So will ein selbstverwaltetes Hausprojekt in St. Johannis gegen Mietwucher ankämpfen
15.6.2022, 17:14 UhrZiel der Initiative ist es, bezahlbaren, sozialen und solidarisch organisierten Wohnraum zu schaffen, der von den Bewohner:innen selbstverwaltet wird. In einer konkreten Immobilie in der Julienstraße 8 in Nürnber-St. Johannis soll das Form annehmen. Das Hausprojekt Die jAcht will aktiv werden, damit Wohnungspolitik wieder gerechter wird. Denn angesichts eines aus den Fugen geratenen Wohnungsmarkts soll mit dem Projekt nicht nur Wohn- und Lebensraum für die Hausgemeinschaft gesichert, sondern "auch ein Zeichen gesetzt werden: Der Immobilienmarkt in Nürnberg und in anderen Städten schließt vor allem, aber nicht nur, Familien und Geringverdienende aus", erklärt das Initiativ-Team. Die Aktiven der jAcht sehen in der aktuellen Lage das Grundrecht auf Wohnen in Frage gestellt.
Worum geht es im Detail?
Bewusst ist das Nürnberger Projekt Mitglied im Mietshäuser Syndikat, einer Initiative, die 1992 in Freiburg gegründet wurde und als Dachverband für mehr 170 Hausprojekte in ganz Deutschland ist, deren Mitglieder ihr Haus nicht als Privatpersonen besitzen, sondern als Gemeinschaft nutzen und gestalten. Um dafür den Weg frei zu machen, organisieren sich die Hausbewohner:innen in einem Hausverein, der mit dem Syndikat eine GmbH gründet. Die Haus GmbH kauft dann letztlich die Immobilie. Sollte die Hausgemeinschaft einen Weiterverkauf der Immobilie in Betracht ziehen, kann das Mietshäuser Syndikat als Mit-Gesellschafter ein Vetorecht. Letztlich bedeutet das, dass die Immobilie, also das Haus, niemandem persönlich gehört, sondern immer all denen, die es bewohnen.
Eine Bereicherung für St. Johannis und die Stadtgesellschaft in Nürnberg
Die Selbstverwaltung als Basis-Element bietet Chancen für die Hausgemeinschaft und ihre Umgebung: Mittelfristig können Flächen, die nicht als Wohnraum genutzt werden, auch Platz für Ideen wie eine offene Werkstatt, einen Umsonstladen oder ein Stadtteil-Café bieten. "So können Begegnungsorte für die Nachbarschaft entstehen, die als gemeinschaftlich organisierte Freiräume die Straße, den Stadtteil und die Stadt bereichern", so die Initiatoren. Auch Fragen der Nachhaltigkeit und modernen Energieversorgung obliegen den Bewohnenden. Sie können sich also für Solarpanele oder auch den Anbau eigenen Gemüses entscheiden.
Wie Selbstverwaltung in so einem Fall funktioniert
Um den Kauf zu finanzieren, nimmt die Haus-GmbH Bank- und Direktkredite auf, die mit der Miete abgezahlt werden. Direktkredite sind Nachrangdarlehen, die dem Projekt ohne Umwege über eine Bank zu einem Zinssatz von bis zu 1,0 % von Unterstützer*innen geliehen werden. Durch einen hohen Anteil an Direktkrediten (ein Drittel) bleiben die Mieten im Haus stabil und für alle bezahlbar. Aktuell ist die Initiative auf der Suche nach Unterstützer:innen, die das Projekt mit einem Direktkredit ermöglichen und durch diese nachhaltige Geldanlage zu einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung beitragen wollen. Das Team bietet einen Zinssatz von 1,0%. Erhoffte Beiträge liegen zwischen 1000 Euro und 10.000 Euro. Je mehr Menschen sich beteiligen, desto niedriger wird logischerweise der Anteil, der über die Bank kommen muss. Ein Drittel wird über einen Kredit von der Bank bewerkstelligt. Das Hausprojekt könne nur laufen und funktionieren, wenn sich genügend Privatleute beteiligen, heißt es vom Team.
Mehr Informationen erhältst Du nicht nur auf der Webseite der Initiative, sondern auch bei verschiedenen Terminen in Nürnberg: Zum Beispiel während des Brückenfestivals unter der Theodor-Heuss-Brücke (12. bis 13. August) sowie während des Festivals "Fürth im Übermorgen", das vom 7. bis 10. Juli im Stadtpark stattfindet.
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