Fall 12 von "Freude für alle"
Schreibtische, Tablets, Fahrräder: Das fehlt von Armut betroffenen Kindern in Nürnberg
22.11.2024, 17:00 UhrWährend des Interviews mit Carina F. (Name geändert) tollen ihre beiden Söhne auf dem Sofa herum. Sie sind sechs und sieben Jahre alt. Einer der beiden spielt auf einem Handy. Es ist gebraucht, zuvor hatte es der nun verstorbenen Oma gehört. Der ältere Sohn geht schon zur Schule, er erledigt auf dem Gerät auch einen Teil seiner Hausaufgaben. Eigentlich ist das Display viel zu klein. Aber für Tablets oder Laptops, wie sie an immer mehr Schulen verlangt werden, fehlt der vierköpfigen Nürnberger Familie das Geld.
Carina F. ist 31 Jahre alt und alleinerziehend. Mit 16 Jahren wurde sie schwanger und brachte eine Tochter zu Welt, die heute 14 ist. Seitdem lebt F. ununterbrochen von Sozialleistungen.
Nach der sehr frühen Schwangerschaft versuchte sie eine Ausbildung zur Bäckereiverkäuferin. Es erinnerte sie zu stark an die Schule, in der sie gemobbt wurde. Sie brach ab und hielt sich fortan als Zeitarbeiterin in der Produktion verschiedener Firmen über Wasser. Dabei war sie immer auch auf eine finanzielle Stütze des Staates angewiesen.
Carina F. träumt von ihrer Selbstständigkeit
Neuerdings arbeitet sie als Minijobberin in der Alltagshilfe. Sie organisiert sich ihre 15 Kundinnen und Kunden ziemlich selbstständig. Was soll beim nächsten Treffen erledigt werden: Einkaufen, der Haushalt oder doch eine Arztbegleitung? "Alles, was Alltag ist", wie F. sagt.
Bald wird sie in demselben Unternehmen auf 20 Stunden Teilzeit aufstocken. Zuvor muss sie allerdings ihre Führerscheinprüfungen bestehen. Und irgendwann, ihr großer Traum: die Selbstständigkeit.
"Ich bin von Kindheit an mit älteren Leuten einkaufen gegangen"
Wie kam es nach all den Jahren Zeitarbeit und Bürgergeld (beziehungsweise dessen Vorläufer Hartz IV) zu diesen großen Plänen? F. erzählt, wie ihre Mutter 2022 an Krebs erkrankte. Sie habe die Arbeit der Pflegerinnen und Pfleger hautnah erlebt. "Ich habe auch sehr viel eigenständig übernommen", sagt die Nürnbergerin. "Außerdem bin ich von Kindheit an mit älteren Leuten einkaufen gegangen und habe ihnen im Haushalt geholfen."
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wusste F., dass sie in die Pflege oder die Alltagshilfe will. Aber aufgrund ihrer Mobbing-Erfahrungen fürchtete sie eine Ausbildung: "Drei Jahre erneute Schule schaffe ich nicht."
Schließlich bat die Mutter die für sie zuständige Mitarbeiterin beim Nürnberger Jugendamt um Unterstützung: Sie wolle endlich in einem Beruf arbeiten, der ihr Spaß macht. Daraufhin wurde sie an das Programm "Perspektiven für Familien" vermittelt.
"Perspektiven für Familien": Besondere Kooperation zwischen Jobcenter und Jugendamt
Die Kooperation zwischen Jugendamt und Jobcenter will langzeitarbeitslose Familienmütter und -väter aus dem Bürgergeld-Bezug herausholen. Sogenannte Fachkräfte-Tandems beider Behörden helfen, Berufs- und Familienleben unter einen Hut zu bringen.
"Es wurde auf alles eingegangen, was ich mir gewünscht habe", sagt die Mutter. Als zum Beispiel ihr jüngerer Sohn aus einer schulvorbereitenden Einrichtung kurzfristig nach Hause geschickt wurde, habe sie das nicht alleine klären müssen. Ihr sei auch gezeigt worden, wie sie als Quereinsteigerin ohne Ausbildung beruflich vorankommen kann.
Woran "Perspektiven für Familien" zunächst nichts ändert, ist die materielle Armut, unter der Kinder von Eltern zu leiden haben, die Bürgergeld empfangen.
Mutter wünscht sich einen Schreibtisch für jedes Kind
F. musste zuletzt ihren Kühlschrank, ihre Waschmaschine und ihr Bett ersetzen - alles ging kaputt. Gerne würde sie ihren Söhnen und der Tochter Fahrräder kaufen, doch das ist finanziell nicht drin. Gleiches gilt für ausreichend große Schreibtische, die sie in getrennten Räumen aufstellen will, um konzentriertes Arbeiten zu ermöglichen.
Ihr siebenjähriger Sohn hat derzeit nur einen Mini-Schreibtisch. Seine Hausaufgaben macht er lieber vom Wohnzimmer aus. Spätestens, wenn auch ihr Jüngster zur Schule geht, drohen Probleme: "Gemeinsam am Esstisch werden die sich bekriegen", ist F. sich sicher.
"Freude für alle" möchte insbesondere die Kinder unterstützen, die auch für die alleinerziehende Mutter Priorität haben. Wir bitten daher um Geldspenden für Carina F. und vergleichbare Familien. Sachspenden können aus organisatorischen Gründen leider nicht angenommen werden.
So können Sie spenden
Die Spendenaktion „Freude für alle“ des Verlags Nürnberger Presse (VNP) unterstützt seit über 50 Jahren bedürftige Alleinstehende und Familien in unserer Region. Dafür stellen wir in der Vorweihnachtszeit beispielhafte Einzelschicksale vor. Helfen auch Sie mit einer Spende!
- Hier können Sie über Paypal spenden
- Konto bei Sparkasse Nürnberg: IBAN: DE 63 7605 0101 0001 1011 11
- Konto bei Sparkasse Fürth: IBAN: DE 96 7625 0000 0000 2777 72
- Konto bei Sparkasse Erlangen: IBAN: DE 28 7635 0000 0000 0639 99
Spendenquittungen stellen wir ab 300 Euro aus, bitte hierfür die vollständige Adresse hinterlassen.
Möchten Sie gezielt für ein in der Vorweihnachtszeit vorgestelltes Einzelschicksal sowie vergleichbare Fälle spenden, nennen Sie bitte im Verwendungszweck die entsprechende Fallnummer.
Wenn Sie im Überweisungszweck das Stichwort "Veröffentlichung" angeben, werden wir Ihren Namen, Ihren Wohnort und die Spendensumme in den gedruckten Zeitungen und E-Paper-Ausgaben des VNP veröffentlichen. Sie haben die Möglichkeit, Ihre Einwilligung gem. Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. a DSGVO für diese Veröffentlichung für die Zukunft zu widerrufen.
Weitere Informationen zum Datenschutz und Antworten auf häufige Fragen zu unserer Weihnachtsaktion „Freude für alle“ finden Sie unter www.vnp.de/ffa
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