Pro Woche werden in Fürth-Burgfarrnbach rund 1300 Schweine und 80 Rinder aus einem Umkreis von 60 Kilometern geschlachtet.
© Schlachthof Fürth
Pro Woche werden in Fürth-Burgfarrnbach rund 1300 Schweine und 80 Rinder aus einem Umkreis von 60 Kilometern geschlachtet.

Unterstützung gesucht

Fürther Schlachthof-Modernisierung: Es klafft eine Finanzierungslücke von sechs Millionen

Der Metzgerschlachthof in Fürth-Burgfarrnbach will in größere Stallflächen für die Tiere, bessere Energieeffizienz, eine umweltfreundlichere Kühlung und Abwasserklärung investieren. 10,15 Millionen Euro sollen die Mitte 2024 von der Stadt genehmigten Modernisierungsmaßnahmen kosten.

Mit dem Slogan "Nie war er so wertvoll wie heute" warb die Führung des Schlachtbetriebs jetzt vor über 30 Vertretern aus Kommunal-, Landes- und Bundespolitik um Zuschüsse, "um seine wichtige Rolle in der regionalen und handwerklichen Fleischvermarktung zu bewahren", wie es in einer Mitteilung heißt. Es gelte noch eine Finanzierungslücke von sechs Millionen Euro zu schließen.

Konrad Ammon: "Es geht uns nicht um höhere Schlachtzahlen, sondern um Qualität"

"Es geht uns nicht um höhere Schlachtzahlen, sondern um Qualität", betonte Schlachthof-Geschäftsführer Konrad Ammon bei der Gesprächsrunde in der 1991 eröffneten und seit 1993 EG-zugelassenen Einrichtung an der Siegelsdorfer Straße. Man setze auf "Fleisch der kurzen Wege".

Die Schlachttiere - pro Woche rund 1300 Schweine und 80 Rinder - stammen aus einem Umkreis von 60 Kilometern; die Mitarbeiter bedienen als Dienstleister etwa 330 Metzger, Landwirte, Direktvermarkter und Gastronomen. Die von 128 Gesellschaftern getragene Schlachthofbetriebs GmbH stehe grundsolide da, wird betont, in 33 Jahren des Bestehens habe man immer schwarze Zahlen geschrieben. 2023 lag der Jahresüberschuss den Zahlen zufolge bei 136.000 Euro.

Erstmals legte Ammon nun Detailzahlen zum Umbau vor: 2,4 Millionen Euro sollen in Modernisierung von Stall, Anlieferung, Auftrieb, Betäubung und Kühlung fließen, 620.000 in den Ausbau von Freiflächen und Stall, 4,93 Millionen in technische Anlagen wie Heizung, Lüftung, Sanitär, Kälte, Elektro und Wärmerückgewinnung, 800.000 Euro in Außenanlagen (Asphalt, Abwasservorklärung via Flotationsanlage, Einfahrt). Weitere 1,32 Millionen fließen in Baunebenkosten (Gutachter, Fachleute, Gebühren). Im Vorfeld hat man bereits Planungskosten in Höhe von 517.000 Euro finanziert, für 345.000 Euro das ehemalige Gebäude der Evenord-Bank übernommen und für 1,1 Millionen Euro das 9670 Quadratmeter große Grundstück aus einem bis 2040 laufenden Erbpachtvertrag mit der Stadt herausgekauft.

Lars Bubnik, Geschäftsführer des Fleischerverbands Bayern, umriss die mögliche Förderung des Projekts: Aus einschlägigen Programmen seien 2,3 Millionen Euro zu erwarten. Das investitionsfähige Eigenkapital der Schlachthof GmbH liege bei 2,2 Millionen Euro. Bleibe die besagte Lücke von sechs Millionen, die bei einer zu erwartenden monatlichen Rückzahlung von 48.500 Euro nicht allein zu schultern sei.

Auch eine Aufteilung der Maßnahmen auf mehrere Jahre sei nicht machbar, heißt es, denn das Konzept der Planer sei aufeinander abgestimmt: Mehr Stellflächen für Tiere und größere Verarbeitungskapazitäten bedingten zugleich größere Kühlräume. Und etwaige "Luxus-Maßnahmen" seien sowieso nicht vorgesehen.

Bei den anwesenden Politikern fand die Vision des Metzgermeisters, in einer Zeit der Schlachthofschließungen - zuletzt in Bamberg und Lauf - ein Vorzeigemodell zukunftsweisend weiterzuentwickeln, auf Applaus. Günter Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbands aus Lauf, nannte den Metzgerschlachthof ein Vorbild für ganz Bayern und einen Teil der Zukunftssicherung auch der kleinbäuerlichen Landwirtschaft.

Günter Felßner: Die Struktur mit 1300 kleinen und mittelgroßen Schlachtstätten ist auch "ein Wunsch der Verbraucher"

Die Struktur mit 1300 kleinen und mittelgroßen Schlachtstätten im Freistaat sei auch ein Wunsch der Verbraucher, so Felßner. Er regte an, den "Zukunftsvertrag" des Landes mit der Landwirtschaft als Fördertopf zu nutzen – dieser sehe bei 120 Millionen Euro Volumen jährlich auch zehn Millionen für den Erhalt der Schlacht- und Molkereiinfrastruktur vor.

Der Fürther Wirtschaftsreferent Horst Müller versprach nach der Übertragung der Eigentumsrechte weiteres Engagement der Stadt für den Schlachthof, dessen Betriebsmodell in ganz Deutschland bewundert werde. Gefragt sei Handeln, keine Sonntagsreden.

Der Fürther Landtagsabgeordnete Horst Arnold (SPD) empfahl eine Förderanfrage an die EU in Brüssel und warnte vor einer Schwächung der regionalen landwirtschaftlichen Strukturen. Seine Landtagskolleginnen Barbara Fuchs (Grüne) und Petra Guttenberger (CSU) sicherten dem Schlachthof ebenfalls Unterstützung zu.

Bayerns Landwirtschafts- und Ernährungsministerin Michaela Kaniber (CSU) bescheinigte dem Fürther Schlachthof eine grundsolide Basis – hier werde die vom Kunden gewünschte Regionalität gelebt. Und trotz teils sinkender Tierzahlen in Bayern stabilisiere sich der Fleischkonsum. Der Fürther Schlachthof verdiene jede Unterstützung.

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