Zwei besondere Musikprojekte

Rosen, Zigarren, Tequila: Das kleine, feine Festival „July Jazz“ kehrt zurück Auf AEG in Nürnberg

24.6.2024, 14:29 Uhr
Gemeinsam mit dem Pianisten Jochen Pfister (links) bildet Christina Jung das Duo Jona.

© Arne Marenda Gemeinsam mit dem Pianisten Jochen Pfister (links) bildet Christina Jung das Duo Jona.

Mareike Wiening, rührige Jazz-Schlagzeugerin und Komponistin aus Herzogenaurach, lebt und arbeitet seit längerem in Köln und hat bereits ausgiebig die Jazz-Szene von New York City erkundet. Seit 2019 pendelt sie zwischen den beiden Städten. Doch immer wieder zieht es die Musikerin zurück in die alte Heimat. Gerne auch auf die kleine Open-Air-Bühne vor der Kulturwerkstatt Auf AEG.

Dort präsentiert die 36-Jährige am Samstag, 13. Juli, wieder ihr Format "July Jazz", mit dem sie besonders die Band-Leaderinnen der hiesigen Jazzlandschaft ins Abend- beziehungsweise Rampenlicht rücken möchte. Sie selbst leitet das Mareike Wiening Quintett, das vor kurzem sein drittes Album "Reveal" auf dem renommierten New Yorker Label Greenleaf Music veröffentlicht hat.

Die aus Herzogenaurach stammende Schlagzeugerin Mareike Wiening.

Die aus Herzogenaurach stammende Schlagzeugerin Mareike Wiening. © Luke Marantz

Aus finanziellen Gründen von zwei Abenden auf nur einen geschrumpft, präsentiert July Jazz in diesem Sommer zwei besondere Projekte. An einem ist die Organisatorin, die seit 2022 als Dozentin für Jazz-Schlagzeug an der Zürcher Hochschule der Künste lehrt, selbst beteiligt: "La Santa Muerte" heißt es. Und mit Mareike Wiening am Start ist der finnische Ausnahme-Gitarrist Kalle Kalima, dem einschlägige Jazz-Gazetten schon mal die Titelseite widmen.

"Vor allem im christlichen Volksglauben Mexikos spielt die La Santa Muerte ("Der heilige Tod") eine bedeutende Rolle", erklärt Wiening. Von der Figur - ein weibliches Skelett mit Sense, einem oftmals rot-weiß-grün-schwarzem Umhang und einer Krone auf dem Schädel - erhofften sich die Menschen oft Liebe, Glück, Schutz und Gesundheit. "Sie opfern ihr Rosen, Zigarren oder auch Tequila", erzählt die Musikerin.

Rituell & spirituell

Nach diesem Kult haben der in Berlin lebende Kalima und die Kölner Schlagzeugerin ihr Duo genannt. Gemeinsam fusionieren sie ihre Instrumente zu einer emotionalen, kraftstrotzenden Einheit. Die beiden Musiker beschreiben es so: "Die im Zusammenspiel entwickelte Musik birst schier vor Energie und Intensität, sie ist frei und ungebunden und klingt, als wolle sie die Leidenschaft des experimentellen Rocks im Jazz entfachen: rituell und spirituell zugleich." Beginn ist um 20 Uhr.

Etwa eine Stunde später ist dann das Quartett der Nürnberger Sängerin Christina Jung am Start. Basis ist das Duo Jona, das Christina Jung gemeinsam mit dem Pianisten Jochen Pfister bildet. "Sobald die beiden auf der Bühne stehen, blinkt die Loop-Station, und mehrstimmige Chöre verbinden sich mit den wunderbaren Harmonien des Klaviers zu einem Licht, das weich wie die Strahlen der Sonne durch die Bäume scheint", heißt es in einem Pressetext.

Persönliche Singer-Songwriter Stücke über zwischenmenschliche Beziehungen in all ihren Schattierungen treffen da auf detailverliebte Arrangements. Elektronik und Loopstation sind kompositorische Mittel, die Jung und Pfister nach viel mehr als einem Duo klingen lassen. Trotzdem bewahren sich die beiden Intimität und Spontaneität. Für July Jazz haben sie sich Gunther Rissmann am Bass und Werner Treiber am Schlagzeug auf die Bühne eingeladen. Das gibt ihren Stücken nochmal eine ganz neue Facette.

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