Stromern bei Kälte
Elektroauto: So kommen Sie gut durch den Winter
6.12.2022, 16:12 UhrUnter den Autofahrenden gibt es immer mehr, die mit Strom unterwegs sind. Wie die Novemberzahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) belegen, hat der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge an den Neuzulassungen schon 22,3 Prozent erreicht, das entspricht im Vorjahresvergleich einem Plus von 44 Prozent.
Jetzt, da die Temperaturen auf Regionen um den Gefrierpunkt sinken, machen viele der frischgebackenen E-Fahrer und -Fahrerinnen allerdings eine Erfahrung, die ihnen keine Freude bereitet: Die Reichweite des Autos sinkt, denn es benötigt nun besonders viel Strom. Der ADAC spricht von Mehrverbräuchen zwischen 10 und 30 Prozent, auf der Kurzstrecke, heißt es, könnten es auch bis zu 50 Prozent werden.
Wohlfühltemperatur benötigt
„Bei Kälte nimmt die Leistungsfähigkeit des Akkus ab“, bestätigt Marco Oehler, Technischer Leiter bei der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ). Am wohlsten fühle sich die Batterie, wenn es etwa 15 bis 35 Grad warm ist. Wird es kälter, muss sich der Akku – vereinfacht gesagt – selbst auf Idealtemperatur bringen und dazu Energie aufwenden. Hinzu kommt, dass auch Innenraum-, Sitz- und Lenkradheizung Strombedarf anmelden. Abwärme, wie sie ein Verbrenner produziert, gibt es kaum.
„Grundsätzlich sind batterieelektrische Personenwagen genauso gut für den sicheren und effizienten Betrieb im Winter geeignet wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor“, beruhigt Oehler indes. Und es gibt Tipps, die dabei helfen, mit dem E-Auto nicht kalt vom Winter erwischt zu werden.
Vorteil für Garagenparker
Sinnvoll ist es beispielsweise, eine (Tief-)Garage – sofern vorhanden – als Abstellort zu nutzen. Dort ist es meist ein paar Grad wärmer als draußen, das stresst die Batterie weniger und sie stellt mehr Kapazität bereit. Ein kalter Akku lädt übrigens auch langsamer. „Bei sehr niedrigen Temperaturen verhindert üblicherweise die Bordelektronik am Anfang das schnelle Laden, um die ausgekühlte Batterie nicht zu stark zu belasten“, erklärt Oehler. Deshalb kann es eine gute Strategie sein, gleich nach Fahrtende zu „tanken“, solange sich der Energiespeicher noch auf Betriebstemperatur befindet. Manche E-Autos konditionieren den Akku punktgenau vor, wenn ins Navigationssystem eine Ladestation als Ziel eingegeben wurde.
Sofern es nicht auf Schnelligkeit ankommt, ist auch eine andere Option interessant: Die meisten Stromer bieten die Möglichkeit, den Ladevorgang so zu programmieren, dass er just zur geplanten Abfahrtszeit abgeschlossen ist. So startet man mit vorgewärmtem Akku und optimaler Kapazität, was sich bei der Reichweite auszahlt.
Standheizung serienmäßig
Vorprogrammieren ist auch das Stichwort, wenn es um die Innenraumtemperatur geht. Alle Elektroautos haben serienmäßig eine Standheizung, die sich zumeist sogar per App ansteuern lässt. „Hängt“ das Fahrzeug am Ladepunkt, kommt der zum Vorheizen benötigte Strom aus der Steckdose, die Batterie wird somit nicht belastet. Während der Fahrt sollte das energiefressende Heizgebläse nur zurückhaltend eingesetzt werden, besser ist es, auf deutlich sparsamere Verbraucher wie Sitz-, Lenkrad- und die Windschutzscheibenheizung mit ihren feinen Drähten zurückzugreifen. Es gibt E-Autos, die einen „Driver Only“-Modus besitzen, mit dem sich bei Alleinfahrten nur der Fahrerbereich temperieren lässt. Auf solche Details sollte bereits beim Kauf geachtet werden, ebenso wie auf eine Wärmepumpe für energieeffiziente Klimatisierung.
Keine Sorge im Stau
Eine Sorge räumt der ADAC übrigens aus: Jene nämlich, wonach die Batterie im winterlichen Stau besonders schnell schlapp macht. Im Rahmen eines Härtetests hat der Club einen Renault Zoe und einen VW e-up strengem Frost ausgesetzt, dabei wurde der Innenraum auf 22 Grad beheizt und gleichzeitig die Sitzheizung und das Standlicht aktiviert. Nach zwölf langen Stunden waren beim Zoe noch 30, beim e-up noch 20 Prozent Akkukapazität vorhanden. Der ADAC rät dazu, vor Beginn einer Autobahnfahrt sicherheitshalber noch einmal aufzuladen.
Sicherheit geht vor
Bei allen Sparbestrebungen muss die Sicherheit freilich an erster Stelle stehen. Natürlich kann man die Heizung ausschalten und sich mit einer dicken Daunenjacke ans Steuer setzen. Ein solches Kleidungsstück schränkt aber möglicherweise die erforderliche Beweglichkeit ein. Auch eisfreie beziehungsweise beschlagfreie Scheiben sind ein Muss, ebenso wie das bei schlechten Sichtverhältnissen eingeschaltete Licht.
Kurzstrecken kosten, wie erwähnt, besonders viel Strom, weil der ausgekühlte Akku und der Innenraum immer wieder erwärmt werden müssen. Hilfreich kann es deshalb sein, mehrere Fahrten zusammenzulegen. Und immer dran denken: Auch Verbrenner verbrauchen im Winter mehr – laut der Organisation Green NCAP steigt der Durst von Benzinern im Schnitt um 15 und der von Dieseln sogar um 24 Prozent.
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