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Günstige Herbstferien am warmen Meer? In diesem türkischen Hippie-Hüttendorf geht das

8.8.2024, 19:53 Uhr
Blick über die weite Strandsichel von Cirali mit der Ebene voller tropisch anmutender Gärten und Bungalowanlagen.

© Matthias Niese Blick über die weite Strandsichel von Cirali mit der Ebene voller tropisch anmutender Gärten und Bungalowanlagen.

Wir schleichen uns von hinten an die Chimären heran, diese antiken Fabelwesen mit Löwenkopf, Ziegenkörper und Schlangenschwanz. 250 Höhenmeter steigen wir erst den Hang hinauf, laufen dann einen engen Pfad durch duftenden Pinienwald. Es ist schon dämmerig, da sehen wir plötzlich unter uns mehrere Feuer leuchten - mitten im Wald züngeln sie auf Felsplateaus aus Spalten heraus. Menschen sitzen um sie herum, wärmen sich an ihnen - hier wurden den Göttern einst Opfer gebracht, die Tempelruine steht noch.

Diese erdgasgespeisten Feuer leuchten seit ewigen Zeiten an einem Hang über der lykischen Küste. Schon den antiken Seefahrern dienten sie zur Orientierung. Allerlei Mystisches wurde ihnen angedichtet - ganz sicher waren sich die alten Griechen, dass hier die sagenhaften Chimären leben - wer ein Foto von den züngelnden Flammen macht, in die die Urlauber heute Marshmellows und Grillwürstchen halten, entdeckt später auf dem Display seines Handys tatsächlich tanzende Teufel und zerzauste Tiere.

Gas tritt aus dem Fels - die Flammen sehen aus wie Feuerteufel: mit Beinen, Oberkörper, Kopf, Nase, Augen, brennendem Haar.

Gas tritt aus dem Fels - die Flammen sehen aus wie Feuerteufel: mit Beinen, Oberkörper, Kopf, Nase, Augen, brennendem Haar. © Matthias Niese/Matthias Niese

Gut, dass wir einen anderen, geheimen Weg über den Bergkamm von oben gewählt haben und rechtzeitig vor der Dämmerung losgelaufen sind - Sie finden den Pfad hier zum Nachlaufen, wir haben ihn mit noch mehr Fotos extra aufgezeichnet. Wir lassen uns gleich an den oberen Feuern nieder, sind fast alleine und blicken über all die Menschen an den vielen Feuern hinab aufs Meer und auf das nette Urlaubsörtchen Cirali hinab.

Ein nettes Hippiedorf mit kleinen Bungalowanlagen

Das liegt an einer weiten Strandsichel, eingebettet in die hohen Berge des Olympos-Nationalparks. Wir wollten in den Herbstferien das erste Mal in der Wärme urlauben, aber keine Fernreise machen. Wo soll man schon über den 1. November groß mit Kindern hin, wenn es bei uns nasskalt ist und es selbst am Gardasee und der oberen Adria bei nur 18 Grad Celsius stürmt.

Daheim regnet es - hier sind 28 Grad, der Sand ist warm, das Wasser auch.

Daheim regnet es - hier sind 28 Grad, der Sand ist warm, das Wasser auch. © Matthias Niese

Also sind wir wie so viele in Nürnberg in den Billigflieger (der in den Ferien leider nicht ganz so billig ist wie sonst) nach Antalya gestiegen, aber dort nicht gen Osten an die türkische Riviera mit ihren riesigen Hotelbunkern, sondern mit dem schon in Deutschland gebuchten, voll abgesicherten Mietwagen auf eigene Faust ganz bequem knapp 90 Kilometer um die 2,5 Millionen-Einwohner-Stadt die Steilküste gen Südwesten gefahren. Dort gibt es außer mit Kemer kaum riesige Touristenorte mit allem dem Nepp, der solchen Retortensiedlungen zu eigen ist.

Cirali erreichen wir ein Stück hinter Kemer nach serpentinenreicher Fahrt hinab durch eine Schlucht. Am Ortseingang des ehemaligen Hippiedorfes liegen nette türkische Restaurants und kleine Läden, die Ebene ist ein einziger Garten Eden voller kleiner, von Familien betriebenen Bungalowanlagen in schon tropisch anmutenden Gärten mit Bananenstauden, Granatapfel- und Olivenbäumen. Hier beziehen wir einen netten Bungalow, den wir über den Nürnberger Reiseveranstalter Renatour gebucht haben, einen Spezialisten für nachhaltige Reisen.

Die ganze Woche haben wir mildes Sommerwetter

Die ganze Woche haben wir schönstes Wetter bei 25 bis 29 Grad, es ist nur leicht bewölkt, gelegentlich tröpfelt es etwas. Wir entspannen uns die ersten Tage am sandig-kieseligen Strand an einem Meer, das noch so warm ist, dass man ewig drinbleiben könnte - besser hätten wir es in der Zeit nicht treffen können, zumal es hier im Sommer bei hoher Luftfeuchtigkeit bis zu 45 Grad schwülheiß ist.

Die Türkei ist traditionelles Urlaubsland für Russen, eines der wenigen verbliebenen Mittelmeerziele, in denen sie gegen günstige Energielieferungen noch herzlich willkommen sind. Es bewegt uns, dass Russen, deren Staat seine Nachbarn überfällt und Ortschaften und Familien zerstört, neben uns entspannt in der Sonne liegen. Man mag sie am liebsten fragen, wie sie zu diesen Verbrechen stehen, verkneift es sich aber natürlich.

