"Da will ich rein"

Kein Gymnasium in der Nähe der zehnjährigen Elsa aus Fürth ist barrierefrei: „Freude für alle“ hilft

13.9.2024, 09:36 Uhr
Elsa (10 Jahre) will im neuen Schuljahr das Jenaplan-Gymnasium an der Stadtgrenze Nürnberg/Fürth besuchen. Doch die Haupttreppe am Eingang ist dafür ein großes Hindernis: Sie muss mit ihrem Rollstuhl hinaufgetragen werden, ein Plattformlift soll Abhilfe schaffen.

© Wolfgang Heilig-Achneck/vnp Elsa (10 Jahre) will im neuen Schuljahr das Jenaplan-Gymnasium an der Stadtgrenze Nürnberg/Fürth besuchen. Doch die Haupttreppe am Eingang ist dafür ein großes Hindernis: Sie muss mit ihrem Rollstuhl hinaufgetragen werden, ein Plattformlift soll Abhilfe schaffen.

"Da will ich rein!", sagt Elsa mit fester Stimme. "Da" – das ist das Jenaplan-Gymnasium in Nürnberg-Schniegling, direkt an der Stadtgrenze zu Fürth. Die Zehnjährige hat es sich gut überlegt, dass sie nach den Sommerferien genau hier zur Schule gehen will. Und auch ihre Eltern haben sich natürlich gründlich umgesehen. Aber etwas Passendes für das Mädchen zu finden, ist nicht so leicht.

So aufgeweckt die Tochter auch wirkt – sie hat es schwerer als andere. Denn die Zehnjährige hat Knochen wie Glas, einige sind schon mal gebrochen, Titannägel halten sie zusammen, etliche Operationen hat das Mädchen schon hinter sich. So ist sie einen Rollstuhl angewiesen - und stößt vielerorts auf Hindernisse und Hürden. Bei ihrer Grundschule hatte sie Glück, die war schon behindertengerecht gestaltet. Nun aber soll und will die pfiffige Schülerin - mit guten Noten - den nächsten Schritt gehen.

"Aber in unserem gesamten Umfeld gibt es kein einziges barrierefreies staatliches Gymnasium", stellt Elsas Mutter fest. Es gebe zwar aktuell entsprechende Ausbauprojekte, aber die kommen zu spät für die Zehnjährige. "Und leider gibt es auch keine systematischen Aufstellungen zur Barrierefreiheit." Von den offiziellen Dienststellen, so die Fürther Familie, habe es kaum Unterstützung gegeben, nicht mal von einer Beratungsstelle Inklusion. Ihr Fazit: "Barrierefreiheit wird nur halbherzig umgesetzt. Und keines der Gymnasien in unserer Umgebung ist entsprechend ausgestattet."

"Da will ich rein!", sagt Elsa mit fester Stimme am Eingang des Nürnberger Jenaplan-Gymnasiums.

"Da will ich rein!", sagt Elsa mit fester Stimme am Eingang des Nürnberger Jenaplan-Gymnasiums. © Wolfgang Heilig-Achneck/vnp

Nürnberg: Alle Gymnasien in der Nähe haben Barrieren

Auch das Jenaplan-Gymnasium ist von voller Barrierefreiheit noch ein gutes Stück entfernt. Dafür hat den Eltern das Konzept der gebundenen Ganztagsschule mit vielen sozialen Aktivitäten zugesagt. Selbständigkeit und Rücksichtnahme auch auf besondere Handicaps werden großgeschrieben. Und das ist schon deshalb wichtig, weil die Schule wie die Familie damit zurechtkommen müssen, dass Elsa womöglich immer wieder mal wegen Behandlungen länger als nur zwei, drei Tage in der Schule fehlen wird.

Immerhin kommt die angehende Fünftklässlerin im Inneren des Schulgebäudes, das zum früheren Soldan-Werk gehört, gut zurecht. Das hat die Familie auch ausprobiert: Es gibt Aufzüge und ausreichend breite Türen, ebenso eine barrierefreie Toilette. Das entscheidende Hindernis ist ausgerechnet der Zugang. Hier gilt es eine hohe Treppe zu bezwingen: unmöglich für Elsa. Und sie - samt Rollstuhl - hinauf- und hinunterzutragen, geht natürlich nur im Ausnahmefall und ist von den Schulbegleitern nicht zu leisten.

Nun soll ein Plattformlift Elsa den Weg ebnen. Eine Fachfirma aus dem Kreis Erlangen-Höchstadt hat ein Angebot über gut 15.000 Euro vorgelegt. Ein solches Vorhaben lässt sich allerdings nicht mal eben aus dem Schuletat finanzieren. Zumal das Jenaplan-Gymnasium von einer Genossenschaft aus Eltern getragen und betrieben wird – und als Privatschule hier nicht auf Hilfe vom Staat oder der Stadt bauen kann. Und aufs Schulgeld umlegen kann und will der Träger die Investition auch nicht. "Aber natürlich leisten wir unseren eigenen Beitrag", bekräftigt Vorstand Bernd Beisse.

