Streit um Tarifvertrag

„Vergiftet und unmoralisch“: Verdi verlangt von Galeria bessere Bezahlung seiner Mitarbeiter

Stefanie Banner

Thementeam Regionale Wirtschaft und Wohnen

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18.10.2024, 09:19 Uhr
Seit August heißt Galeria Karstadt Kaufhof nur noch Galeria. In Nürnberg hängt aber immer noch das alte Karstadt-Schild an der letzten verbliebenen Filiale an der Lorenzkirche.

© Stefanie Banner Seit August heißt Galeria Karstadt Kaufhof nur noch Galeria. In Nürnberg hängt aber immer noch das alte Karstadt-Schild an der letzten verbliebenen Filiale an der Lorenzkirche.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) ist über das angekündigte Angebot der Galeria-Unternehmensleitung an die Beschäftigten für eine "Anpassung der Vergütung" empört: "Das angekündigte Angebot ist vergiftet und unmoralisch. Wir fordern die Geschäftsführung auf, solche Angebote zu unterlassen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren", sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer in einer Pressemitteilung. "Die Beschäftigten bei Galeria haben – anders als die Eigentümer – den Laden seit Jahren am Laufen gehalten. Sie haben ohne Wenn und Aber eine faire Bezahlung verdient."

Galeria sei im Zuge der Kündigung des Integrationstarifvertrages verpflichtet, mit Verdi eine Anschlussregelung auszuhandeln, heißt es weiter. Dass die neuen Eigentümer dies mit ihrem angekündigten Angebot für eine "Anpassung der Vergütung ohne Tarifabschluss" aushebeln wollten, schlage dem Fass den Boden aus, sagte Zimmer. "Geplant wird bei Galeria ein dauerhafter Abschied von den regionalen Entgelt- und Manteltarifverträgen der Branche und in der Folge auf Dauer ein Einkommensniveau stark unterhalb der marktüblichen Entgelte – das ist mit uns so nicht zu machen."

Verdi nennt das Vorgehen von Galeria "pure Erpressung"

Schon heute erhielten die Beschäftigten bei Galeria fast 30 Prozent weniger als Einzelhandelsbeschäftigte mit Tarifvertrag, so Zimmer weiter. Dass die Geschäftsführung den Beschäftigten mehr Geld in Aussicht stelle, sei daher gut – aber die Bedingungen dafür seien pure Erpressung. Denn die Beschäftigten würden mit ihrer Unterschrift zu den vom Arbeitgeber geänderten Arbeitsbedingungen die Nachwirkung des Integrationstarifvertrages und damit den Rechtsanspruch auf alle bisherigen tarifvertraglichen Leistungen des Einzelhandels aufheben.

In den normalen Einzelhandelstarif "wollte das Unternehmen eigentlich bis 2025 zurück. Das wurde uns 2020 versprochen, als wir wegen der ersten Insolvenz mit dem Integrationstarif auf vieles verzichtet haben", sagte der Betriebsratsvorsitzende von Galeria in Nürnberg, Robert Firtzlaff, gegenüber der Redaktion im Juni. "Was man aber von diesen Versprechungen halten kann, sieht man ja jetzt. Wir können der Unternehmensleitung nicht mehr trauen. Ein eigener Haustarif würde bedeuten, dass wir auch den Manteltarif aufgeben."

Was künftig an Leistungen gewährt werde, liegt laut Verdi dann allein in der Entscheidung des Arbeitgebers. Zudem müssten nach den Plänen der Geschäftsführung 90 Prozent der Mitarbeitenden einer Filiale dem Angebot zustimmen, damit es umgesetzt werde. Zimmer: "Offenkundig wird damit versucht, die Zustimmung zum Angebot zu erpressen, indem Beschäftigte gegenseitig unter Druck gestellt werden. Dies widerspricht dem Prinzip der individuellen Vertragsfreiheit."

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