Trauer um John Mayall

Oft zu Gast in Nürnberg: Der „Godfather of Blues“ ist tot - und weckt viele Erinnerungen

Alexander Jungkunz

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25.7.2024, 14:14 Uhr
Er war rund sieben Jahrzehnte im Musik-Geschäft und prägte ganze Generationen von Stars: John Mayall.

© Jim Z. Rider/dpa Er war rund sieben Jahrzehnte im Musik-Geschäft und prägte ganze Generationen von Stars: John Mayall.

Er kannte ihn - wie so viele andere Stars der Rockszene - gut: Peter Harasim, legendärer Konzert-Veranstalter aus Nürnberg, holte John Mayall über ein Dutzend Mal in die Region. Und auch er trauert nun um den Altmeister des Blues, der am 22. Juli im Alter von 90 Jahren in Los Angeles gestorben ist.

Harasim erinnert sich an "einen der bedeutendsten und einflussreichsten englischen Künstler": John Mayall war nicht nur für ihn der "King des britischen Blues. Und er hat die Welt tatsächlich verändert - zum Guten natürlich. Seine Passion war Blues - sein ganzes Leben lang. Er war auch im Alter von 90 Jahren immer noch auf der Bühne aktiv - und relevant."

Er war der Entdecker von Eric Clapton und anderen Stars

Ohne ihn, so der langjährige Chef des Concertbüros Franken, "hätte es niemals Bands wie Fleetwood Mac oder Cream gegeben, Mick Taylor wäre nie zu den Rolling Stones gekommen. Er hat Talente erkannt und geformt".

Das lag an seiner "Blues-Schule", den "Bluesbreakers", die John Mayall in stets wechselnden Besetzungen um sich scharte - oder die auf ihn zukamen, weil es eine Art höhere Weihe war, mit ihm spielen zu dürfen. Harasim: "Viele haben als Mitglieder von John Mayall’s Bluesbreakers oder unmittelbar danach mega-steile Karrieren gemacht: Eric Clapton natürlich, Peter Green, der Mick Fleetwood und John McVie zu Fleetwood Mac gleich mit rüber nahm, die blutjungen Andy Fraser (Free) und Mick Taylor, Walter Trout, Jon Mark & Johnny Almond, Rick Vito, Larry Taylor, Harvey Mandel, Coco Montoya, Robben Ford, Keef Harley, Aynsley Dunbar, Jon Hiseman, Dick Heckstall-Smith - und sicher habe ich noch einige vergessen."

Ein Bild aus jüngeren Jahren: John Mayall bei einem Konzert 1987.

Ein Bild aus jüngeren Jahren: John Mayall bei einem Konzert 1987. © BRIGANI-ART/HEINRICH via www.ima/imago images/BRIGANI-ART

Als einer der ersten habe Mayall auch ökologische Fragen angesprochen. Harasim: "Mayalls Alben haben sich für Blues-Musik außergewöhnlich gut verkauft, da neben seinen früheren Entdeckungen auch neuere Blues-Rocker wie Joe Bonamassa, Joe Walsh und Gary Moore mit ihm musizieren wollten. Die verblüffende Gitarristin Carolyn Wonderland war vielleicht seine letzte große Entdeckung."

Erstmals sah Harasim in 1970 in der Meistersingerhalle

Der Nürnberger Konzertmanager erinnert sich auf Facebook an seine erste Begegnung mit dem damals noch jungen Altmeister: "Live gesehen habe ich John Mayall wohl das erste Mal 1970 in der Meistersingerhalle. ,Room to move‘ - eine Live-Improvisation auf der Mundharmonika und eingespielt ohne Drums - war damals ein Bomben-Hit."

Stets kann Harasim auch Anekdoten über die Stars beisteuern, die er erlebte. Etwa diese: "Ich wurde von John Mayall mal fürchterlich angeschnauzt und zusammengefaltet: Nach einem Konzert im Erlanger E-Werk sah ich, ie er allein seine komplette Anlage entkabelte und einpackte. Ich ging zu ihm hin und fragte freundlich, ob ich ihm helfen könne. Er bellte mich an: ,Nein, verdammt, ich brauche deine Hilfe nicht!‘ Als er mich 20 Minuten später immer noch eingeschüchtert und verängstigt durchs Backstage schlürfen sah, kam er plötzlich zu mir her und sagte mit milder Stimme: ,Nett, dass du mir helfen wolltest. Aber schau - ich mach das immer selbst. Denn wenn irgendwas nicht passt und irgendwas falsch verkabelt ist, dann ist niemand anderes verantwortlich außer mir’, so erinnert sich Harasim. Seine Bilanz: "John Mayall hat nicht nur die Musikwelt verändert. Das steht fest."

Der "Godfather of British Blues" starb am Montag in seiner Wahlheimat Kalifornien umgeben von seiner Familie, wie eine Sprecherin bestätigte. Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In der von ihm gegründeten Band The Bluesbreakers spielten über die Jahrzehnte viele Stars. Noch bis ins hohe Alter ging der einflussreiche britische Multiinstrumentalist und Bandleader regelmäßig auf Tournee, bevor er im Jahr 2022 kürzer trat.

Am 29. November 2023 wurde Mayall 90 Jahre alt. Der Bluesmusiker bekam 2005 im Buckingham-Palast den Order Of The British Empire verliehen und wurde 2016 in die "Blues Hall of Fame" aufgenommen. Sein Privatleben war etwas beständiger als die Besetzung seiner Bluesbreakers. Zweimal war Mayall verheiratet. Daraus gingen sechs Kinder hervor.

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