Ein Punkt bereitet Sorge

Verkehrswende im Fokus: ADFC Fürth fordert umfassenden Umbau der Friedrichstraße

23.7.2024, 19:00 Uhr
Dass die Friedrichstraße in Fürth zugunsten der Busse einspurig umgestaltet wird, war zuletzt im Vorfeld des Weihnachtsmarkts der Fall. Der ADFC wünscht sich das auch für den Radverkehr - auf Dauer.

© Wolfgang Händel Dass die Friedrichstraße in Fürth zugunsten der Busse einspurig umgestaltet wird, war zuletzt im Vorfeld des Weihnachtsmarkts der Fall. Der ADFC wünscht sich das auch für den Radverkehr - auf Dauer.

Der ADFC-Kreisverband Fürth unterstützt die Pläne zum Umbau der Friedrichstraße, wie der Verkehrsclub mitteilt. Die Entscheidung der Stadt, den dort geplanten Verkehrsversuch abzulehnen, sei aus Kostengründen nachvollziehbar. Umso wichtiger sei es, die bereits vorliegende Planung komplett umzusetzen.

"In der Friedrichstraße ist völlig klar, was zum Wohl der Allgemeinheit zu tun ist", so der ADFC. Es gelte, die Verkehrsarten zu trennen und die Durchfahrbarkeit für Rettungskräfte zu erhöhen. "Wir wissen, dass das mit einer Einspurigkeit für den Pkw-Verkehr klappt. In einem solchen Fall kann man die Pläne auch gleich richtig umsetzen. Die abgefahrenen Linien in der Schwabacher Straße zeigen schließlich: Nichts währt so lang wie ein Provisorium, und niemand will jahrelang eine nackte Glühbirne im Wohnzimmer hängen haben", betont Johanna Barber, Vorsitzende des ADFC in Fürth.

ADFC zur Friedrichstraße: "Keine Innenstadt braucht zweispurige Straßen"

Nicht nachvollziehen kann der Kreisverband die im FN-Artikel "Friedrichstraße nur einspurig?" zitierte Kritik an den Plänen. Es kristallisiere sich mehr und mehr heraus, dass keine deutsche Innenstadt zweispurige Straßen benötige. Laut der Johns-Hopkins-Universität steigt die Kapazität einer Straße sogar, wenn man sie schmaler macht. Das sogenannte Braess-Paradoxon habe bewiesen, dass mehr Straßenfläche für Autos nicht automatisch weniger Verkehrsstau bewirke.

All diese Erkenntnisse bestätigten die Annahme, dass die Friedrichstraße die zweite Spur nicht benötigt. Studien wie jene über die "Zukunft des Einkaufens" wiederum zeigten, dass nur sieben Prozent der Kundschaft in Einkaufsstraßen mit dem Auto kommt und lediglich 8,7 Prozent des Umsatzes generiere.

Es verwundere, so der ADFC, dass IHK und einzelne Ladeninhaber die Käufer, die mit dem Rad oder zu Fuß kommen, außer Acht lassen. Eine Studie aus Aachen habe sogar gezeigt, dass Parkplätze vor der Haustür dem Umsatz schaden. "Fürth sollte sich nicht von diesen Tatsachen abkoppeln", meint Barber.

Fürther Geschäfte liegen in unmittelbarer Parkhaus-Nähe

Zudem lägen alle Läden in der Fürther Innenstadt in unmittelbarer Nähe mehrerer Parkhäuser. Abgesehen von Lieferanten- und Behindertenparkplätzen brauche es deshalb keine Parkplätze in der Friedrichstraße. Vielmehr müsse im Sinne des Einzelhandels die Aufenthaltsqualität gesteigert werden.

Die Umsetzung der Pläne sei nicht nur für die Verkehrswende bedeutend, weil dringend benötigte Radinfrastruktur geschaffen und der Busverkehr beschleunigt werde. Es gehe auch um die schnellere Erreichbarkeit der Südstadt durch Rettungskräfte - und somit um Menschenleben.

Auch in der Schwabacher Straße hat die Stadt Fürth Pläne für den Radverkehr. Die Auffädelung an der Kreuzung von Schwabacher Straße und Karolinenstraße hält der Fürther ADFC jedoch für sehr bedenklich.

Auch in der Schwabacher Straße hat die Stadt Fürth Pläne für den Radverkehr. Die Auffädelung an der Kreuzung von Schwabacher Straße und Karolinenstraße hält der Fürther ADFC jedoch für sehr bedenklich. © Wolfgang Händel

Gerade in Stoßzeiten seien die Ausweichmöglichkeiten, die eine Radspur in der Friedrichstraße schaffen würde, "dafür essenziell", so der ADFC. Einen Wermutstropfen jedoch erkennt die Rad-Lobby an anderer Stelle der Planungen: Die Auffädelung des Radverkehrs an der Kreuzung von Schwabacher Straße und Karolinenstraße ähnele der "Todesweiche" an der Höfener Spange, an der ein junger Familienvater von einem Lkw getötet wurde.

Besondere Sorgen bereitet die in der Bahnunterführung vorgesehene Zweispurigkeit, die viele Autofahrer zum Beschleunigen anrege. Eine solche Planung sei nicht nur "sehr gefährlich für Menschen, die auf dem Fahrrad unterwegs sind". Es sei zu befürchten, dass viele vor dieser Gefahrenstelle notgedrungen auf den Gehweg ausweichen und dabei Passanten gefährden. Hier müsse nachgesteuert werden.

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