Unseliges Jubiläum

Vor 90 Jahren: Gedenken an die Bücherverbrennung der Nazis in Erlangen

Redaktion Erlanger Nachrichten

11.5.2023, 10:13 Uhr
Am 12. Mai 1933 trafen sich Studenten auf dem Schlossplatz in Erlangen, um die Bücherverbrennung im Rahmen der "Aktion wider den undeutschen Geist" durchzuführen. Auf dem Schlossplatz gab es Reden von Vertretern des Kampfbundes für deutsche Kultur, der Studentenschaft und des NS-Studentenbundes sowie einen Gedichtvortrag der Hitlerjugend, ehe die Bücher zu den Feuersprüchen ins Feuer geworfen wurden. 

© Stadtarchiv Erlangen, NN Am 12. Mai 1933 trafen sich Studenten auf dem Schlossplatz in Erlangen, um die Bücherverbrennung im Rahmen der "Aktion wider den undeutschen Geist" durchzuführen. Auf dem Schlossplatz gab es Reden von Vertretern des Kampfbundes für deutsche Kultur, der Studentenschaft und des NS-Studentenbundes sowie einen Gedichtvortrag der Hitlerjugend, ehe die Bücher zu den Feuersprüchen ins Feuer geworfen wurden. 

„Ich übergebe der Flamme die Werke von Heinrich Mann, … Erich Kästner, … Erich Maria Remarque …“, ertönte es am 12. Mai 1933 auf dem Erlanger Schlossplatz aus dem Mund des Vorsitzenden des Erlanger „Kampfausschusses wider den undeutschen Geist“, des Jurastudenten Wilhelm Höfer.

Unzählige Bücher, Zeitungen und Druckschriften wurden an diesem Abend im Zentrum von Erlangen auf einem Scheiterhaufen verbrannt - unter den Augen von Professoren und Studierenden der Universität, der Presse, Honoratioren der Stadt und Hunderter Erlanger Bürgerinnen und Bürger.

"Entgeistigung und Barbarisierung Deutschlands"

2023 jährt sich dieses Ereignis zum 90. Mal und damit „der sichtbare Beginn der amtlich verfügten und mit terroristischen Mitteln durchgeführten Entgeistigung und Barbarisierung Deutschlands“ (Alfred Kantorowicz). Stadt und Universität laden aus diesem Anlass für den 12. Mai um 12 Uhr zu einer öffentlichen Gedenkkundgebung am Ort des damaligen Geschehens ein.

Oberbürgermeister Florian Janik, die Sonderbeauftragte gegen Antisemitismus der FAU, Professorin Katharina Herkendell, und die DGB-Vorsitzende des Kreises Erlangen/Erlangen-Höchstadt Petra Rothe werden die Gedenkveranstaltung mit ihren Grußworten einleiten.

Lesung aus Originaltexten auf dem Jahr 1933

Mit Originaltexten aus dem Jahr 1933 lassen anschließend Hermann Große-Berg und Ralph Jung vom Theater Erlangen den Ton der Zeit lebendig werden. Im Rahmen eines Kurzvortrages regt die Professorin für Didaktik der Geschichte Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer zum Nachdenken über die „Singularität und Aktualität“ des Aktes der Bücherverbrennung an und stellt vor diesem Hintergrund die Frage, in welcher Weise heute die Freiheit des Denkens und Publizierens bedroht sein kann.

Begleitet wird das Vortragsprogramm von zwei Ausstellungen: Bis 13. Juni zeigt die Stadtbibliothek die von gruppo diffuso konzipierte Ausstellung „Verboten – Verbrannt – Verfolgt. 90 Jahre Bücherverbrennung in Erlangen“. Im Stadtarchiv ist vom 15. Mai bis 13. Juni die „So fahre nun zur Hölle!“ Die Bücherverbrennung am 12. Mai 1933 in Erlangen“ zu sehen.

Hörkunst-Projekt

Am Samstag, 13. Mai, werden um 11 und 16 Uhr Führungen zu Schauplätzen der nationalsozialistischen Bücherverbrennung angeboten. Treffpunkt ist vor dem Markgrafendenkmal auf dem Schloßplatz.

Ebenfalls am 13. Mai findet in der Stadtbibliothek um 19 Uhr ein Hörkunst-Projekt aus Sprache und Klang von Stefan Poetzsch, Stefan Rieger und Prof. Dr. Dirk Niefanger (Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur mit systematischem Schwerpunkt) statt. Am Sonntag, 14. Mai, hält um 17 Uhr der Historiker Hartmut Heisig ebenfalls in der Stadtbibliothek einen Vortrag zum Thema „Ausgegrenzt und verfolgt". Um 19:00 Uhr steht am Sonntag in der Orangerie ein Klavierabend mit Gesang zum Thema „Kultur als Widerstand – Werke von Viktor Ullmann und Karl Amadeus Hartmann“ auf dem Programm. Am 16. Mai um 19 Uhr schließt die Veranstaltungsreihe mit einem Vortrag von Katharina Fuchs zum Thema „Ohne Raumgewinn an den Unis keine Revolution auf der Straße. Zugriffe der extremen Rechten auf die Hochschulen“.

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