Auf dem Hugenottenplatz

Heute bekommt Erlangen ein neues Denkmal: Erinnerung an NS-Verbrechen

6.2.2024, 10:10 Uhr
Das Denkmal der Grauen Busse stand 2009 auch auf dem Stuttgarter Schlossplatz.

© Bernd Weißbrod, NN Das Denkmal der Grauen Busse stand 2009 auch auf dem Stuttgarter Schlossplatz.

Auf dem Erlanger Hugenottenplatz wird - so teilt die Stadt Erlangen im "Rathausreport" mit - am Dienstag, 6. Februar, das temporäre „Denkmal der Grauen Busse“ der Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz aufgestellt. Es wird bis voraussichtlich Ende des Jahres in Erlangen zu sehen sein. Ein Bus aus Beton erinnert an die Opfer der NS-Krankenmorde unter anderem aus der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen.

Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik und Prof. Thomas Müller vom ZfP Südwürttemberg (Eigner des Denkmals) werden am Dienstag um 15.15 Uhr anlässlich der Aufstellung auf dem Hugenottenplatz sprechen.

Um an die NS-Euthanasie-Verbrechen zu erinnern, haben - so die Stadt in ihrer Pressemitteilung - die Künstler Hoheisel und Knitz die Autobusse nachgebildet, mit denen die Patientinnen und Patienten im Rahmen der „Aktion T4“ in die Tötungsanstalten verbracht wurden.

Bus war bereits an 19 Orten in Deutschland zu sehen

Seit 2007 steht ein derartiger Bus dauerhaft vor der ehemaligen Heilanstalt Ravensburg-Weissenau (Baden-Württemberg). Ein zweiter Bus wechselt seinen Standort und war schon an 19 Orten in Deutschland zu sehen. Sie symbolisieren, dass Busse in den Jahren 1940/41 für alle Welt sichtbar durch das Land fuhren und Menschen zu ihrer Ermordung abholten.

Auch aus der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen wurden 905 Patientinnen und Patienten – überwiegend mit Zügen – weggebracht und in den Tötungsanstalten Pirna-Sonnenstein und Hartheim bei Linz ermordet. Darüber hinaus starben in Erlangen zwischen 1939 und 1945 über 1.900 Menschen, davon etwa 700 an den direkten und indirekten Folgen mangelhafter Ernährung und struktureller Vernachlässigung. Mit der temporären Errichtung des Denkmals bis Ende des Jahres 2024 erinnert die Stadt Erlangen an die Opfer.

Veranstaltungen begleiten die Kunstaktion

Derzeit wird in Zusammenarbeit von Friedrich-Alexander-Universität und Stadt ein umfassendes Konzept für einen Erinnerungs- und Zukunftsort in Erlangen erarbeitet. Die Kunstaktion in Erlangen wird von Veranstaltungen begleitet, die das Thema NS-„Euthanasie“ in den Fokus rücken und über die weitere Entwicklung des Gedenkorts in Erlangen berichten. Dazu gehört auch eine von den Künstlern Hoheisel und Knitz konzipierte Wanderausstellung zum „Denkmal der Grauen Busse“, die über den historischen Hintergrund und die verschiedenen Standorte informiert. Die erste Station der Ausstellung wird ab 6. Februar die Neustädter Kirche sein.

Die Erlanger Stadtwerke informieren zudem in einer Pressemitteilung über Behinderungen des Busverkehrs während der Aufbauarbeiten des Denkmals: "Um die Anlieferung und den Aufbau zu ermöglichen, muss die Durchfahrt am Hugenottenplatz aus Sicherheitsgründen für unseren Busverkehr gesperrt werden. Wir fahren daher am Dienstag, 6. Februar 2024, von 10 Uhr bis voraussichtlich 18 Uhr mit unseren Stadtbuslinien verschiedene Umleitungsstrecken. Die Haltestellen Hauptbahnhof C in der Calvinstraße, sowie die Bussteige 1 bis 6 am Hugenottenplatz werden in dieser Zeit nicht bedient.

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