Besser zu bedienen, mehr E-Reichweite
VW Golf 8: Das bringt das Facelift für den Bestseller
24.1.2024, 21:01 UhrEr läuft und läuft und läuft: So wurde einst der VW Käfer beworben. Doch der Nachfolger Golf hat das legendäre Krabbeltier längst übertroffen und ist selbst zur Ikone geworden. Er golft und golft und golft nun schon seit 1974 - was bedeutet, dass er in diesem Jahr das halbe Jahrhundert vollendet.
Die Golf-Geschichte ist reich an Rekorden. Mit mehr als 37 Millionen produzierten Exemplaren ist der Jubilar zum erfolgreichsten europäischen Auto und zum meistverkauften Volkswagen überhaupt geworden. Rein rechnerisch haben sich tagtäglich über 2000 Kunden einen Golf zugelegt. Und trotz hausinterner Konkurrenz durch SUVs wie Tiguan oder T-Roc oder Stromer wie ID.3 ist es dem Golf auch 2023 wieder gelungen, sich die Krone des beliebtesten Automodells in Deutschland aufzusetzen. Kein Wunder also, dass VW-Markenchef Thomas Schäfer voll des Lobes über den Dauerläufer ist: „Der Golf hat sich immer wieder neu an die Kundenbedürfnisse angepasst und wurde so zu einem Weltbestseller“.
Doch zuletzt hatte es auch Kritik an dem langjährigen Erfolgsmodell gegeben. Anlass dazu bot vor allem das wenig nutzerfreundliche Bedienkonzept im aktuellen Golf 8. Deshalb setzt das Update auch just hier an. Die Rückkehr zu Drehknöpfen ist zwar nicht erfolgt, aber die fummeligen Sensorflächen am Lenkrad wurden durch echte Taster ersetzt, und die vielgeschmähten Touchslider für Klima- und Lautstärkefunktionen sind jetzt zumindest beleuchtet. Besser bedienbar sollen sie außerdem sein, wie auch das neue – und schnellere - Infotainment ganz allgemein unkomplizierter mit sich umgehen lässt.
Mit der Modellpflege halten Künstliche Intelligenz und „ChatGPT“ Einzug ins Cockpit - der Chatbot sorgt dafür, dass sich über den Sprachassistenten IDA nicht nur Funktionen wie Klimatisierung, Navi oder Telefon per natürlicher Sprache steuern lassen, sondern auch allgemeine Wissensfragen eine Antwort finden.
Zentrales Element im Interieur ist der ausstattungsabhängig 10,4 oder 12,9 Zoll große und gleichsam frei stehende Zentralbildschirm, der am oberen und unteren Rand eine Leiste von „Shortcut“-Touchflächen aufweist, die direkten Zugriff auf die wichtigsten Funktionen ermöglichen. Und natürlich wird wiederum ein Head-up-Display angeboten.
Neue Erleuchtung
Die Modifikationen an der Karosserie hingegen dürften sich nur Golf-Kennern sofort erschließen, doch das ist ja die bekannte und bewährte Designpolitik des Hauses. Die LED-Scheinwerfer werden schmaler, optional gibt es die sogenannten "Performance"- und die "IQ-Light"-Matrixscheinwerfer mit ihrem 500-Meter-Fernlicht-Weitblick. In beiden Fällen erhält der Kunde als Dreingabe eine LED-Querspange im Kühlergrill sowie das VW-Markenzeichen in illuminierter Ausprägung.
In den Kreis der Assistenzsysteme nimmt der Golf fortan den „Park Assist Pro“ für ferngesteuertes Ein- und Ausparken auf sowie das System „Area View“, das eine 360-Grad-Rundumsicht erzeugt.
Neun Antriebsvarianten
Die Antriebe bewahren sich eine große Vielfalt, es gibt (fast) nichts, was es nicht gibt. Das Fundament bildet ein 1,5-l-Vierzylinder-Turbobenziner (TSI) mit wahlweise 85 kW/115 oder 110 kW/150 PS, der jeweils auch als Mildhybrid 1.5 eTSI mit 48-Volt-Bordnetz, Zylinderabschaltung und 7-Gang-DSG erhältlich ist. Für 2025 kündigt VW außerdem den allradgetriebenen Golf 2.0 TSI mit 150 kW/204 PS an. Die Dieselfraktion wiederum wird mit einem 2,0-l-TDI bedient, der ebenfalls 85 kW/115 PS (manuelles Sechsganggetriebe) oder 110 kW/150 PS (7-G-DSG) leistet.
Plug-in-Hybride sind nach dem Förder-Aus Anfang 2023 schon totgesagt worden. Doch als sogenannte „Super-PHEVs“ könnten sie ein Comeback feiern – zum einen, weil rein batterieelektrische Fahrzeuge inzwischen auch der Subventions-Stopp ereilt hat, Preisvorteile also schwinden und zum andern, weil die E-Reichweite der Teilzeitstromer beachtlich steigt. Das trifft auch für die beiden PHEV-Varianten vom Golf zu, die mit vollgeladenem 19,7-kWh-Akku rund 100 Kilometer weit rein elektrisch fahren können. Inklusive der Möglichkeiten des 1,5-l-Turbobenziners ergibt sich ein maximaler Aktionsradius von 1000 Kilometern.
Schnellladefähige Plug-in-Hybride
An der Wallbox oder anderen AC-Ladestationen wird mit 11 kW geladen, zudem – und das ist für Plug-in-Hybride nicht selbstverständlich – beherrschen die PHEV-„Gölfe“ die Disziplin des DC-Schnellladens, konkret mit bis zu 50 kW.
Der GTI ist nicht der Stärkste
Während der Golf eHybrid eine Systemleistung von 150 kW/204 PS erbringt, toppt der stärkere GTE mit seinen 200 kW/272 PS sogar den GTI, dessen Zweiliter-TSI zwar um 10 kW/14 PS auf nunmehr 195 kW/265 PS erstarkt, der mit seinem elektrifizierten Bruder aber dennoch nicht ganz mithalten kann.
Wie gehabt, steht auch der aufgewertete Golf wieder als klassischer Fünftürer und – mit Ausnahme des GTI und der Plug-in-Hybride - als Kombi „Variant“ bereit. Preise nennt VW noch nicht, sie dürften aber in Bälde folgen, denn der Marktstart des Golf-8-Updates soll noch in diesem Frühjahr erfolgen. Rechnen sollte man mit einem Einstiegspreis von mindestens 30.000 Euro.
Doch fehlt da nicht noch was? Nein: Einen vollelektrischen e-Golf umfasst die Antriebspalette nicht. Diesen Part hat bekanntlich der ID.3 übernommen. Dass er – anders als der Golf – nicht das Zeug zur Ikone hat, zeichnet sich freilich jetzt schon ab. Deshalb werden beide Kompakt-Baureihen mittelfristig zu einer einzigen verschmelzen, wie Markenchef Thomas Schäfer gegenüber den Nürnberger Nachrichten bestätigt hat. Überleben wird dabei der ungleich wertvollere Name „Golf“. Der 50. Geburtstag dürfte nicht der letzte „runde“ gewesen sein.
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