Vorverkauf ab 15. April

Das Programm fürs Figurentheater-Festival 2023 in Erlangen, Fürth, Nürnberg und Schwabach

Redaktion Erlanger Nachrichten

5.4.2023, 11:04 Uhr
Die Formation "halt past selber Schuld" mit "The last mortal".

© Christian Ahlborn Die Formation "halt past selber Schuld" mit "The last mortal".

Die Vielfalt unterschiedlicher Sparten, das Begegnen unterschiedlicher Sichtweisen und Sehgewohnheiten, die ganze Bandbreite der Darstellenden Künste, vom Puppentheater bis zur Lecture Performance, sind die Alleinstellungsmerkmale dieses Großraumfestivals.

Nico Beutler Projekts zeigt "Ginko".

Nico Beutler Projekts zeigt "Ginko". © Anja Beutler

Vom 12. bis 21. Mai findet in Erlangen, Nürnberg, Fürth und Schwabach das 23. internationale figuren.theater.festival statt, eines der wichtigsten Festivals in Europa für zeitgenössisches Figuren-, Bilder- und Objekttheater an der Schnittstelle zu Tanz, Performance und Neuen Medien und mit über 180 Vorstellungen von mehr als 70 Compagnien aus 27 verschiedenen Ländern eines der größten Theaterfestivals in Deutschland überhaupt.

Mit ungewöhnlichen Inszenierungen, Interventionen im öffentlichen Raum und einem umfangreichen Begleitprogramm wird sich das Festival in diesem Jahr international noch weiter öffnen und globalen Perspektiven eine eigene Sonderreihe widmen. Über 20.000 Besucher werden an zehn Festivaltagen in den zahlreichen Spielstätten erwartet.

"Brechts Gespenster" in einer Inszenierung des Berliner Ensembles.

"Brechts Gespenster" in einer Inszenierung des Berliner Ensembles. © Joerg Brueggemann / OSTKREUZ, NN

Bereits vier Jahre ist es her, dass das von den Städten Erlangen, Nürnberg, Fürth und Schwabach biennal organisierte Festival in regulärer Weise über die Bühnen gehen konnte. Vor zwei Jahren – mitten in der Pandemie – musste die Veranstaltung mehrfach umgeplant werden und durfte schließlich zum angekündigten Zeitpunkt doch nur digital bzw. kontaktlos stattfinden.

Neue Formen durch die Pandemie

Die Spielmöglichkeiten des Internets brachten jedoch auch neue Formen der darstellenden Kunst hervor – das Netz wurde zum Spielpartner, zur Figur. Im Laufe des Jahres 2021 konnten an mehreren Wochenenden die meisten angekündigten Veranstaltungen nachgeholt werden, was nicht nur für das Publikum, sondern vor allem für die Künstler wichtig war. Auch im aktuellen Programm sind ausgewählte digitale Formate vertreten und der öffentliche Raum spielt eine größere Rolle als früher.

Die Künstler werden die Innenstädte und – vor allem in Erlangen – die Stadtteile stark in das Festivalgeschehen einbeziehen. Die monumentalen Pappkarton-Architekturen, die das Team von Olivier Grossetête gemeinsam mit den Erlanger Bürgern erschaffen wird, versprechen spektakulär zu werden.

Der diesjährige Festivalspielplan ist eine ausgewogene Mischung aus bereits bekannten und beliebten Festivalgästen und Neuentdeckungen. Die französische Compagnie 111 von Aurélien Bory, wird das Festival in Erlangen mit "Questcequetudeviens?" eröffnen, einer Hommage an die Flamenco-Tänzerin Stéphanie Fuster. Ebenfalls dem Festivalpublikum bestens bekannt ist die Compagnie Mossoux-Bonté, deren Tanz- und Bildertheater diesmal mit "Les Arrière-Mondes" in der Tafelhalle zu sehen sein wird.

Die Live-Kino-Spezialisten von Hotel Modern setzen sich in "Our Empire" mit der niederländischen Kolonialgeschichte auseinander und eröffnen damit in Fürth. Mit dem Stuffed Puppet Theatre von Neville Tranter, das erstmals auch in Schwabach gastieren wird, dem Puppentheater Halle, dem Figurentheater Wilde & Vogel, dem Theater Waidspeicher, der Performancegruppe Berlin aus Belgien oder den Theater-Anarchisten von half past selber schuld kann man sich auf weitere Bekannte freuen.

