Appell an Bürger

Rechtsruck bei der Europawahl: Fürther Akteure aus dem Bereich Migration zeigen sich besorgt

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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13.6.2024, 08:00 Uhr
Auch die Awo-Kulturbrücke, die Integrationskurse für Frauen mit Migrationshintergrund anbietet, gehört zu den Unterzeichnern des Appells.

© Hans-Joachim Winckler Auch die Awo-Kulturbrücke, die Integrationskurse für Frauen mit Migrationshintergrund anbietet, gehört zu den Unterzeichnern des Appells.

Mit eindringlichen Worten hat der "Arbeitskreis Migration" in Fürth auf den Rechtsruck bei den Europawahlen reagiert, der sich auch in den Wahlergebnissen der Kleeblattstadt widerspiegelt. In einer Stellungnahme, die den Titel "Wir zeigen Haltung" trägt, sprechen sich die Mitglieder "deutlich für die Fürther Vielfalt" aus und rufen alle Bürgerinnen und Bürger, Organisationen und Vereine auf, "sich für ein weltoffenes, solidarisches und soziales Fürth" einzusetzen - und gegen Rassismus und Ausgrenzung.

Unterzeichnet haben das Schreiben das Büro für Migration und Vielfalt der Stadt Fürth, die Flüchtlings- und Integrationsberatung der Caritas für Stadt und Landkreis Fürth, die Awo-Kulturbrücke, das KJHZ, das Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut, das Elan-Projekt "Filla M17" und der Internationale Bund. Sie alle arbeiten mit Menschen mit Migrationsgeschichte.

Arbeitskreis Migration: "Fürth war schon immer eine offene Stadt"

Tägich höre man Begriffe wie "eine vielfältige Gesellschaft", "Toleranz", "Diversität", heißt es in der Stellungnahme. "Was bedeuten sie für die einzelne Person und für die Gesellschaft? Vor allem für uns als Fürther Mitbürgerinnen und Bürger? Für unsere Kinder?" In einer Zeit, in der Spaltungen und Vorurteile zunehmen und sich negative Bilder formieren, wie die Verfasser schreiben, sei es umso wichtiger, die Bedeutung einer vielfältigen Gesellschaft zu betonen.

"Werte wie Solidarität, soziale Gerechtigkeit, die Achtung der Menschenwürde und die Stärkung unseres sozialen Zusammenhaltes sind Werte, die über Generationen in der Fürther Stadtgesellschaft gewachsen sind und gelebt werden. Sie sind nicht selbstverständlich! Wir müssen sie aktiv schützen, diskutieren und bewahren."

Der Arbeitskreis weiß: Einwanderung wird kontrovers diskutiert, es entstehen Unsicherheiten und Ängste aus unterschiedlichen Gründen. "Einwanderung bringt Herausforderung mit sich, die es zu bewältigen gilt. Dafür brauchen wir eine sachliche Auseinandersetzung mit allen Gegebenheiten."

Die Unterzeichner betonen: Fürth war schon immer eine vielfältige, lebenswerte und offene Stadt. Einwanderungsgesellschaften seien ein Spiegelbild einer zunehmend globalisierten Welt.

"Ohne Migration wäre unser Gesundheitssystem nicht aufrechtzuerhalten"

Menschen mit anderer Herkunft bereichern unser Zusammenleben in vielen Bereichen, heißt es, ja, sie seien ein fester Teil: "Ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger gründen Unternehmen, schaffen Arbeitsplätze und tragen zum wirtschaftlichen Wachstum bei. Unser Gesundheits-, und Rentensystem wäre ohne Migration nicht mehr aufrechtzuerhalten. Ebenso in den Bereichen der Gastronomie, Handwerk, Pflege, im Bus-, und Bahnverkehr – Pakete werden nicht mehr geliefert. Ausländische Ärztinnen und Ärzte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Kunst- und Kulturschaffende würden unsere Stadt nicht mehr bereichern."

Die Mitglieder des Arbeitskreises Migration appellieren an alle Bürgerinnen und Bürger und alle Akteure, die demokratische Gesellschaft zu schützen und für Chancengleichheit zu stehen. Wörtlich heißt es: "Ermöglicht allen Bevölkerungsgruppen, unabhängig von ihrer Herkunft, eine gesellschaftliche Teilhabe." Und: "Setzen wir uns für eine mitfühlende Gesellschaft ein."

Das Fürther Stadtbild zeichne sich durch hohes ehrenamtliches Engagement aus. Jeder einzelne könne einen Beitrag zur Förderung des Zusammenhalts leisten. "Wir stehen ein für Menschenwürde und für eine solidarische Stadtgesellschaft."

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