Man sollte wissen, dass hier Russen neben Deutschen in dieser Jahreszeit die Haupturlaubergruppe stellen - sie sind jedoch unauffällig, auch sie haben sich ja einen netten, bescheidenen und alternativen Urlaubsort ausgesucht und stammen vermutlich aus eher aufgeklärtem, urbanem Milieu - ihre Gedanken lesen kann man leider nicht.

Blick durch ein antikes Tor in Olympos.

Blick durch ein antikes Tor in Olympos. © Matthias Niese

So schön es am Strand ist, nach ein paar Tagen müssen wir ganz in der Nähe Entdeckungen machen. Am Südende des Strandes liegt zu Fuß zu erreichen die antike Ruinenstadt Olympos - gut 400 v.Chr. wurden hier die ersten Gebäude von den Griechen erbaut, arabische Korsaren vertrieben später die Hellenen, machten Olympos zum Seeräubernest, bis die Römer um 80 v. Chr. der Piraterie ein Ende setzten und die Stadt zerstörten.

Ein Pfad durch von dichtem Gewächs überwucherten Ruinen

Heute laufen die Besucher ein klares Bergflüsschen aufwärts durch unzählige teils toll erhaltene Ruinen, die nach wie vor vom Wildwuchs befreit und ausgebuddelt werden - der oströmisch-orthodoxe Bischofssitz ist schon gänzlich restauriert. Auf der anderen Seite des Flusses laufen wir auf engem verschlungenem Pfad durch überwucherte Ruinen wie das große Theater oder die römischen Thermen zurück und baden am schönen Strand vor der antiken Stadt.

Am gegenüberliegenden Ende des Strandes beginnt im Norden an einem Felshang der lykische Wanderweg, den viele Weitwanderer Etappe für Etappe ein großes Stück die Türkische Küste immer die Klippen entlang von Strandbucht zu Strandbucht laufen. Nach etwas über drei Kilometern erreichen wir mit großartiger Aussicht den kleinen Schwarzen Strand, am Ende eines Bächleins gelegen mit feinem schwarzem Sand und großen weißen runden Steinen im Sand und unter Wasser.

Unter uns liegt der Schwarze Strand - einer der schönsten Orte der Gegend und nur zu Fuß oder per Boot erreichbar.

Unter uns liegt der Schwarze Strand - einer der schönsten Orte der Gegend und nur zu Fuß oder per Boot erreichbar. © Matthias Niese

Eingerahmt von rot-schwarzem Fels ist er ein kleines Paradies, an dem man locker den ganzen Tag mit Faulenzen, Schwimmen und Schnorcheln verbringen mag. Hier die von uns extra aufgezeichnete Tour zum Nachlaufen mit noch mehr Fotos. Der Weg geht eigentlich noch weiter: Nach 800 Metern erreichen Sie eine größere einsame Kieselstrandbucht, nach weiteren 800 Metern über Felsrücken eine dritte. Uns hat der kleine schwarze Strand am besten gefallen, wir sind zum Baden umgekehrt und haben den Rest des Tages dort verbracht.

Mit dem Auto die wahre Türkei in Bergdörfern erkunden

Haben Sie einen Mietwagen? Dann verlassen Sie das Urlaubernest und fahren Sie mit uns einen halben Tag ab Cirali 150 Kilometer diese Tour durch die Berglandschaft des Olympos Nationalparks. Sie sehen ein Stückchen hinter Ihrem Urlaubsort vom Hang der Berge links die große Stadt Kumluca mit einem Meer aus Gewächshäusern davor, in dem alles wächst, was in den Touristenhotels so auf den Teller kommt.

Eines der kleinen Dörfer, durch das Sie bei unserer Tour durch den Olympos-Nationalpark fahren.

Eines der kleinen Dörfer, durch das Sie bei unserer Tour durch den Olympos-Nationalpark fahren. © Matthias Niese

Gen Norden fahren Sie teils über Schottersträßchen durch stille Dörfer, in denen die Hunde mitten auf der Straße dösen und die Männer in den Cafés sitzen. Kurz vor Kemer kommen Sie durch eine Schlucht, in der Forellen gezüchtet werden - viele der Restaurants bieten den Fisch in allen Variationen an. Exotischer kann ein Trip in den Herbstferien bei schönem Wetter kaum sein, wenn man nicht so weit fliegen mag.

Mehr Informationen:

Renatour natürlich reisen, www.renatour.de, Tel.: 0911 / 89 07 04

Bungalow-Strandurlaub in Cirali

Anreise:

Direktflug z.B. ab Flughafen Nürnberg nach Antalya mit SunExpress in ca. 3 1/4 Stunden - mehrere Flüge täglich. www.sunexpress.com/de

Von dort fahren Sie am günstigsten selbst per Mietwagen 95 Kilometer ab Flughafen Antalya in eineinhalb Stunden über die tolle Küstenstraße nach Cirali. Das Auto ist in dieser Jahreszeit günstig und kostet für eine Woche oft weniger als Hin- und Rücktransfer - sie sind aber vor Ort mobil für Ausflüge. Buchen Sie am besten schon vor Ihrer Reise zu deutschen Konditionen, z.B. bei Sunny Cars - Sie haben dann bessere Versicherungsleistungen als bei Buchung vor Ort. www.sunnycars.de

Beste Reisezeit:

Anfang Mai bis Anfang November

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