Tipps für die Langstrecke
Mit dem Elektroauto in den Urlaub – geht das überhaupt?
22.7.2024, 15:32 UhrEs stromert zunehmend auf unseren Straßen. Aktuell sind in Deutschland schon rund 1,5 Millionen Elektroautos zugelassen, manche als Zweitwagen für die Kurzstrecke, viele aber auch als Hauptauto, mit dem es in diesem Sommer erstmals in den Urlaub gehen soll.
Ein Abenteuer, ein Wagnis gar? "Die Reichweite vieler E-Autos ist heute groß genug und die Ladeinfrastruktur in vielen europäischen Ländern ausreichend ausgebaut", beruhigt der ADAC. Dennoch erfordert die Langstrecke mit einem rein batterieelektrischen Fahrzeug etwas mehr Planung als es mit einem rasch und so gut wie überall zu betankenden Benziner oder Diesel der Fall ist. Darauf sollte man achten, um ohne Stress ans Ziel zu gelangen:
Die Möglichkeiten des E-Autos betrachten:
Je größer der Akku, desto höher die Reichweite, und je höher die Reichweite, desto weniger Ladestopps müssen sein. So weit, so klar. Doch das ist nicht alles. Auch auf die Ladeleistung kommt es an, und da vor allem auf die an der Schnellladesäule. Ein E-Auto wie der Hyundai Ioniq 6, der über 800-Volt-Technologie verfügt und mit 350 kW lädt, füllt seinen Akku viel schneller wieder auf als, beispielsweise, ein Kia Niro mit gängigem 400-Volt-System und 80 kW Schnellladeleistung.‘
Gut ist es auch, wenn sich der Akku vorkonditionieren lässt. Das bedeutet, dass er bei Ankunft an der Stromtankstelle die Idealtemperatur für möglichst zügiges Laden aufweist. Die beste Lösung ist es, wenn die Vorkonditionierung automatisch übers Navi erfolgt, ansonsten wird sie manuell vorgenommen.
Nicht vergessen sollte man, dass der Stromverbrauch auf der Autobahn höher ausfallen wird, als man es vom Kurzstrecken-Alltag her gewöhnt ist. Das liegt nicht nur daran, dass schneller gefahren wird, sondern hat auch damit zu tun, dass die häufigen Rekuperationsphasen des Stadtverkehrs entfallen.
Theorie und Praxis unterscheiden:
Auf die vom Hersteller angegebene Reichweiten, Ladeleistungen und Ladezeiten sollte man nicht blindlings vertrauen. Die Realität sieht oft anders aus, beispielsweise, weil die Klimaanlage den Verbrauch erhöht oder weil die Ladestation den Strom nicht mit der erwarteten Leistung abgibt.
Urlaubsquartier klug buchen:
Elektromobilisten sollten bei der Wahl der Unterkunft darauf achten, dass sie dort möglichst eine Lademöglichkeit vorfinden. Viele Hotels sind mittlerweile mit einer oder mehrerer Wallboxen ausgestattet. Und auf manchen Buchungsplattformen lässt sich die "Auflademöglichkeit für Elektroautos" in den Suchfilter eingeben.
Ladeplanung betreiben:
In Skandinavien, den Niederlanden und auch in Deutschland, Österreich sowie der Schweiz gibt es inzwischen ein dichtmaschiges Netz an Ladepunkten, vor allem entlang der Autobahnen sind viele Schnellladesäulen zu finden. Je weiter südlich oder östlich man kommt, desto weniger gut ausgebaut ist die Infrastruktur aber.
Idealerweise entwirft das Navigationssystem eine Laderoutenplanung: Nach Eingabe des Ziels schlägt es sinnvolle Ladestopps entlang der Route vor, sagt zudem, mit welchem Akku-Füllstand man am Ladepunkt ankommen wird und wie lange und bis zu wieviel Prozent man laden soll. Dabei werden Faktoren wie die Batteriegröße, der Stromverbrauch, die Verkehrslage oder die Verfügbarkeit der Stationen einkalkuliert. Weniger kundige Systeme – aber nicht alle - listen zumindest die an der Strecke befindlichen Lademöglichkeiten auf. Auch Apps wie EnBW mobility, A Better Routeplanner (ABRP) oder ADAC Drive können helfen.
Ladepausen müssen übrigens nicht lästig sein. Wenn es beispielsweise an einer Raststätte neben der üblichen Einkehrmöglichkeit auch Spielgelegenheiten für die Kinder oder eine Hundeauslaufzone gibt, kann der Halt eine willkommene Abwechslung darstellen. Oft bietet es sich auch an, die Autobahn zu verlassen, um während des Ladens einer Stadt oder einer Sehenswürdigkeit einen Kurzbesuch abzustatten. Dabei sollte allerdings darauf geachtet werden, die Ladezeit nicht zu überschreiten, weil sonst Blockiergebühren oder Knöllchen anfallen können.
Strategisch laden:
Bis zu einem Batterie-Füllstand von 80 Prozent geht das Ladeprozedere verhältnismäßig schnell vonstatten. Die letzten 20 Prozent aber ziehen sich. Deshalb kann es zeitlich effektiver sein, nicht vollzuladen und stattdessen mehrere, dafür aber kürzere Ladepausen einzulegen.
Auf Reserven achten:
Es kann vorkommen, dass die Ladesäule nicht funktioniert oder belegt ist. Deshalb sollte man nie mit dem letzten Quäntchen Strom dort ankommen, sondern mindestens 10 bis 20 Prozent Restkapazität im Akku haben, um notfalls eine andere Lademöglichkeit ansteuern zu können. Der ADAC rät dazu, möglichst Stationen mit mehreren Ladesäulen auszuwählen. Je mehr es sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass schnell wieder eine frei wird, und im Falle eines defekten Ladepunktes findet man Alternativen vor.
Ans Bezahlen denken:
Die meisten Ladekarten und Lade-Apps funktionieren im europäischen Ausland gut. Dennoch sollte man sich vor Reiseantritt diesbezüglich noch einmal vergewissern und überprüfen, ob möglicherweise eine Vorab-Registrierung beim Betreiber im Reiseland erforderlich ist. Das kann nicht nur Zeit, sondern auch Nerven sparen. Manche Elektroautos beherrschen bereits "Plug & Charge": An entsprechend kompatiblen Ladesäulen authentifiziert sich das Auto automatisch selbst, Karte oder App sind nicht vonnöten.
Fährbedingungen überprüfen:
Der Großteil der Autofähren nimmt Elektroautos bereitwillig mit. Manche Reedereien wie Stena Line, Irish Ferries oder TT-Line betreiben zumindest auf bestimmten Verbindungen sogar Schiffe mit Ladestationen an Bord. Andere aber, wie die norwegische Havila Kystruten mit ihren Küstenschiffen, lassen keine E-Fahrzeuge zu. Und in Griechenland darf der Akku eines Elektroautos oder Plug-in-Hybriden beim Einchecken am Fährterminal nur zu maximal 40 Prozent geladen sein. Ratsam ist es, sich vorher über die Bedingungen zu informieren.
Bei einer Panne richtig handeln:
Auch Elektroautos sind nicht davor gefeit, einmal liegenzubleiben. Wichtig zu wissen: Sie dürfen nicht auf eigener Achse abgeschleppt werden, sonst drohen Schäden an Leistungselektronik und Batterie. Stattdessen muss ein Abschleppwagen das Fahrzeug auf seine Ladefläche heben und so in die Werkstatt bringen.
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