Diagnose-Fahrzeug "SmartCar"
Gesundheits-Check während der Fahrt: So soll das Auto vor Schlaganfällen warnen
19.11.2024, 13:05 UhrDurchschnittlich 43 Minuten pro Tag verbringt der Mensch im Auto. Diese Zeit könnte er künftig dazu nutzen, einen umfassenden Gesundheitscheck durchführen zu lassen – und zwar vom Fahrzeug. "Es liegt nahe, auch medizinische Untersuchungen in unsere tägliche Mobilität mit einzubinden", sagt Professor Thomas Deserno vom Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik (PLRI) der Technischen Universität Braunschweig. Dieser Denkansatz ist nun gemeinsam mit der Medizinischen Hochschule Hannover in ein sogenanntes "SmartCar" umgemünzt worden, das die Forschenden auf der Düsseldorfer Medizintechnik-Fachmesse "Medica" Mitte November 2024 präsentiert haben.
"Automotive Health" ist ein Fachgebiet, das die Verknüpfung von Gesundheitsdiensten mit dem Auto zum Thema macht. Ein Diagnose-Fahrzeug wie das SmartCar soll frühzeitig beispielsweise solche Symptome erkennen, die auf einen Schlaganfall hindeuten, aber auch andere sich anbahnende Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, kritische Herzfrequenzen oder Erschöpfung während der Fahrt identifizieren.
Dazu muss das Auto freilich umfassend sensible Gesundheitsdaten seiner Insassen sammeln. Im SmartCar geschieht dies unter anderem Sensoren im Lenkrad, die über die Hände ein EKG erstellen, außerdem mit einer Herzton-Erfassung im Sicherheitsgurt, einem Körpertemperatursensor im Autositz und einer Innenraumkamera, die das Gesicht beobachtet und mit deren Hilfe Herzschlagrate und Atemfrequenz berechnet werden.
Die von einer KI analysierten Daten sollen den Patienten allabendlich per E-Mail zugehen, gegebenenfalls mit dem Hinweis auf Auffälligkeiten, die einen Arztbesuch ratsam erscheinen lassen.
Aufmerksamkeits- und Müdigkeitsassistenten gibt es in modernen Autos schon heute. Daneben haben sich auch die Automobilhersteller selbst bereits mit der Frage befasst, inwieweit das Fahrzeug zum mobilen medizinischen Diagnosegerät werden könnte. Renault beispielsweise hat im vergangenen Jahr und im Rahmen des Gründerprogramms "Software République" ein Konzeptauto vorgestellt, das den körperlichen Zustand seines Fahrers respektive seiner Fahrerin erfasst und dabei Sensoren im Lenkrad und im Sicherheitsgurt einsetzt, die den Herzschlag beziehungsweise die Atemfrequenz analysieren und dabei auffällige Abweichungen von der üblichen Verfasstheit konstatieren.
Ford wiederum hat bereits 2011 gemeinsam mit der Technischen Hochschule Aachen den sogenannten "Heart Rate Monitoring Seat" entwickelt, der mittels einer EKG-Funktion permanent den Herzschlag kontrolliert.
Umgesetzt worden ist bislang allerdings noch keines dieser Projekte. Auch wann aus dem "SmartCar" Wirklichkeit werden könnte, lässt sich derzeit nicht sagen.
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