
Vertrag geschlossen
Deal mit der Stadt: Fürther Schlachthof jetzt auf eigenem Grund
Zum 1. Juli hat die von 124 Gesellschaftern getragene Schlachthofbetriebs GmbH das 9670 Quadratmeter große Grundstück an der Siegelsdorfer Straße aus einem Erbpachtvertrag mit der Stadt herausgekauft. 1,1 Mio. Euro lässt man sich das kosten, um den Rücken für geplante zukunftsweisende Modernisierungs- und Ausbaumaßnahmen im Volumen von bis zu 7,5 Mio. Euro frei zu haben.
Für den am 19. Oktober 1991 eröffneten und seit 1993 EG-zugelassenen Schlachtbetrieb ist das ein wichtiger Meilenstein, den Fürths OB Thomas Jung bei einem Kurzbesuch würdigte. Er gratulierte der Einrichtung, die mit Blick auf ihre bäuerlichen Lieferanten und handwerklichen Abnehmer mit "Fleisch der kurzen Wege" wirbt, und wünschte für die Zukunft alles Gute. Ihre regionale Ausrichtung sei zeitgemäß und im Sinne der Kunden und Verbraucher.
Rekordumsatz für den Schlachthof im Jahr 2023
Vorausgegangen waren dem Grundstücksverkauf intensive Verhandlungen, wie Schlachthof-Geschäftsführer Konrad Ammon im Rahmen der Jahresversammlung der Betriebs GmbH in der Gaststätte "Zur Friedenseiche" in Cadolzburg berichtete. Man übernehme die derzeitigen Konditionen des bis 2040 laufenden Erbpachtvertrages für andere Pächter wie die Röwe GmbH.
Um Spekulation mit dem Grundstück zu verhindern, würden weitere 330.000 Euro fällig, wenn es innerhalb von 20 Jahren verkauft würde. Das sei nur fair, findet Ammon. Man plane keinen "Husarenritt", sondern habe vernünftig kalkuliert und nutze Pachteinnahmen auch zur Tilgung. "Jetzt sind wir Herr im eigenen Haus", sagt er. Ähnlich äußerte sich Werner Waber (Röwe), Vorsitzender des Beirats der Betriebs GmbH: Er habe ab 1974 im alten städtischen Schlachthof gearbeitet, danach im neuen. Nun stelle man die Weichen für die Zukunft.
Das Fundament ist solide: Seit Gründung schreibt der Schlachthof schwarze Zahlen, auch 2023 sei trotz einiger Probleme ein erfolgreiches Geschäftsjahr gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung. Man bilanzierte einen Rekordumsatz von 1,322 Mio. Euro (Vorjahr: 1,221 Mio.) und erzielte 136.691 Euro Überschuss.
Rückgänge habe es jedoch bei den Schlachtzahlen gegeben: 62.100 Schweine kamen an den Haken – 3200 weniger als im Vorjahr (65.300). Die Zahl der Rinder sank auf 2844 (3054), die der Schafe auf 1075 (1240). Ammon sieht als Grund dafür nicht nur die Inflation und den damit einhergehenden Wandel im Kundenverhalten, wie Sparen beim Einkauf; es mangele oft auch an Schlachttieren – an Ostern etwa waren kaum Lämmer verfügbar.
Weitere Zahlen aus der Schlachthofbilanz: Das Eigenkapital beträgt stattliche 1,73 Mio. Euro (1,568 Mio.) – eine Quote von 80 Prozent (2021: 76), was Ammon als "sehr gut" bezeichnete. Das Umlaufvermögen betrug 2,1 Mio. , das Anlagevermögen 1,7 Mio. Euro. Mit dem Jahresergebnis sei man zufrieden: "Wir sind auf einem guten Weg." So würden Zukunftsinvestitionen finanzierbar. 2023 wurde unter anderem in eine Scheren-Arbeitsbühne zur leichteren Reinigung im Schlachtbereich investiert.
Neben einer Anhebung der Schlachtgebühren um einen Euro wirkte sich positiv auf das Betriebsergebnis aus, dass der Reparatur- und Materialaufwand dank großer Eigenleistung des Schlachthof-Teams um Dieter Sperber, Hans Rehm, Lorenz Winkler und Martin Schalt gering blieb. Eine höhere Verwertungsquote vieler Schlachtabfälle durch die Eckentaler Naturdärme-Firma Seidel entlastete das Budget bei den Entsorgungsgebühren; das Abfallvolumen sank dadurch von 800 auf 600 Tonnen.
Problematisch seien für den von Metzgern, Landwirten und Lohnschlächtern getragenen Schlachthof die hohen Energiepreise. 2023 zahlte man den Angaben zufolge 91.000 Euro für Gas, 99.000 für Strom, 44.000 für Wasser. Ein Dreijahres-Vertrag gebe da laut Ammon keinen Spielraum, aber: "Versorgungssicherheit ist wichtig – und teuer."
Für die geplante Modernisierung und Erweiterung des Schlachthofs sind vor vier Wochen die Baugenehmigungen eingegangen. Geplant sind unter anderem eine Verdoppelung der Stallflächen für mehr Tierschutz, ein neues Kühlhaus mit einem kostensparenden, umweltfreundlicheren Kühlsystem und eine dritte Lieferrampe.
Im ersten Quartal 2025 will man Zuschussanträge an EU, Bund und Land einreichen. Hier werde er die Politik "an ihren Sonntagsreden messen", so Ammon, der auch Bayerns Landesinnungsmeister der Fleischer ist. Wer regionales Wirtschaften wolle, müsse es auch unterstützen – in Baden-Württemberg oder Hessen würden Neubauten regionaler Schlachtstätten mit bis zu 80 Prozent gefördert. Sei das in Bayern nicht möglich, werde man weiter auf dem bisherigen Niveau wirtschaften.
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