im parlamentarischen Verfahren befindet. Das Gesetz verfolgt das Ziel, Erdgas einzusparen, indem statt Gaskraftwerken zunehmend Kohlekraftwerke zur Stromerzeugung eingesetzt werden.
Von den vorgesehenen Strafzahlungen wären nach jetzigem Stand allerdings auch Heizkraftwerke betroffen, die Erdgas einsetzen, um über Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Fernwärme für private Haushalte zu produzieren.
Deutschlandweites Risiko
Folglich stünde deutschlandweit die Wärmeversorgung von Millionen Menschen akut im Risiko – auch im Stadtgebiet Nürnberg, wo Erdgas der Hauptenergieträger für die Fernwärme ist. Josef Hasler: "Erdgas einzusparen, um die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes zu sichern, ist selbstverständlich der absolut richtige Weg."
Man müsse alles dafür tun, damit es in diesem Winter in den Wohnungen warm bleibt – und zwar in allen Wohnungen, egal ob sie mit Erdgas oder Fernwärme beheizt werden.
Ausklammerung unverständlich
"Es ist für mich deshalb völlig unverständlich", so Hasler, "warum KWK-Anlagen, sprich Heizkraftwerke, im momentanen Gesetzentwurf nicht ausgeklammert sind". Ganz offensichtlich habe man die Fernwärme-Kunden vergessen. "Ich appelliere dringend an die Politik, diesen Fauxpas zu beheben. Versorgungssicherheit muss für alle gelten!"
Für Notfälle gerüstet
Josef Hasler führt am Beispiel der Situation in Nürnberg aus, worin das Risiko für die rund 45.000 Wohnungen und Gebäude am Nürnberger Fernwärmenetz konkret besteht: "Wir sind für Notfälle gerüstet und können den Betrieb unserer Heizkraftwerke auf leichtes Heizöl umstellen – aber diese Fahrweise ist lediglich für einen überschaubaren Zeitraum vorgesehen, nicht für einen ganzen Winter."
Für das "Herzstück der Fernwärmeversorgung" in Nürnberg, so Hasler, das Heizkraftwerk in Sandreuth, bedeutete dies zum Beispiel, dass die N-Ergie eine durchgängige Versorgung via LKW aufbauen müsste: Alle zwei Stunden müsste ein großer Tanklaster Nachschub liefern, argumentiert Hasler.
Die volle Leistung des Kraftwerks stünde aber auch dann nicht zu Verfügung. "Ebenso wenig wäre ein Dauerbetrieb mit Heizöl aufgrund von Immissionsschutz-Auflagen nach aktuellen Stand überhaupt zulässig."
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