Exzessive Bühnenshow

Höhepunkte versprechen die exzessive Bühnenshow "Gingko" von Nicole Beutler Projects aus den Niederlanden im Erlanger Markgrafentheater zu werden, "Farm Fatale" des französischen Regie-Stars Philippe Quesne, die Tanz-Produktionen von Cristiana Casadio und Petrikor Danse von Bettina Szabo in der Tafelhalle oder das Theater Chemnitz im Kulturforum Fürth, das Frauen aus Vietnam eine Bühne bietet, die von ihren Lebenswegen und Erfahrungen als Vertragsarbeiterinnen in Deutschland erzählen.

Chloe Moglia präsentiert eine ihrer spektakulären Performances.

Chloe Moglia präsentiert eine ihrer spektakulären Performances. © Johann Walter Bantz, NN

Experimentelle Performances sind von Studio Julian Hetzel + Ntando Cele zu erwarten, die ihre neueste Arbeit "SPAfrica" präsentieren werden, vom O-Team, von Robbert & Frank und von der Schweizer Choreografin Anna Anderegg. Nico and the Navigators werden in "Du sollst Dein Leben rendern!" im Erlanger E-Werk dem Publikum Augmented-Reality-Brillen aufsetzen und Nathan Ellis mit "work.txt" das Publikum im Kulturforum Fürth zum Mitwirken auffordern.

Mit 17 Compagnien, die 19 verschiedene Produktionen für junges Publikum zeigen, ist auch in diesem Jahr das Kinder- und Jugendtheater wieder breit vertreten. Die meisten dieser Produktionen kommen ohne Sprache aus. Zum Abschluss des Festivals wird es dann noch einmal "großes Theater" geben, wenn das ehrwürdige Berliner Ensemble mit der wohl berühmtesten Puppenspielerin Deutschlands, Suse Wächter, "Brechts Gespenster" im Markgrafentheater zum Leben erwecken wird.

"Postkolonialismus und Dekolonisierung sind zurzeit sehr wichtige Themen in Kunst und Kultur. Wir müssen erkennen, dass die koloniale Vergangenheit und das daraus resultierende Selbstverständnis bis heute unser Denken und Handeln beeinflusst. Die Anerkennung dieser Tatsache und das Einnehmen neuer Perspektiven eröffnet uns die Chance, ein vielfältigeres und gleichberechtigteres Weltbild zu erlangen", heißt es in der Pressemitteilung der Veranstalter.

Künstler aus Afghanistan, Indien, dem Iran, Syrien, Kenia, der Demokratischen Republik Kongo, Südafrika, El Salvador, Mexiko, Kuba und Uruguay sollen in der diesjährigen Programmreihe "#GlobalePerspektiven" den kulturellen Horizont erweitern. Aber, so weiter: "Nicht alle werden aus ihrer Heimat anreisen, manche leben freiwillig oder unfreiwillig in Europa." Gezwungenermaßen ihre russische Heimat verlassen mussten die Theatermaschinisten von Akhe aus Sankt Petersburg, die nun für Erlangen eine erste Produktion im Exil vorbereiten.

Hommage an Joachim Torbahn

Im Dezember 2021 ist der Nürnberger Puppenspieler, Puppenbauer, Bühnenbildner und Bildende Künstler Joachim Torbahn verstorben, der gemeinsam mit Tristan Vogt als Thalias Kompagnions die Figurentheater-Szene in Deutschland und international geprägt hat. Die Stadt Nürnberg würdigt sein Werk in einer großen Ausstellung im Künstlerhaus mit dem Titel "Hin und weg".

In Erlangen lässt das Künstlerduo Böhler & Orendt in der spektakulären Installation "The Carrion Cheer, a Faunistic Tragedy" ausgestorbene Tierarten zu Wort kommen, bei der deutsch-amerikanischen Fotografin Francesca Hummler interagiert ihre äthiopische Adoptivschwester in "Unsere Puppenstube" mit einem Familienerbstück und im kultur.lokal.fürth präsentiert Yvonne Dicketmüller 3D-gedruckte Kostüme, handgewebte Lautsprecher und E-Textiles-Stickereien. Das Junge Forum in Erlangen bietet Studierenden der Theaterhochschulen Gelegenheit, eigene Arbeiten zu präsentieren und sich intensiv mit dem zeitgenössischen Figurentheater auseinanderzusetzen. Das Begleitprogramm umfasst außerdem Gesprächsrunden, Workshops und Filme.

Der Kartenvorverkauf beginnt am Samstag, 15. April, unter www.figurentheaterfestival.de, an den Vorverkaufsstellen im Großraum Erlangen, Nürnberg, Fürth, Schwabach und allen Reservix-Vorverkaufsstellen deutschlandweit. Ein Faltprospekt mit den wichtigsten Terminen liegt an Vorverkaufsstellen und in Kultureinrichtungen in der Region aus und steht zum Download auf der Website bereit.

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