Die Kreditkarte, die keine ist

Urlauber aufgepasst! Jetzt droht uns Reiseärger mit den neuen Debitkarten

13.6.2024, 11:00 Uhr
Auf Reisen lange das sicherste Zahlungsmittel: Mit Kreditkarten haben viele Urlauber zum Beispiel Restaurant-Rechnungen beglichen. Mit der neuen Debitkarte ist das nicht mehr so einfach.

© Visa/gms Auf Reisen lange das sicherste Zahlungsmittel: Mit Kreditkarten haben viele Urlauber zum Beispiel Restaurant-Rechnungen beglichen. Mit der neuen Debitkarte ist das nicht mehr so einfach.

Sie sieht noch fast genauso aus, es steht auch noch Mastercard oder Visa drauf, und doch ist sie keine echte Kreditkarte mehr: Wer gerade eine neue Karte von seiner Bank zugesandt bekommt, der sollte vor der nächsten Reise sehr genau draufschauen. Meistens taucht da das Wort Debitcard auf - und das kann Ärger auf der Reise bedeuten, besonders außerhalb des EU-Raums.

Viele Bankkunden waren gewohnt, neben der guten alten Girocard (EC-Karte) oft kostenlos auch noch eine Kreditkarte zu erhalten. Das war praktisch auf Reisen nach Dubai oder in die USA, weil eine Kreditkarte fast überall akzeptiert wird. Denn vom Hotel über den Mietwagen bis zum Restaurant: Auf Reisen geht wenig ohne Kreditkarte.

Das Logo führt in die Irre

Neuerdings bieten viele Banken eine neue Version davon an: die Debitkarte. Je nach Anbieter prangt auf ihr mal das Logo von Visa, mal von Mastercard. Diese Debitkarten sollen nach dem Willen großer Teile der Bankbranche die gute alte Girocard (früher EC-Karte) ablösen. Mastercard unterstützt seit vergangenem Juli die Girocard bei den neu ausgegebenen Karten nicht mehr; Sparkassen und Volksbanken halten allerdings weiter an ihr fest.

Bei Debitkarten wird das ausgegebene Geld zeitnah vom Konto abgebucht – im Gegensatz zu Kreditkarten. Die meisten Deutschen haben eine solche Karte in der Brieftasche. Entweder als Girocard (früher: EC-Karte) oder als Debitkarte von Visa oder Mastercard.

Die Debitcard ist im Prinzip auch eine Girocard, nur eben in der internationalen Variante. Wie bei der Girocard bucht die Bank die Umsätze ohne Zeitverzögerung direkt und in voller Höhe vom Girokonto ab, während bei der Kreditkarte die Umsätze nur einmal im Monat gesammelt per Lastschrift vom Girokonto eingezogen werden. Debitkarten von Visa oder Mastercard erkennt man am Zusatz "Debit" auf der Karte.

ING, DKB, Postbank, Santander: Immer mehr Banken empfehlen ihren Kunden Debit- statt EC- und Kreditkarten. Das Argument: Die neuen Karten vereinen angeblich die Vorteile von Giro- und Kreditkarte. Angeführt werden zum einen die weltweite Akzeptanz, zum zweiten die Möglichkeit online zu zahlen und drittens die Kontrolle über die Ausgaben.

Eine Sondervariante ist die digitale Debitcard: Immer mehr Banken bieten solche virtuellen Karten an, zu denen es also kein Stück Plastik mehr gibt, die aber mobiles Bezahlen wie Apple Pay und Google Pay ermöglichen. Sowohl die digitale als auch die klassische Plastik-Debitcard sind oft weiterhin kostenlos und lassen sich genauso wie eine klassische Kreditkarte einsetzen, heißt es in der Werbung. Doch das ist in der Reise-Praxis leider oft nicht der Fall.

Keine Versicherung inbegriffen

Dass es für Debitkarten meist keine Bonuspunkte und kein Cashback gibt und dass keine Versicherungen inkludiert sind wie bei Kreditkarten, kann man verschmerzen. Deutlich ärgerlicher sind schon die mangelnde Akzeptanz und die teils erheblichen Gebühren am Geldautomaten im Ausland. Und bisweilen ist der neue Kartentyp schon an der ersten Tankstelle in Österreich nicht einsetzbar.

Der große Unterschied zwischen Debit und Kredit wird vielen Reisenden im außereuropäischen Ausland bewusst: dann nämlich, wenn sie in Tunesien, Thailand oder Florida ihren Mietwagen abholen oder auf dem Kreuzfahrtschiff einchecken wollen. Die Debitkarte wird außerhalb des EU-Raums nämlich nur sehr eingeschränkt akzeptiert.

Hier bezahlt jemand mit der neuen Debitkarte.

Hier bezahlt jemand mit der neuen Debitkarte. © DKB

Der Zahlungskartenanbieter Visa erklärt dazu, dass Debitkarten und Kreditkarten technisch gleich funktionieren. Wenn Mietwagenfirmen keine Debitkarten akzeptieren, dann hänge das oft damit zusammen, dass Mitarbeitenden das nicht klar ist. Visa treibe aktiv die Aufklärung voran und stehe hierfür in Kontakt mit Autovermieterverbänden.

Hinter der Zurückhaltung der Reiseindustrie steckt freilich eine einfache Logik: Die Debitkarte mag für die Verbraucher preiswert sein, für die Akzeptanzstellen ist sie deutlich teurer als eine Kreditkarte. Und: Die Debitkarte hat keinen eigenen Kreditrahmen. Der Vermieter kann deshalb keine Kaution für Unfälle oder Schäden am Wagen blockieren. Passiert dann etwas, ist er darauf angewiesen, dass das Konto zu dem späteren Zeitpunkt noch gedeckt ist.

Wer dann - meist gegen teure Zusatzversicherungen - die Reederei oder den Hotelier doch überredet, seine Debitkarte anzunehmen, erlebt oft weitere Nachteile: Eine gezogene Kaution belastet unmittelbar das Girokonto, das können durchaus auch mal mehrere tausend Euro sein. In der Folge werden vielleicht Daueraufträge wie die Miete daheim nicht mehr ausgeführt. Und mehr noch: Vor allem aus der Karibik, aber auch aus Teilen der USA wird berichtet, dass die Sicherheitsleistungen oft mehrere Wochen lang nicht zurückgebucht wurden.

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