Im alten Schulhaus an der Siegelsdorfer Straße hat Angelika Bleicher mit dem Büro für Altersfragen Quartier bezogen. 
© Hans-Joachim Winckler, NN
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Im alten Schulhaus an der Siegelsdorfer Straße hat Angelika Bleicher mit dem Büro für Altersfragen Quartier bezogen. 

Angelika Bleicher hilft vor Ort

Veitsbronn: Senioren wollen einen Treffpunkt

Oberasbach, Cadolzburg oder Langenzenn leisten sich ein Quartiersmanagement, Veitsbronn ein Büro für Altersfragen. Wo, Frau Bleicher, liegt denn bei diesen Ansätzen der Unterschied?

Angelika Bleicher: Ganz einfach gesagt, hat das Quartiersmanagement mehrere Altersgruppen im Fokus. Ich bin ausschließlich für die Seniorinnen und Senioren da. Den Kontakt zwischen Alt und Jung wollen aber auch wir in Veitsbronn fördern – gemeinsam mit Jugendpfleger Igor Ninic initiiere ich eine Taschengeldbörse: Von mir kommen quasi die älteren Menschen, die Hilfe im Garten oder beim Einkaufen brauchen, von ihm die Jugendlichen, die helfen und sich dabei ein Taschengeld verdienen wollen.

Warum setzt man in Veitsbronn eigentlich auf ein Büro für Altersfragen, hat die ältere Generation hier besonders ausgeprägte Probleme?

Es war der ausdrückliche Wunsch des Gemeinderats und des Bürgermeisters, mit einem Beratungsangebot Phänomenen wie Vereinsamung entgegenzuwirken, oder hauswirtschaftliche Unterstützung zu organisieren. Unser Vorstand Michael Bischoff hat dann den Kontakt zu Bürgermeister Marco Kistner geknüpft und unsere professionelle Unterstützung in einem gemeinsamen Projekt angeboten.

Wo liegen die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?

Beratung, Begleitung und Aktivierung, das sind die drei Schlagworte, die meine Tätigkeit umreißen.
Es gab und gibt sicher schon Angebote vor Ort. Wo finden Sie da Ihren Platz?
Ich habe zunächst viele Gespräche geführt: mit den Pfarrern, dem VdK, dem Diakonieverein und der Awo. Denn ich wollte natürlich wissen, was sie schon machen. Ich möchte mit niemandem konkurrieren beziehungsweise niemandem etwas wegnehmen. Ich suche die Lücke und will Ideen bei der Realisierung unterstützen.

Und wo finden Sie Lücken?

Ob VdK, Diakonieverein oder Awo, alle machen Angebote, sei es der Mittagstisch oder der Seniorennachmittag, die sich aber eher an ihre Mitglieder und nicht an die breite Öffentlichkeit richten. Da setze ich an.
Wichtig ist natürlich auch, was sich die Veitsbronner wünschen. Wie haben Sie das in Erfahrung gebracht?
Ich kann auf eine Seniorenbefragung aus dem Jahr 2019 zurückgreifen, die Igor Ninic initiiert hat. Sie ist für mich sehr wichtig, davon zehre ich bis heute.

Wie sah es eigentlich mit einer Seniorenvertretung aus, konnte die nicht auch helfen?

Der Seniorenbeirat ist für mich ein ganz wichtiger Ansprechpartner. Da es zunächst keine solche Vertretung mehr gab, war es eine meiner wichtigsten Aufgaben, die Wahl vorzubereiten und Interessierte dafür zu finden. Es ist wirklich ein großer Erfolg, dass im März 2021 trotz Corona ein neuer Beirat gewählt werden konnte. Seit Juni gibt es nun ein sechsköpfiges Gremium, das mich sehr unterstützt.

Zurück zu der von Ihnen erwähnten Befragung. Was vermisst denn Veitsbronns ältere Generation in ihrer Gemeinde?

Vor allen Dingen einen Ort der Begegnung, an dem man sich einfach treffen kann, ohne dass man, anders als etwa in einem Café, etwas verzehren muss – also ein sogenanntes niederschwelliges Angebot. Daneben besagte Hilfe in Haus und Garten. Oder auch Fahrten: Im Ortsgebiet klappt das mit dem Bürgerbus wunderbar. Aber anders sieht es aus, wenn man zum Arzt nach Fürth oder Nürnberg muss und keine Angehörigen hat, die einen fahren können. Das wollen wir mit der Nachbarschaftshilfe anpacken.

Was haben Sie in den vergangenen zwei Jahren geschafft?

Coronabedingt sind viele geplante Veranstaltungen ausgefallen. Auch Beratungen zu sensiblen Themen sind am Telefon schwierig. Das Maskennähen und -verteilen hat super geklappt, genau wie die Nachbarschaftshilfe. Wir hatten zwischen 20 und 30 Ehrenamtliche, die für die älteren Bewohner im Ort Erledigungen gemacht oder eingekauft haben. Das ,Tandemprojekt‘ ist leider noch nicht so recht ins Laufen gekommen, hier suchen wir helfende Hände. Die Idee war, dass sich Menschen finden, die sich fest um einen älteren Partner kümmern, ihn mal besuchen oder sich auf einen Kaffee treffen. Hier ist wohl die hohe Verbindlichkeit und die dauerhafte Verpflichtung eine Hürde, die wir aber abbauen wollen.

Haben Sie eigentlich Räumlichkeiten für Veranstaltungen?

Bislang fehlt hier in der Siegelsdorfer Straße 2 der Platz, auch für kleinere Veranstaltungen. Ich freue mich sehr darauf, demnächst ins ehemalige katholische Pfarrzentrum umzuziehen. Da wäre genügend und passender Raum, um beispielsweise ein Seniorenfrühstück und einen Spielenachmittag anzubieten.

Außerdem koordinieren Sie die Demenzfreundliche Kommune im Landkreis. Was steckt da dahinter?

Es gibt mit Oberasbach, Langenzenn, Wilhermsdorf und Tuchenbach bereits vier demenzfreundliche Kommunen. Cadolzburg, Veitsbronn, Großhabersdorf und Obermichelbach haben sich auf den Weg gemacht. Es geht darum, Menschen, speziell natürlich Betroffene und ihre Angehörigen, über Angebote und Anlaufstellen zu informieren und Aktionen zu veranstalten. Wir wollen das Thema Demenz in der Öffentlichkeit präsent machen. Wir würden auch gerne alle Städte und Gemeinden davon überzeugen, mitzumachen und so den gesamten Landkreis als ersten in Bayern demenzfreundlich machen.

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