Start in der zweiten Jahreshälfte 2023
VW ID.7: Der Elektro-Passat nimmt Gestalt an
5.1.2023, 17:08 UhrDer Diesel-Skandal hat den Ruf von Volkswagen arg ramponiert, auch und gerade in den USA. Sechs Jahre lang hat man sich auf der Consumer Electronics Show (CES) von Las Vegas nicht blicken lassen. Jetzt ist VW zurück, nach einer auch imagefördernden Metamorphose weg vom „clean Diesel“ hin zur Elektromobilität, noch verordnet vom inzwischen abgelösten Konzernchef Herbert Diess.
"Weltauto" für drei Kontinente
Amerikaner schätzen Limousinen, und so macht Las Vegas als Premierenbühne Sinn, auch als kommender Konkurrent für das Tesla Model 3 soll der ID.7 dort schon einmal ein Statement setzen. Nach dem ID.4 ist er das zweite auf dem Modularen Elektro-Baukasten (MEB) basierende Weltauto von VW, was bedeutet, dass der neue Stromer – anders als etwa der kompakte ID.3 – auf drei Kontinenten angeboten wird, neben Europa sind das China und eben Nordamerika. Die Produktion für den europäischen Markt erfolgt im niedersächsischen Emden.
Als elektrisches Äquivalent zum Passat besetzt der ID.7 die wichtige Schlüsselposition in der gehobenen Mittelklasse, wo als deutsche Mitbewerber bislang nur die teuren Mercedes EQE und BMW i4 unterwegs sind. Ziel sei es, „in jedem Segment das passende Angebot zu haben“, sagt Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen. Verschiedene Studien (ID. Aero, ID. Vizzion, ID. Space Vizzion) sind dem ID.7 vorausgegangen, und auch in Las Vegas zeigt er sich noch immer nicht unverhüllt und damit so, wie er aussehen wird, wenn er in der zweiten Jahreshälfte 2023 zum Händler fährt. Das hat einerseits mit Marketingstrategien zu tun, denn jeder Zwischenschritt generiert mediale Aufmerksamkeit. Andererseits ist die CES keine Auto-, sondern die weltweit größte Elektronik-Fachmesse. Auch deshalb steckt der ID.7 dort in einem blinkenden und leuchtendem Tarnkleid, dazu später mehr.
Zunächst zu dem, was für den potenziellen Kunden tatsächlich relevant ist: Die Camouflage lässt eine strömungsgünstige Karosserie mit kurzen Überhängen und großer Heckklappe erkennen, die ausgefeilte Aerodynamik verspricht einen guten cW-Wert, 0,23 bis 0,24 sollen es werden, das ist essenziell für die Reichweite. Zum Vergleich: Der Passat hat einen Luftwiderstandsbeiwert von 0,30. Es gibt „echte“ Außenspiegel, keine rückwärts gewandten Kameraaugen mithin, und klassische Türgriffe mit Griffmulden. Der Radstand weist eine Länge von 2,97 Metern auf, davon wird das Platzangebot im Innenraum profitieren. Der Kofferraum dürfte um die 500 Liter fassen.
Beim Infotainment habe man auf das „Feedback der Kunden reagiert“ (sprich deren Beschwerden über andere ID-Modelle), heißt es, und „das Bedienerlebnis in den relevanten Bereichen verbessert“. Konkret bedeutet das, dass die Touchslider für Lautstärke und Temperatur endlich eine Beleuchtung bekommen und die Klimatisierungsfunktionen in die erste Ebene des Infotainmentsystems wandern. Außerdem gibt es einen bis zu 15 Zoll großen XL-Touchscreen, ein Head-up-Display mit Augmented-Reality-Darstellung sowie eine Sprachsteuerung, die beispielsweise auf ein beiläufig dahingesprochenes „Hallo Volkswagen, meine Hände sind kalt“ die Lenkradheizung aktiviert. Ferner erkennt das Fahrzeug den sich nähernden Fahrer beziehungsweise die Fahrerin anhand des Schlüssels und temperiert den Innenraum schon vor dem Einstieg vor. Die Lüftungsdüsen heißen jetzt „Smart Air Vents“ und können den Luftstrom über eine dynamische „Wedelfunktion“ ebenso großflächig wie schnellstmöglich im Innenraum verteilen.
Beim Verteilen von Informationen zu technischen Spezifikationen hingegen hält sich VW noch sehr zurück. Bislang weiß man nur, dass das Basismodell wohl mit 170 PS und Heckantrieb arbeitet und ein allradgetriebenes Topmodell mit 300 PS zu erwarten steht. Der größte Akku dürfte eine Kapazität von über 90 kWh besitzen und Reichweiten über 700 Kilometer möglich machen, zumindest gemäß WLTP-Norm. Die Schnellladeleistung könnte maximal 200 kW betragen.
Keine Serienchancen besitzt das Digital-Camouflage-Design des CES-Exponats. Es besteht aus 40 Lackschichten; 22 Areale am Auto werden bestromt und können somit leuchten, das auch im Zusammenspiel mit der Soundanlage, der Rhythmus der Musik wird dann in farbige Leuchteffekte übersetzt. Für den Straßenverkehr ist das aus Sicherheitsgründen nichts und würde auch das Fahrzeuggewicht übermäßig erhöhen. Doch wie gesagt, die CES ist eine Elektronik-Fachmesse, dem will Tribut gezollt werden.
Preise ab 50.000 Euro denkbar
Vermutlich wird der ID.7 ein Preisschild tragen, das einen Einstieg ab etwa 50.000 Euro aufzeigt. Wichtige Nachricht vor allem für deutsche Kunden, die den Passat überwiegend als Variant ordern: Auch der ID.7 kommt als Kombi, voraussichtlich aber erst im Jahr 2024.
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