Grafschaft Donegal

„Star Wars“-Drehort und Schiffswracks: Irlands wilder Nordwesten bietet spannende Ziele

19.8.2024, 05:00 Uhr
Unzählige Schafe weiden auf den Klippen über dem Atlantik. Wie viele jedes Jahr abstürzen, ist nicht bekannt. Für Wanderer gibt es Warnschilder.

© Clara Grau Unzählige Schafe weiden auf den Klippen über dem Atlantik. Wie viele jedes Jahr abstürzen, ist nicht bekannt. Für Wanderer gibt es Warnschilder.

Ein eisiger Wind zerzaust den dick bewollten Schafen das Fell, Regen wechselt sich mit Sonnenschein ab und 600 Meter tiefer prügeln meterhohe Wellen des Atlantischen Ozeans gegen die Klippen von Slieve League. Zeit, die Kapuze der Regenjacke etwas tiefer ins Gesicht zu ziehen.

Auf einer Wanderung auf gut angelegten Wegen lässt sich die Landschaft der Grafschaft Donegal und das Klima im äußersten Nordwesten Irlands mit allen Sinnen genießen. Wer nach der Tour durchgefroren ist, findet in den kleinen Orten gemütliche Tea Rooms und kann sich mit Rhabarber-Crumble oder Brownies stärken.

Diese Gelegenheit hatten die Seefahrer früherer Zeiten nicht. Wenn sich der Ozean mal wieder aufspielte wie eine wilde Furie, begaben sie sich in Lebensgefahr. Hunderte Wracks liegen vor der Küste Donegals, berichtet Aoife Gibbons , die die Besucher durch den Leuchtturm von Fanad Head führt.

Anstoß zum Bau des trutzigen Turms auf einem Felsen an der Küste gab ein Schiffsunglück, 1811 ging hier das Segelschiff Saldanah in einem schweren Sturm unter. Einziger Überlebender war der Papagei des Kapitäns. Mit einer VR-Brille können die Besucher des Leuchtturms die Tragödie mehrdimensional nacherleben.

Bei einer Führung im Fanad-Leuchtturm zeigt Aoife Gibbons, wie das Leuchtsignal heutzutage funktioniert.

Bei einer Führung im Fanad-Leuchtturm zeigt Aoife Gibbons, wie das Leuchtsignal heutzutage funktioniert. © Clara Grau

Das Leuchtfeuer, das seit 1817 und bis heute den Seeleuten den Weg weist, half indes den Menschen auf der SS Laurentic nichts. Hundert Jahre nach dem Bau des Leuchtturms lief das Dampfschiff 1917 vor der Halbinsel Fanad auf eine Mine. "Es sank innerhalb einer Stunde und riss 354 der 475 Passagiere und Besatzungsmitglieder in den Tod. Außerdem versanken 3211 Goldbarren, von denen bis heute 20 noch nicht geborgen wurden", berichtet Aoife Gibbons. Immer wieder tauchen deshalb Wagemutige zu dem auf über 30 Meter Tiefe liegenden Wrack.

Hier wurde für "Star Wars" gedreht

Ein Schiffsfriedhof und ein Anziehungspunkt für Touristen sind auch die imposanten Felsen von Malin Head. Der zerklüftete und stürmische Küstenabschnitt ist der nördlichste Punkt Irlands. Hier liegen mehr U-Boote und versunkene Ozeandampfer am Meeresgrund als irgendwo sonst auf der Welt. 2016 wurden hier Szenen für "Star Wars" gedreht.

Luke Skywalker, Chewbacca und die imperialen Sturmtruppen haben sich mittlerweile wieder in andere Galaxien verabschiedet. Die aussichtsreichen Wanderwege auf den mehrere hundert Meter hohen Klippen gibt es weiterhin. Von ihrem höchsten Punkt aus lässt sich das Treiben der Vögel, die zu hunderten auf den Felsen hausen, und mit etwas Glück auch Haie und Delfine im Wasser beobachten.

Viktorianischer Prunk in wilder Natur

Wilde, ungezähmte Natur gibt es aber nicht nur entlang der "Wild Atlantic Way", der gut ausgeschilderten Küstenstraße, die rund um Donegal und weitere Countys führt. Auch im Inneren der Insel gibt es wunderschöne Ecken zu entdecken – etwa im "Glenveagh National Park". Vom Besucherzentrum, das in einer Ausstellung über Flora und Fauna im zweitgrößten Nationalpark Irlands informiert, kann man auf zahlreichen Wanderwegen einen Teil des 16.000 Hektar großen Gebietes auf eigene Faust erkunden. Es geht vorbei an tiefblauen Seen, an Wasserfällen, durch Moore und durch von Moos und Flechten überwucherte Wälder. Herzstück des Parks ist das viktorianische Schloss "Glenveagh Castle" mit seinen prächtigen Gartenanlagen. Wer die etwa drei Kilometer lange Strecke nicht laufen möchte, kann vom Besucherzentrum einen Shuttle-Bus nehmen.

Wenn das Wetter mal wieder irisch-durchwachsen ist, lohnt eine Führung durch das in den 1870er-Jahren erbaute Gemäuer. Hier erfährt man, wie die früheren Schlossherren logierten – gerne mal mit einer Tasse Tee oder einem Drink in den gemütlichen Sofas der Schlossbibliothek, die damals wie heute auch bei Regen einen schönen Ausblick auf den blaugrünen See "Lough Veagh" bietet.

Bett neben dem offenen Kaminfeuer, kein fließendes Wasser oder Strom - so sah es in den Häusern der Torf-Stecher aus.

Bett neben dem offenen Kaminfeuer, kein fließendes Wasser oder Strom - so sah es in den Häusern der Torf-Stecher aus. © Clara Grau

So ein privilegiertes Leben hatten freilich nicht alle Iren. Viele fristeten als Torfstecher und Fischer ein einfaches Dasein. Bei einer großen Hungersnot zwischen 1845 und 1849 starben eine Million Menschen - das waren etwa zwölf Prozent der Bevölkerung. Weitere zwei Millionen wanderten damals aus. An diese harten Zeiten erinnert unter anderem auch das Freilichtmuseum "Glencolmcille Folk Park".

In strohgedeckten Hütten aus verschiedenen Epochen erfahren die Besucher, wie die Landbevölkerung damals lebte und arbeitete.

Was bei einer Tour durch den wilden Nordwesten nicht fehlen darf, ist der abendliche Einkehrschwung im Pub. Bei Livemusik und frisch gezapftem Bier kommen Einheimische aller Altersklassen und Gäste zusammen.

Weitere Informationen

Anreise: Mit Aer Lingus, Lufthansa oder Ryanair nach Dublin, weiter per Überlandbus oder Mietwagen nach Donegal. Fährverbindungen unter anderem mit Irish Ferries von Cherbourg oder Dünkirchen.

Informationen auch auf www.ireland.com

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