"Freude für alle": Die VNP-Weihnachtsaktion will Lücke schließen

So hofft die Schule vor allem auf eine "Mikroförderung" von 5000 Euro durch die Aktion Mensch. Dazu will die Lift-Firma das Vorhaben selbst durch einen ordentlichen Preisnachlass unterstützen. Die Aktion "Freude für alle" greift den Beteiligten dann unter die Arme, um die noch verbleibende Lücke von einigen tausend Euro zu schließen – auch damit sich das Projekt nicht quälend lange hinzieht. Zumal von der Investition künftig noch mehr Kinder profitieren. Schon jetzt besuchen etliche Kinder mit besonderem Förderbedarf und Handicaps das Jenaplan-Gymnasium, allerdings bisher eben noch keines mit Rollstuhl.

Beteiligt hat sich "Freude für alle" im Sommer aber auch an einer weiteren Anschaffung zu Gunsten von Menschen mit einer Behinderung: Gefördert hat die Spendenaktion des Verlags Nürnberger Presse (VNP) in den Nürnberger Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte (NWW) die Anschaffung von zwei ganz besonderen Laptops. Denn auch die Beschäftigten in dieser Einrichtung in Nürnberg-Langwasser sollen nicht ausgeschlossen bleiben vom Umgang mit Computern und der Nutzung digitaler Medien. Für mögliche Tätigkeiten und Einsätze auf dem ersten Arbeitsmarkt sind Grundkenntnisse ohnehin unerlässlich.

In den Nürnberger Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte (NWW) sitzt und arbeitet Stefan Mrazovic an einem Computer mit einer Spezialtastatur für Braille-Schrift.

In den Nürnberger Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte (NWW) sitzt und arbeitet Stefan Mrazovic an einem Computer mit einer Spezialtastatur für Braille-Schrift. © Wolfgang Heilig-Achneck/vnp

Aber wie kommen Menschen damit zurecht, die weder die Buchstaben auf der Tastatur lesen noch erkennen können, was auf dem Bildschirm angezeigt wird? Auch dafür gibt es spezielle Zusatzausstattungen: vor allem Geräte, die alles in Braille-Schrift übersetzen und angezeigte Informationen in Audiodateien zum Hören umwandeln. Aber der Umgang damit will gelernt sein und ständig geübt werden.

Spendenaktion "Freude für alle": Spezielle Laptops für Menschen mit Sehbehinderung

"Leider ist der finanzielle Rahmen für Werkstätten für Menschen mit einer Behinderung viel zu eng, um solche Anschaffungen zu stemmen", bedauert Silvia Knipp-Rentrop vom Sozialdienst der Werkstätten. So hatte es bisher für 70 Beschäftigte nur zwei entsprechend ausgestattete PCs gegeben. Von denen nur einer wirklich für die wichtigen Schulungen zur Verfügung stand, weil der andere vom Pfortendienst als Arbeitsgerät benötigt wird. "Jetzt können wir unsere Leute schon deutlich besser auf Praktika vorbereiten und sie bei der Erstellung von Bewerbungen unterstützen.

Erfreulicherweise gehen bei der Aktion "Freude für alle" aber nicht nur Hilferufe und Spendengesuche ein, sondern auch im Jahresverlauf immer wieder Zuwendungen. Und das nicht selten aus besonderem Anlass. Nur ein Beispiel: In Neumarkt versteigerte der Künstler David Klammt sein Gemälde "Oberpfalz" für einen guten Zweck. Dem Nürnberger Comedian Oliver Tissot gelang es dabei, die Bieter so zu motivieren, dass das Werk 1444 Euro einbrachte; davon gingen 333 Euro an einen Sozialfonds für Künstlerinnen und Künstler und stolze 1111 Euro an die VNP-Aktion. Herzlichen Dank - auch allen anderen Gebern und Gönnern, die "Freude für alle" teilweise sogar durch regelmäßige Zuwendungen fördern.

So können Sie spenden

Regional, gezielt und unbürokratisch: So hilft die Weihnachtsaktion "Freude für alle" des Verlags Nürnberger Presse (VNP) Menschen, die in Not geraten. Unsere Konten lauten:

  • Hier können Sie über Paypal spenden
  • Konto bei Sparkasse Nürnberg: IBAN: DE 63 760 501 01 0001 101 111
  • Konto bei Sparkasse Erlangen: IBAN: DE 28 763 500 0000 000 63999
  • Konto bei Sparkasse Fürth: IBAN: DE 96 762 500 00 0000 277 772

Für Spendenquittungen ab 300 Euro bitte die vollständige Adresse hinterlassen.

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