Spannende Einblicke des LBV

Faszinierendes Naturschauspiel: Millionen Zugvögel durchqueren Bayern im Oktober

7.10.2024, 12:00 Uhr
Stare in Massen: Bilder wie diese kann man Anfang Oktober sehen.

© Dieter Hopf/LBV Stare in Massen: Bilder wie diese kann man Anfang Oktober sehen.

Anfang Oktober lohnt es sich, den Himmel nicht aus den Augen zu lassen: Mehr als 50 Millionen Zugvögel verlassen aktuell ihre Brutgebiete in Bayern, um in Südeuropa oder Afrika zu überwintern. Auch in Fürth sind immer wieder große Schwärme zu beobachten. Zusätzlich überqueren 300 Millionen weitere Zugvögel aus dem Norden den Freistaat und rasten an geeigneten Plätzen. Mit fünf wissenswerten Fakten gibt der LBV spannende Einblicke in das Phänomen Vogelzug.

Wann geht’s los und wohin?

Wenn die Tage kürzer werden und immer weniger Insekten unterwegs sind, ist für viele Vögel in Bayern die Zeit gekommen, sich auf den Weg Richtung Süden zu machen. "Zugvögel verfügen über eine Art innere Uhr, die ihnen mitteilt, wann es Zeit für den Aufbruch ist", erklärt LBV-Vogelexpertin Angelika Nelson. Einige sammeln sich in großen Schwärmen, andere brechen im Familienverband oder allein auf. Ein innerer Kompass sowie die Streckenlänge sind bei vielen Arten, zum Beispiel bei Kuckuck oder Weißstorch, vererbt. Junge Gänse hingegen lernen die Zugroute mit Rastplätzen und den geeigneten Überwinterungsort bei der ersten Reise von ihren Eltern. Kurzstreckenzieher überwintern im Mittelmeerraum oder in Westeuropa, Langstreckenzieher fliegen bis nach Afrika südlich der Sahara.

Kommen Zugvögel auch nach Bayern?

Einige nördliche Vogelarten kommen für den Winter nach Bayern, doch nicht alle sind leicht zu entdecken. So zieht beispielsweise ein Teil der bayerischen Rotkehlchen, überwiegend die Weibchen, im Winter nach Italien oder auf die iberische Halbinsel. Rotkehlchen aus Nord- und Osteuropa hingegen kommen nach Bayern, um zu überwintern. "Bei Rotkehlchen und ähnlich auch bei Amseln findet eine Art Schichtwechsel statt. Der Eindruck, dass Vögel das ganze Jahr im Freistaat verbringen, kann also täuschen", so Nelson.

Fliegen in großer Schar

Ein beeindruckendes Schauspiel sind die spektakulären Flugformationen der Stare. Sie schließen sich nach der Brutsaison zu Scharen mit bis zu über 1000 Tieren zusammen. Ihre riesigen, schwarzen Schwärme wirken aus der Entfernung fast wie ein eigener, gigantischer Organismus. Faszinierend ist dabei, dass die Vögel nie zusammenstoßen. "Jeder Star achtet auf bis zu sieben Schwarmnachbarn und versucht zu diesen Vögeln immer dieselbe Position einzuhalten. Jede Richtungsänderung reißt somit auch den Schwarmgenossen mit. Die Summe der Einzelentscheidungen ergibt dann das, was wir als sich einheitlich bewegende Wolke wahrnehmen", erklärt die Vogelexpertin. Die Gruppe schützt den einzelnen Vogel vor Beutegreifern aus der Luft, wie zum Beispiel Wanderfalken.

Tag oder Nacht?

Greifvögel wie Wespenbussard oder Rotmilan fliegen am Tag. Sie nutzen die Thermik, um aufzusteigen und dann in großen Höhen zu ziehen. Im Gegensatz dazu brechen die meisten Singvögel bei sternenklarem Nachthimmel zwischen Dämmerung und Mitternacht auf. Sie fliegen im Schutz der Dunkelheit, da sie tagsüber leichte Beute für größere Greifvögel wären. An der Konstellation des Sternenhimmels können sie sich orientieren. In der Nacht ist es zudem kühler, so überhitzen die Vögel nicht so schnell. Denn die Muskeln produzieren durch den steten Flügelschlag viel Wärme.

Bleiben oder fliegen?

Der Vogelzug ist gefährlich, daher braucht es gute Gründe, um sich auf die Reise zu machen. Vor allem insektenfressende Vögel finden in den kälteren Monaten nicht genügend Nahrung in Bayern. Mauersegler, Mehlschwalbe oder Braunkehlchen verbringen die kalte Jahreszeit deshalb weit im Süden und überqueren auf ihrer Reise als Langstreckenzieher sogar die Sahara. Mönchsgrasmücke, Singdrossel oder Zilpzalp überwintern als Kurzstreckenzieher im Mittelmeerraum oder dem nördlichen Afrika. "Da die Winter jedoch im Durchschnitt immer milder werden, bleiben immer mehr Vögel in Bayern", sagt Angelika Nelson. Körner und Sämereien fressende Vögel, wie Buchfink, Sperling sowie Kohl- und Blaumeise, finden auch im Winter genügend Futter und bleiben ganzjährig im Brutgebiet.

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