Mehr soziale Teilhabe: Das Projekt Housing First in Nürnberg startet

Ilse Weiß fein raus-Redaktion

7.10.2022, 13:04 Uhr
Mehr soziale Teilhabe: Das Projekt Housing First in Nürnberg startet

© unsplash

Housing First Nürnberg

In Nürnberg haben wir weit über 2000 Kinder, Frauen und Männer ohne ein eigenes Zuhause. Nun ist das Projekt in Nürnberg in Angriff genommen worden, wordurch versucht wird, dafür eine Lösung zu finden. Housing First, so fasst Projektkoordinator Max Hopperdietzel zusammen, „will Menschen eine Wohnung vermitteln, die sonst keine Chance haben eine zu bekommen.“ Etwa wegen eines Schufa-Eintrages oder wegen dem oft großen Misstrauen gegen vermeintlich wohnunfähige Obdachlose. Die Mietverträge sind bedingungslos, eine anfängliche Betreuung im Sinne einer begleitenden und ebnenden Unterstützung ist Teil des Konzepts.

Das Projekt hat begonnen

Housing First ist nun in Nürnberg zu Hause und besser kann ein Projekt kaum starten: Noch auf dem Weg zur Pressekonferenz erhielt Projektkoordinator Max Hopperdietzel eine Mail von einem Hauseigentümer. Der hatte vom Start des Projektes „Housing First Nürnberg“ gehört und bot dafür spontan eine Ein-Zimmer-Wohnung in Gostenhof an. „Ein gutes Zeichen“, freute sich Max Hopperdietzel. Und nicht das erste: Seit dem offiziellen Start von „Housing First Nürnberg“ am 1. August wurden bereits vier Wohnungen angeboten, drei sind schon vergeben. An einen jungen Mann zum Beispiel, der es in der ihm zugewiesenen Obdachlosenpension nicht aushielt und zuletzt im Wald lebte. Oder an eine junge Frau, die schwanger ist und ihr Kind nun in einer sicheren Umgebung groß ziehen kann.

Die Freude ist groß

Das Bayerische Ministerium für Arbeit, Familie und Soziales finanziert auf Empfehlung der Regierung von Mittelfranken ein Jahr lang die Stelle des Koordinators und bald einer Sozialarbeiterin, die sich um Mieter- und Vermieterbelange kümmern wird. Alle Wohnungen kommen bisher von Privateigentümern. Einer von ihnen ist Stefan Rosenzweig. Er arbeitet seit einigen Jahren bei der mudra im Waldprojekt, war nach Differenzen mit seinem Vermieter 15 Jahre obdachlos und lebt heute sehr froh in seiner Mietwohnung. Für Housing First setzt er sich ein so gut es geht. "Denn ohne feste Bleibe kann sich ein Mensch nicht weiterentwickeln“, so Stefan. Auch Nürnbergs Sozialreferentin Elisabeth Ries ist begeistert. Sie freue sich über diese positive Seite ihrer Arbeit, die allzu oft mit Mangel an Geld und Wohnraum zu tun habe.

Das Konzept war schon im Stadtrat und im Sozialausschuss positiv aufgenommen worden. Die Stadt Nürnberg habe zwar nicht das Geld, um selbst ein solches Projekt zu stemmen, aber sie und ihre Kolleginnen und Kollegen beim Sozialamt seien entschlossen die Arbeit so gut wie möglich zu unterstützen. Manfred Seemann, Geschäftsführer der Max Brose Hilfe e.V., sprach schließlich aus der Perspektive eines Geldgebers. Sein Verein hat dem jungen Projekt bereits eine großzügige Spende überwiesen. Geld, mit dem etwa Kautionen gezahlt oder eine kleine Küche angeschafft werden kann. Zu Motivation seines Vereins sagt er: „Oft verlassen kleinere Projekt eingefahrene Wege und leisten Hilfe, man auf den ersten Blick nicht sieht." Das will sein Verein unterstützen. Walter Grzesiek, Vorstandsvorsitzender des Vereins Straßenkreuzer erklärte, dass die beteiligten Projektpartner keinen neuen Verein gründen wollten, um Ressourcen zu schonen. Der Straßenkreuzer stellt in seiner Geschäftsstelle am Maxplatz 7 daher unkompliziert Räume und Ausstattung für Housing First zur Verfügung. Passend zum Ziel des Vereins, alles zu fördern, was armen und obdachlosen Menschen helfen kann.


Die Straßenkreuzer Bude

Dieses Hausprojekt entwickelt sich in Nürnberg-St. Johannis

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